Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Die Tonspur

Ein Wort zum Montag, dem 3. Mai 2021 

VON CORNELIA SENG

Wie lege ich eine „Tonspur“ an, und wie verschicke ich sie? In dieser Woche habe ich es herausgefunden. 

Eine von den OMAS GEGEN RECHTS hatte zum Tag der Bücherverbrennung durch die Nazis am 10. Mai 1933 die Idee: Wir legen eine „Tonspur“ an mit Texten aus den damals verbrannten Büchern und geben so den verfemten Autoren wieder eine Stimme. 

Am 10. Mai 1933 und noch Tage danach brannten in deutschen Städten große Mengen von Büchern. Abgesprochen und organisiert. Meist Studenten und Professoren „säuberten“ die Bibliotheken. Mit Lastwagen, so heißt es, habe man die Bücher angefahren. In Kassel wurde auf dem Friedrichsplatz ein großes Feuer gemacht. Diese deutschen Autoren waren den Nazis unliebsam, Juden, Sozialisten, Freidenker und andere, Menschen eben, deren Gedanken der Gewaltherrschaft der Nazis entgegenstanden. Der Satz von Heinrich Heine, schon 1821 geschrieben, sollte Wirklichkeit werden: „Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Ich habe ein Gedicht von Hilde Domin für die „Tonspur“ ausgewählt. Im Jahr 1933 hatte Hilde Domin zwar noch kein Gedicht geschrieben. Als deutsche Jüdin floh sie vor der Verfolgung durch die Nazis erst nach Rom, dann über Großbritannien in die Dominikanischen Republik. Erst nach dem Krieg wurden ihre Gedichte in Deutschland bekannt. „Wir sollten mehr von Hilde Domin lesen“, denke ich und wähle das Gedicht „Abel, steh auf“. 

Die Menschheitsgeschichte außerhalb des Paradieses beginnt mit einem Brudermord, so erzählt es die Bibel (1. Mose 1, 4). Gott fragt Kain nach seinem Bruder Abel, den er gerade erschlagen hat. Und Kain gibt kaltschnäuzig zur Antwort: „Sollte ich meines Bruders Hüter sein?“

Was wäre, wenn wir heute gemeinsam sagen würden: „Ja, ich bin dein Hüter, Bruder“, wie es Hilde Domin vorschlägt? Was würde es bedeuten für die Menschen in den Flüchtlingslagern? Und was für die, von denen wir Kaffee, Tee und Kleidung so billig kaufen können? 

„Ja ich bin hier ich dein Bruder“
 … und deine Schwester

Das ganze Gedicht von Hilde Domin können Sie hier hören:

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