Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Können Vögel irren?

Ein Wort zum Montag, dem 1. März 2021

VON CORNELIA SENG

Die Vögel singen wieder! Frühmorgens, wenn es noch dunkel ist. Ich stehe früh auf, öffne das Fenster weit und höre ihnen eine Weile zu. Die Amsel höre ich immer raus und auch das Zirpen der Meisen. Die Nachbarin hat Nistkästen und eine Futterstelle auf dem Balkon. Wie laut so ein kleiner Vogel singen kann! Voll Lebenslust und Hingabe. Sein Lied lobt den Schöpfer, preist das Leben. Er macht sich keine Gedanken über das Insektensterben und nicht darüber, ob er für seine Jungen noch ausreichend Nahrung finden wird. – Ist das purer Optimimus, nach dem kölnischen Spruch: „Et hät noch immer jot jejange“?

Ich bin nicht leichtfüßig unterwegs. Es gibt Tage, an denen mir das Dunkel in der Welt übermächtig scheint. Die Vergiftung der Umwelt, das Sterben der Bäume im Habichtswald, die Stagnation in der Flüchtlingspolitik. Wie kann ich weiter zusehen, dass man Menschen einfach ertrinken lässt, weil man meint, seine Grenzen verteidigen zu müssen gegen Mitmenschen in Not?

Aber pessimistisch bin ich auch nicht. – Ich merke, dass die Kategorien „optimistisch oder pessimistisch“ nicht recht auf mich passen. Er sei „Possibilist“, sagt der von mir sehr geschätze katholische Theologe Paul Zulehner, „er halte alles für möglich“. Der Mensch sei zu allem fähig, sagt der Possibilismus, zum Bösen wie zum Guten. Hilft mir das weiter?

„Hoffung ist wie der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist“, hat der bengalische Philosoph Rabindranath Tagore gesagt.

Hoffnung hat einen Grund. Hoffnung setzt auf Gottes Liebe, der sein Projekt namens Schöpfung nicht fallen lassen wird. Hoffnung weiß um das Risiko, Hoffnung riskiert Vertrauen: Trotzdem.

Mir fällt die Geschichte von Petrus ein: Müde und frustriert kommt er vom morgendlichen Fischfang. Er war erfolglos. Als Jesus ihn ermuntert, noch einmal rauszufahren, spricht das gegen alles, was er bisher über den Fischfang weiß. „Aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen“, sagt er zu Jesus (Lk. 5,5). Und staunt über die Fülle der gefangenen Fische.

So ist Hoffnung: zu singen, wenn die Nacht noch dunkel ist.
Oder mit Martin Luthers berühmtem Wort: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Singen, pflanzen, gegen das Unrecht protestieren, das macht Hoffnung.

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