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Aktueller Antisemitismus in Deutschland

Verflechtungen, Diskurse, Befunde – Neue Broschüre der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Auch nach der Shoah ist Antisemitismus in Deutschland und Europa weiterhin präsent, wie Untersuchungen und Schilderungen von Betroffenen immer wieder deutlich belegen. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren in Deutschland – ebenso wie in den meisten anderen europäischen Ländern – ein Aufstieg rechtspopulistischer und rechtsnationalistischer Parteien festzustellen, der nicht zuletzt mit sich offensiv artikulierendem Rassismus einhergeht. Jüdinnen und Juden in Europa erfahren seither eine Zunahme von offenem Antisemitismus. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur oder der Angriff vor der Hamburger Synagoge im Oktober 2020 sind traurige Belege dafür. Es gibt jedoch recht unterschiedliche Wahrnehmungen und Einschätzungen, aus welchen Motiven, Ideologien und Gruppen sich der gegenwärtige Antisemitismus in Deutschland und Europa speist.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung 2019 entschlossen, weitere Studien und Projekte zur Auseinandersetzung mit dem und zur Bekämpfung des Antisemitismus zu starten. Insbesondere war es dabei wichtig, jüdischen Stimmen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und jüdisches Leben in Deutschland stärker in den Fokus zu stellen. Die hier nun vorgelegte Studie von Anne Goldenbogen und Sarah Kleinmann liefert einen ersten Beitrag dazu.

Die Autorinnen gehen in der Studie, von einer Begriffsdefinition von Antisemitismus aus, die stark von der Kritischen Theorie beeinflusst ist. Ein Hauptkapitel fasst die aktuelle Forschungslage im Hinblick auf ausgewählte empirische Studien zusammen. Dargestellt werden im ersten Schwerpunkt jüdische Perspektiven auf Antisemitismus und die wahrgenommene Bedrohungslage in Europa und der Bundesrepublik – sowohl hinsichtlich des Ausmaßes als auch der Art der Erfahrungen und Befürchtungen. Die Bedrohungswahrnehmung ist erschreckend hoch, die Hoffnung auf Unterstützung fragil.

Ein weiteres Hauptkapitel vertieft die Kontextualisierungen von Antisemitismus und die komplexen ‚Verschränkungen‘ mit den einerseits verwandten und zugleich doch zu unterscheidenden Phänomenen Rassismus und insbesondere Antiziganismus. Anne Goldenbogen und Sarah Kleinmann betonen, wie wichtig die Perspektive von Betroffenen für die Debatte ist. Sie argumentieren aber auch, dass die offensichtlichen diskursiven Verschränkungen Ausgangspunkt solidarischer Allianzen über bestehende Grenzen und Lager hinweg sein könnten.

Die Autorinnen

Anne Goldenbogen ist Politikwissenschaftlerin, ihre Arbeitsschwerpunkte sind: politische Kommunikation, politische Bildung, Antisemitismus, gewerkschaftliche Organisierung.

Sarah Kleinmann ist Empirische Kulturwissenschaftlerin und arbeitet zu Erinnerungskulturen bezüglich der nationalsozialistischen Verbrechen, Antisemitismus, Antiziganismus, Grenzräumen sowie gesellschaftlichen Perspektiven auf Kriminalität und Devianz.

Hier die Broschüre als PDF-Datei:

Download hier

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