Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Die Laterne auf dem Balkon

Ein Wort zum Montag, dem 14. Dezember 2020

VON CORNELIA SENG

Kommt es mir nur so vor, oder ist die Dunkelheit in diesem Jahr tatsächlich dunkler als sonst? Die bunte, künstliche Weihnachtsbeleuchtung in den Einkaufsstraßen erreicht mich in diesem Jahr nicht. Der Trubel in den Läden lenkt mich in diesem Jahr nicht ab – ich meide ihn.

Wir werden zum ersten Mal Weihnachten ohne unsere Kinder verbringen. Nur wir beide. Uns scheint es vernünftig, niemandem das Reisen zuzumuten. Und dem Austausch von Viren keine Chance zu geben. Aber die Gemeinschaft wird uns fehlen, die der Familie, von Freunden und der gemeinsame Gesang in der Kirche. 

Doch jeden Abend leuchtet die Laterne auf unserem Balkon mit einer dicken roten Kerze. Es ist eine der Restkerzen, übriggeblieben von einem der Adventskränze im Gemeindehaus in Wermelskirchen in den letzten Jahren. Ein bescheidenes, stilles, warmes Licht geht von ihr aus. Ein Licht, das verbindet. Es verbindet mich mit den Weihnachtsfeiern der vergangenen Jahre, dem kraftvollen Gesang und den vielen Menschen, die mir freundlich „Frohe Weihnachten“ gewünscht haben.

Mehr als sonst warte ich sehnsüchtig auf die Geburt des Einen, der es hell gemacht hat in der Welt. Bei seiner Geburt stand ein wegweisender Stern am Himmel, und es heißt, dass die „Klarheit des Herrn“ die Hirten umleuchtete. Als er ein Mann war, hat er von sich gesagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh. 8,12). Zum Glück haben auch mich seine Worte erreicht, und mir ist ein Licht aufgegangen. Das Licht des Lebens. 

Wieviele Generationen von Menschen waren nötig, damit auch mich diese Botschaft erreicht? Wieviele Menschen haben seitdem in ihm das Licht des Lebens gefunden und erfahren, dass er es tatsächlich hell macht? 

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“, ist eines meiner Lieblingslieder in der Adventszeit. Es stammt von Jochen Klepper. Er hat es 1938 gedichtet, als schon klar war, dass die Nazis seiner jüdischen Frau und den Töchtern nach dem Leben trachteten. Eine dunkle Zeit, viel dunkler als heute!

Nein, das Licht kommt nicht aus der Weltgeschichte. Da ist es dunkel. Es kommt von außen, es kommt von Gott her in die Welt. Es geht von dem Kind in der Krippe aus. Es wird weitergetragen von den Menschen, die seinem Licht folgen. Von Menschen, die es beherzt wagen, Frieden zu machen, Liebe und Gerechtigkeit zu leben. Auch und gerade in dunkler Zeit.

Ich freue mich auf Weihnachten.

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