Zum 40. Mal: Stadtspaziergang mit Armin Himmelrath

Erfolgsveranstaltung der Volkshochschule Bergisch Land 

VON VIOLA WILLINGHÖFER

Es ist schon eine sehr gute Tradition in Wermelskirchen, die Tradition aktiver Demokratie und Vergewisserung der Geschichte der Heimatstadt: Der Stadtspaziergang mit Armin Himmelrath, Journalist beim Spiegel, Stadthistoriker, Erwachsenenbildner, Kabarettist und Moderator. Zum vierzigsten Mal hat Armin Himmelrath ein Gruppe durch die Stadt geführt an Orte, an denen die Geschichte der Stadt sichtbar wird, lebendig, nachvollziehbar, erlebbar. Etwa 40 Menschen waren am Sonntag der Einladung der VHS gefolgt, Frauen und Männer, Alte und Junge, Dellmänner und -frauen sowie Zugezogene. Manche waren zum ersten Mal beim Himmelrathschen Stadtspaziergang dabei, viele schon zum wiederholten Mal.

Mit laminierten Kopien von historischen Fotos, Dokumenten und Schriftstücken bebildert Armin Himmelrath gleichsam die Geschichten, die er an unterschiedlichen Orten lebendig unters Volk zu bringen weiß. 

Vom Treffpunkt am Lehrer-Parkplatz des Gymnasiums ging’s in Richtung Berufsschule. Dort erwartete die Teilnehmer die Geschichte der ehemaligen Bewohner zweier Nachbarhäuser: der Nazichef der Stadt gleichsam Wand an Wand mit der Familie des verfolgten Kommunisten. Die Kinder spielten in den rückwärtigen Gärten der Straße gemeinsam. Zunächst.

An der Katt gab es die Geschichte der Zwangsarbeiterinnen aus Ostgebieten, der Ukraine. Eine Gruppe von jugendlichen Mädchen, die sonntags schon mal in die Innenstadt gegangen sind und damit riskierten, angepöbelt oder gar angespuckt zu werden. Aber keiner hat etwas dagegen gesagt oder gar unternommen. Niemand konnte später sagen, das habe er nicht gesehen, davon habe man nichts gewusst. Unter den Spaziergängern waren auch Jugendliche im Alter der Zwangsarbeiterinnen. Das hat Armin Himmelrath so in seinen Vortrag einfließen lassen. Und so seine Erzählung nah und eindrücklich gemacht. 

Das Thema Kinder in der Nazi-Zeit hat Himmelrath in der Umgebung der Dörpfeld-Schule angerissen. Er hat den Zwang beschrieben, bei den Nazi-Gruppen dazugehören zu müssen. Sehr plastisch. Auf dem Hof der Dörpfeld-Schule hat sich die Gruppe zusammengestellt. Und die Geschichte von der Hitler-Jugend verfolgt. Wenn man nicht im BDM, Bund Deutscher Mädel, oder der Hitler-Jugend war, wurde man morgens beim Appell erst einmal erniedrigt und oft auch geohrfeigt. So lange, bis die Kinder zu Hause die Eltern gebeten haben, mitmachen zu dürfen, um den Repressalien zu entgehen.

Ein Lehrer war auch nach der Befreiung noch im Lehramt und ist brutal mit den Kindern umgegangen. Auch dazu gab es von Armin Himmelrath ein Foto. Ein Mann, der ganz friedlich aussah. Dem man seine Quälereien nicht ansah.

Vor einigen Stolpersteinen hat Himmelrath die Lebensgeschichten der Menschen referiert, an die mit den Stolpersteinen erinnert wird. Alle haben gespannt zugehört. Fragen wurden direkt oder auch beim Gang zum nächsten Standpunkt gestellt.

Schließlich hat Armin Himmelrath die Geschichte vom jüdischen Arzt Dr. Wohl erzählt, dessen Koffer er durch einen Zufall von der Kita Heisterbusch bekommen hatte. Eine Geschichte über die Irrwege von Deportation und Vertreibung, von Flucht und Heimkehr. 

Kurzum: Es war ein brillanter Vortrag! Immer wieder hörens- und sehenswert. Ich war zum zweiten mal bei einem Stadtspaziergang. Zusammen mit meinem Sohn Clemens, der diesen Rundgang schon durch seine Schule, das Gymnasium, gemacht hat, einmal im Grundschulalter mit seinem Papa und nun am letzten Sonntag.

Armin Himmelrath hat der Runde zum Abschluss angeboten, ihn anzusprechen, wenn eine Gruppe auch außerhalb der VHS einen Rundgang durchführen möchte. Wir müssen von unser Geschichte wissen. Immer wieder davon erzählen und niemals vergessen.

Zum Schluss haben wir auf dem Heinrich-Heine-Platz zusammengestanden, der zu Nazi-Zeiten nicht so hätte heißen können. Während des Spazierganges hat es immer wieder heftig geregnet. Das hat aber niemanden gestört. Wir waren am Ende alle nass und durchgefroren, aber keiner wäre auf die Idee gekommen, früher nach Hause zu gehen.

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