NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DLXXVII)

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet bei der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz einen Höchstwert. Das RKI gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 1496,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1439,0 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1220,8 (Vormonat: 1474,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland melden dem RKI binnen eines Tages 237.086 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.03 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 192.210 Ansteckungen. Experten gehen von einer hohen Zahl an Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. In allen Bundesländern nimmt das Fallaufkommen weiter zu. Mit 3541 Neuinfektionen verzeichnet das Saarland einen neuen Höchstwert. Niemals zuvor wurde dort binnen eines Tages ein höherer Wert erfasst. Im Bundesländervergleich übermittelt Bayern die meisten neuen Fälle (49.599), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (48.473) und Baden-Württemberg (40.320). Die bundesweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz meldet derzeit der Schwarzwald-Baar-Kreis mit 3182,2, gefolgt vom Landkreis Haßberge in Bayern mit 3050,7. Auch der Landkreis Eichsfeld in Thüringen verzeichnet mit einer Inzidenz von 3005,1 hohe Zahlen. Der Anteil der 60- bis 79 -Jährigen unter den Infizierten ist stark gestiegen. Vor einem Monat lag er bei 7,5 Prozent, nun macht er über 10 Prozent aus. Die Jüngeren sind weiterhin überrepräsentiert. Schüler und Kita-Kinder werden allerdings im Gegensatz zu Älteren systematisch getestet. Auch heute zeigt sich bei den Werten auf den Intensivstationen kaum Veränderung, die Zahlen der Covid-Patienten und Intensivbetten bleiben in etwa gleich. Der Anteil der freien Betten sinkt leicht auf 16 Prozent, wie aus dem DIVI-Intensivregister hervorgeht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt sich angesichts der steigenden Fallzahlen besorgt. Diese würden mittelfristig auch zum Problem für die Krankenhäuser. “Die Lage ist objektiv viel schlechter als die Stimmung”, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Dass Omikron nicht tödlich sei, sei eine Fehleinschätzung. Bei Ungeimpften sei dies nicht der Fall, und auch Geimpfte könnten schwer erkranken.

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, hat angesichts steigender Corona-Infektionszahlen vor einem Ende der Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen gewarnt. “Das Tragen von Masken ist eine erprobte und einfache Schutzmaßnahme. Es wäre ein Fehler, dieses Mittel ohne Not aus der Hand zu geben”, sagt Marx den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mit Masken könne man sich und andere effektiv gegen eine Infektion schützen. “Die Länder sollten deswegen in jedem Fall auch nach dem 20. März die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen beibehalten.” Die Deutschen sind beim geplanten Ende der tiefgreifenden Schutzmaßnahmen laut Umfragen gespaltener Meinung. 47 Prozent finden es angemessen, dass diese am 20. März enden sollen, auch wenn derzeit die Infektionszahlen wieder steigen. Das ergab eine Yougov-Erhebung. 44 Prozent der 2349 Befragten halten dies für unangemessen. Das ZDF-“Politbarometer” ergab ähnliche Ergebnisse. Gesundheitsminister Karl Lauterbach weist die Kritik an der geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes zurück. Die Kopplung der Schutzmaßnahmen an Inzidenz und Krankenhausbelastung sei rechtlich nötig. Die Landesparlamente sollten sich deshalb nicht mit der Kritik an den Plänen aufhalten, sondern auf deren Nutzung vorbereiten. Schon in “wenigen Tagen” werde dies notwendig. Die Länder sollen künftig für Hotspots schärfere Maßnahmen als den sogenannten Basisschutz beschließen können. Der Bund muss nach Ansicht der schleswig-holsteinischen Landesregierung bei den Corona-Regeln nachbessern. Die Länder bräuchten ein Infektionsschutzgesetz, das sie in der Pandemie handlungsfähig halte, sagt Finanzministerin Monika Heinold in Kiel bei einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. “Wir müssen weiter die Option haben, an Schulen mit Masken arbeiten zu können.” Nicht sehr praktikabel sei auch, dass der Landtag bei entsprechenden Zahlen einen Landkreis mehr oder weniger tagesaktuell zu einem Hotspot erklären müsse. Auch nach dem Auslaufen aller tiefgreifenden Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie will Bundesarbeitsminister Hubertus an einem Basisschutz am Arbeitsplatz festhalten. “Wir müssen gemeinsam weiter dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz kein Infektionsort wird”, erklärt der SPD-Politiker. “Deshalb bleiben auch nach dem 19. März Basisschutzmaßnahmen für die Arbeitswelt erhalten.” Laut dem Entwurf für eine neue Arbeitsschutzverordnung sollen Arbeitgeber auf der Grundlage von Gefährdungsbeurteilungen in einem Hygienekonzept die erforderlichen Maßnahmen festlegen. Dabei sollen Arbeitgeber das regionale Infektionsgeschehen berücksichtigen. Zu den möglichen Maßnahmen gehören ein für die Beschäftigten kostenfreier Schnelltest pro Woche und die Bereitstellung medizinischer Gesichtsmasken. Das Land Nordrhein-Westfalen steigt aus der anlasslosen Corona-Testung der Kinder in der Kindertagesbetreuung stufenweise aus. Das kündigt Familienminister Joachim Stamp in Düsseldorf an. Ab dem 3. April werde die landesseitige Förderung der PCR-Pooltests eingestellt. Etwa ein Viertel der Kommunen im bevölkerungsreichsten Bundesland böten diese bisher an. Sie bekämen wie die anderen drei Viertel der Kommunen im Bundesland bis Ostern noch entsprechende Mengen an Antigen-Schnelltests. In einem zweiten Schritt werde nach Ostern das anlasslose Testen der Kinder in der Kindertagesbetreuung insgesamt durch das Land beendet. Die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder verständigt sich auf ein stufenweises Auslaufen von Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen bis spätestens Mai. Bis dahin sollen alle Einschränkungen wie die Maskenpflicht und anlasslose regelmäßige Reihentests in Abhängigkeit der jeweiligen Lage vor Ort “möglichst” beendet werden, sagt die derzeitige Vorsitzende der KMK, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, in Lübeck nach einer zweitägigen Konferenz der Ressortchefinnen und -chefs aller Länder. Das gemeinsam zwischen den Ländern vereinbarte Vorgehen entspreche dabei Öffnungsschritten in anderen Teilen der Gesellschaft, betont Prien. Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht setzt die Maskenpflicht in Niedersachsens Diskotheken, Klubs und Shishabars vorläufig außer Vollzug. In einem unanfechtbaren Beschluss gibt das Gericht der Betreiberin einer Osnabrücker Diskothek recht. Insbesondere beanstanden die Richter, dass die niedersächsische Verordnung keine Ausnahme etwa zum Trinken oder Rauchen vorsieht. Das zweite Jahr in Folge hat die Pandemie die Grippewelle ausgebremst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Barmer, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Demnach gab es Anfang Februar unter den Barmer-Versicherten 85 Prozent weniger Krankschreibungen wegen Grippe als in den Jahren 2018 bis 2020. Barmer-Chef Christoph Straub erklärt, vor allem im kommenden Herbst werde die Grippeschutzimpfung wichtig, “da das Immunsystem nun über zwei Jahre weniger trainiert wurde”.

In ganz Deutschland kommen derzeit Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine an. Das Land Nordrhein-Westfalen kündigt nun an, niedrigschwellige Angebote für Corona-Schutzimpfungen einzurichten. Das Landesgesundheitsministerium bittet die Koordinatoren in den Städten und Kreisen, kurzfristig solche Möglichkeiten zu schaffen – beispielsweise mit Impfbussen an zentralen Punkten. “Wir gehen davon aus, dass viele Menschen, die aus der Ukraine zu uns kommen, mit Impfstoffen geimpft wurden, die nicht in der Europäischen Union zugelassen sind oder aufgrund der schrecklichen Lage in ihrem Heimatland ihren Impfstatus nicht vervollständigen können”, erklärt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Düsseldorf. Es sei wichtig, dass diese Menschen einen unkomplizierten Zugang zu Impfungen bekämen. Das französisch-österreichische Unternehmen Valneva erwartet für April die Zulassung seines Corona-Impfstoffs in Europa. Wie Valneva mitteilt, rechnet das Unternehmen im kommenden Monat mit einer bedingten Marktzulassung für seinen Impfstoff VLA2001 zur Immunisierung von Erwachsenen im Alter von 18 bis 55 Jahren. Die Belieferung europäischer Länder solle dann noch im zweiten Quartal 2022 beginnen. Der Totimpfstoff von Valneva enthält für die Immunisierung abgetötete Bestandteile des Coronavirus. Damit nutzt er eine ähnliche Technologie wie klassische Grippe-Impfstoffe und soll in normalen Kühlschränken gelagert werden können.

Die Zahl der Neuinfektionen in Österreich steigt weiter rasant. Im Vergleich zum Vortag sind mehr als 46.000 neue Fälle hinzugekommen. Rund 366.000 Menschen gelten aktuell als infiziert. Die Zahl der Todesfälle erhöht sich um sechs auf insgesamt 14.540.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert einen Anstieg der Covid-19-Infektionen durch Russlands Krieg in der Ukraine. Die WHO erklärt, der Anstieg sei wahrscheinlich auf eine Zunahme der Personenbewegungen, niedrige Impfraten in der Ukraine und einigen Aufnahmeländern sowie einen Stopp von Impfungen, Behandlungen und Tests zurückzuführen. Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante wird eine weitere chinesischeMillionenmetropole in einen Lockdown geschickt. Wie die Behörden von Changchun im Nordosten ankündigen, darf pro Haushalt nur noch alle zwei Tage eine Person für Einkäufe die Wohnung verlassen. Alle rund neun Millionen Bewohner sollen getestet werden. Die Behörden entschieden sich für die drastische Maßnahme, nachdem in den vergangenen Tagen mehrere Hundert Infektionen entdeckt worden waren.

Beitragsfoto © mirkosajkov (Pixabay)

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