NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLXIV)

NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLXIV)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut 29.518 Corona-Neuinfektionen gemeldet, ungefähr so viele wie am Donnerstag vor einer Woche. In der Zahl könnten allerdings auch Nachmeldungen aus Nordrhein-Westfalen vom Vortag enthalten sein. Wegen technischer Schwierigkeiten war eine größere Zahl von Meldungen der NRW-Gesundheitsämter nicht vollständig übermittelt worden. 259 weitere Menschen sind durch Covid-19 gestorben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mit 161,1 um einen Punkt höher als gestern. Wie aus dem aktuellen Divi-Intensivregister hervorgeht, werden in deutschen Kliniken derzeit 4987 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Das ist der höchste Wert seit 18. Januar, also seit etwas mehr als drei Monaten. Im Vergleich zum Vortag ist das ein Zuwachs um 21 Patienten. Demnach müssen 2772 Patienten invasiv beatmet werden, das sind 21 Personen mehr als am Vortag. Insgesamt sind den Angaben zufolge noch 3733 Betten in den deutschen Kliniken frei. Erneut weisen fünf Länder steigende Siegen-Tage-Inzidenzen auf – den höchsten Zuwachs verzeichnet Baden-Württemberg (182,9, plus 10,4) und das Saarland (137,3, plus 4,2). Den mit Abstand größten Rückgang verbuchte Sachsen, allerdings auf hohem Niveau (200,8, minus 20,1). Nur noch eins von 16 Bundesländern liegt weiterhin unter der 100er-Notbremsen-Schwelle: Schleswig-Holstein verbessert sich aktuell auf den Wert von 70,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Unter den 16 Bundesländern weisen heute erneut Sachsen und Baden-Württemberg die meisten neuen Fälle je 100.000 Einwohner aus. Die höchste Zahl aktiver Fälle je 100.000 Einwohner gibt es in Sachsen, das sich der 500er Marke noch ein Stück genähert hat – und unverändert vor Thüringen und Hamburg liegt. Auch in Baden-Württemberg gibt es jetzt bezogen auf die Einwohnerzahl 400 aktive Infektionen, Bayern liegt ganz dicht davor. Seit gestern können Nutzer der Corona-Warn-App die sogenannte Check-in-Funktion nutzen, mit der sie in Restaurants, Shops oder vor Veranstaltungen einen QR-Code einscannen können. Im Falle einer Infektion können Kontakte so später benachrichtigt werden. Für Ende April ist eine zusätzliche Erweiterung vorgesehen: das Anzeigen von Testergebnissen. Nutzer sollen diese etwa vor dem Einkaufen oder der Teilnehme an Veranstaltungen in die App einspeisen und dann vorzeigen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Funktion vor wenigen Tagen für die Zeit nach der dritten Welle vorgestellt. Man brauche die Corona-Testergebnisse, “wenn wir testgestützt öffnen – für den Einzelhandel, für die Außengastronomie, für Theater oder auch Fußballspiele”, sagte Spahn. “Dafür ist diese digitale Anbindung.”

Nachdem mehrere Intensivmediziner der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Alarmismus vorgeworfen haben, reagiert DIVI-Präsident Gernot Marx mit Verständnis. Die Situation auf den Intensivstationen sei angespannt – aber natürlich gebe es regionale Unterschiede, was die Auslastung angehe. “Ich kann die Kolleginnen und Kollegen gut verstehen, wenn sie in ihrem eigenen Haus noch das Glück haben, dass es relativ ruhig ist. Das freut mich sehr”, erklärt Marx. Allerdings habe man am vergangenen Wochenende Patienten aus Thüringen “über viele hundert Kilometer in andere Krankenhäuser in Norddeutschland verlegen müssen, weil dort überhaupt kein Intensivbett mehr vorhanden war”. Und auch aus Ballungsräumen, etwa aus Köln, müssten Patienten inzwischen in andere Städte verlegt werden. Die Zahl der Labor-Tests steigt in der Kalenderwoche 15 (12.-18. April) wieder, erreicht aber noch nicht das Niveau vor Ostern. Gleichzeitig steigt die Positivenquote im Vergleich zur Vorwoche. Ein möglicherweise schlechtes Zeichen, das zudem auf eine hohe Dunkelziffer hindeutet. Ferienhausbesitzer und Dauercamper aus anderen Bundesländern müssen die Koffer packen und Mecklenburg-Vorpommern spätestens morgen verlassen. Seit Beginn der Woche ist Mecklenburg-Vorpommern im Lockdown. Die gesetzte Übergangsfrist für Zweitwohnungsbesitzer endet nun. Zunächst bis zum 11. Mai darf ab Samstag nur nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen, wer seinen Hauptwohnsitz dort hat oder seine Kernfamilie besucht. Wer sich daran nicht hält, dem drohen Bußgelder. 

Der Anteil von Coronavirus-Varianten, die als besorgniserregend eingestuft sind, ist in untersuchten Proben aus Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) auf knapp 95 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung geht ausschließlich auf die ansteckendere, Ende 2020 in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 zurück, heißt es in einem RKI-Bericht. Es sei wegen dieses hohen Anteils insgesamt nicht damit zu rechnen, dass sich der Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz abschwäche. Eine schnelle Veränderung der Dominanz dieser Variante sei “nach aktuellen Kenntnissen nicht zu erwarten”, bilanziert das RKI. Weitere als besorgniserregend eingestufte Varianten bleiben dem Bericht zufolge hierzulande selten: Es sei “keine starke Ausbreitung” der in Südafrika entdeckten Variante B.1.351 zu beobachten, hieß es. “Die Variante P.1 wurde bisher nur vereinzelt in Deutschland nachgewiesen. Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wird der Impfstoff von Astrazeneca ab sofort “für alle Altersklassen unabhängig von der Priorität” freigegeben, wie Gesundheitsminister Harry Glawe mitteilt. Die Freigabe sei “ein Angebot, dass diejenigen, die keine oder wenige Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, die Möglichkeit nutzen können, sich gegen das Corona-Virus auch impfen zu lassen”. Ziel sei es, dass kein Impfstoff liegenbleibe. Update: Am späten Nachmittag beschloss auch Bayern die Freigabe des Impfstoffs für alle Bürger. Am Vortag hatte Sachsen den Schritt bereits verkündet. Die Zahl der verabreichten Covid-19-Impfdosen in Deutschland ist auf mehr als 22,9 Millionen gestiegen. Laut aktuellem RKI-Impfquotenmonitoring wurden am Dienstag bundesweit 535.198 Impfungen durchgeführt. Dem RKI-Monitoring zufolge sind nun fast 17,3 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft, das entspricht einer Quote von 20,78 Prozent. Die Quote nach Zweitimpfungen liegt bei knapp 6,79 Prozent, also mehr als 5,6 Millionen voll geimpften Personen. Ein vollständiger Impfschutz besteht bei den aktuell verimpften Prapäraten erst nach zwei Impfungen. Je nach Bundesland variiert der Impffortschritt deutlich: Laut RKI liegt Bremen im Ranking nach Erstimpfungen mit 23,2 Prozent weiter vorn, Hessen liegt mit 18,8 Prozent am Ende der Tabelle. Im Ranking nach Zweitimpfungen jedoch führt weiterhin Thüringen (8,3 Prozent). Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 5,8 Prozent. In Deutschland sind bis Mitte April 59 Fälle von Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca gemeldet worden. Das berichtet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seiner Homepage. Die Betroffenen seien zwischen 13. Februar und 31. März geimpft worden. Zwölf Menschen seien gestorben, sechs Männer und sechs Frauen. Bis einschließlich 15. April wurden nach RKI-Angaben insgesamt mehr als 4,2 Millionen Erstdosen und 4153 Zweitdosen des Impfstoffs verabreicht. Die sehr seltenen Fälle dieser Hirnthrombosen wurden bisher ausschließlich nach der ersten Impfdosis berichtet. Die Symptome begannen demnach in 57 der 59 Fälle innerhalb von 29 Tagen nach der Impfung. In 31 Fällen wurde zusätzlich eine sogenannte Thrombozytopenie gemeldet – also ein Mangel an Blutplättchen. 

Mit bisher nur 519 im Labor bestätigten Fällen geht die wohl schwächste Grippe-Saison seit Jahrzehnten in Deutschland zu Ende. Zum Vergleich: In der vergangenen Grippe-Saison erkrankten nachweislich 180.000 Menschen. Grund sind natürlich die Corona-Maßnahmen und eine erhöhte Impfbereitschaft. Nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert-Koch-Institut wurden in diesem Winter die Kriterien für den Beginn einer Grippewelle gar nicht erfüllt. “Es hat in dieser Saison überhaupt keine Grippewelle gegeben”, so das RKI. Dies sei ein Novum seit der Influenza-Überwachung durch die 1992 gegründete Arbeitsgemeinschaft. Im Winter 2017/18 starben an der Influenza allein in Deutschland geschätzte 25.000 Menschen. Eine Studie der Universität Gießen kommt zu einem klaren Ergebnis: nächtliche Ausgangssperren in hessischen Kreisen und kreisfreien Städten blieben in der Vergangenheit ohne Auswirkung auf die Inzidenzzahlen. “Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Ausgangssperren bei Nacht keine wirksame Maßnahme zur Begrenzung der Virusübertragung sind”, schreiben die Autoren. Dies könnte auf der Tatsache beruhen, dass die Mobilität nicht wesentlich eingeschränkt werde. Weiter heißt es: “Ob Menschen ihre Mobilität auf Tag- oder Nachtsperren verlagerten (…), bleibt eine offene Frage. Natürlich sind Vorbehalte angebracht. Wie immer können sich die Ergebnisse mit einem anderen Datensatz ändern.”

Die Europäische Union hat laut Insidern mehr Impfdosen gegen das Coronavirus exportiert als ihre Mitgliedsstaaten erhalten haben. Die EU habe rund 37 Millionen Dosen Vakzin mehr an andere Länder geliefert als sie von Drittstaaten bekommen habe, sagen mit den entsprechenden Daten vertraute Personen. Demnach seien lediglich 133 Millionen Dosen Impfstoff in die EU gelangt. Die Euro-Länder hätten jedoch 170 Millionen Dosen exportiert. Großbritannien zum Beispiel habe gar keine Impfstoffdosen an die EU geliefert. Reisen innerhalb Griechenlands bleiben auch zum griechisch-orthodoxen Osterfest am ersten Maiwochenende verboten. Dafür soll aber direkt im Anschluss die Außengastronomie öffnen, versprach Regierungschef Kyriakos Mitsotakis im Staatsfernsehen. Damit fällt für die Griechen die traditionelle österliche Fahrt ins Heimatdorf oder auf die Heimatinsel aus. Der Premier bat die Menschen, dafür jetzt noch einmal die Zähne zusammenzubeißen. “Ich weiß, dass Sie müde sind”, sagte Mitsotakis in seiner Ansprache. “Aber unsere Ziele sind ein sicheres Osterfest und ein schöner Sommer.” Athen will das Land am 15. Mai offiziell für den Tourismus öffnen. Die Türkei versucht mit Ausgangsbeschränkungen am Wochenende der Pandemie Herr zu werden. Dieses Mal beginnt die Sperre wegen eines nationalen Feiertags bereits am Donnerstag um 19 Uhr statt wie sonst am Freitagabend. Bis Montagmorgen um 5.00 Uhr dürfen die Menschen nur für Einkäufe in direkter Nähe zum Wohnort oder mit einer Sondergenehmigung vor die Tür. Touristen und Reisende sind von den Regeln ausgenommen. Die Corona-Situation im Land hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Für Mittwoch meldete das Gesundheitsministerium 61.967 Neuinfektionen und 362 Todesfälle. Frankreich will voraussichtlich ab Anfang Mai seine strengen Corona-Maßnahmen langsam lockern. So sollen die Bewegungseinschränkungen am 3. Mai aufgehoben werden, kündigte Regierungssprecher Gabriel Attal nach einer Regierungssitzung unter Vorsitz von Präsident Emmanuel Macron an. Die Pläne würden noch konkretisiert. Die Wiedereröffnung der Geschäfte, einiger Kultureinrichtungen und Außenbereiche der Restaurants könnte für Mitte Mai anstehen. Die ersten Auswirkungen des Lockdowns seien spürbar, sagte Attal. “Wir könnten uns auf dem Höhepunkt oder kurz davor befinden.”

In Indien wurden in 314.835 weiteren Fällen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. Das ist der höchste Zuwachs, der bislang weltweit festgestellt wurde. Der vorherige Rekordwert kam aus den USA. Dort wurden im Januar an einem Tag 297.430 neue Fälle ausgewiesen. US-Präsident Joe Biden ruft eine neue Phase in der US-Impfkampagne aus. Alle Bürger ab 16 Jahren können sich nun impfen lassen, kündigte Biden an. Die USA hätten das Ziel von 200 Millionen Impfungen erreicht, bis Donnerstag sollen 80 Prozent aller über 65-Jährigen mindestens eine Impfung erhalten haben. In den USA leben etwa 328 Millionen Menschen. In den USA geht die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle zurück. Binnen eines Tages verzeichneten die Behörden mindestens 796 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus – das ist der niedrigste Dienstagswert seit 6. Oktober 2020. Die Gesamtzahl der US-Todesopfer stieg auf 568.083. Auch das Infektionsgeschehen schwächt sich ab: Die Zahl der binnen 24 Stunden registrierten US-Ansteckungsfälle stieg laut NYT um 58.955. Das ist der niedrigste Dienstagswert seit 13. Oktober 2020. In der Vorwoche hatten die US-Behörden noch 77.312 neue Fälle verzeichnet. Die Gesamtzahl der laborbestätigten Corona-Fälle in den USA beläuft sich nun auf mehr als 31,8 Millionen. In einem Pflegeheim in den USA verbreitet sich das Coronavirus schlagartig, obwohl der Großteil der Bewohner geimpft ist. Eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der US-Gesundheitsbehörden ergab, dass sich in dem Heim im Bundesstaat Kentucky 46 Menschen infizierten, nachdem ein nicht-geimpftes Mitglied des Pflegepersonals eine Variante des Coronavirus eingeschleppt hatte. 22 der Infizierten hatten bereits die zweite Dosis des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten. Bei der eingeschleppten Variante handele es sich um R.1, die als nicht sonderlich besorgniserregend gilt.

Beitragsfoto © Julia M Cameron (pexels)

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

  1. Wie sollte man auch auf die Wahnsinnsidee kommen, dass Krankenhäuser, deren Intensivstationen voll sind, ihre Patienten in andere Krankenhäuser mit NOCH Aufnahmekapazität ausfliegen lassen? Natürlich nur solange, bis diese auch keine Aufnahmekapazitäten mehr besitzen. Irgendwo in Facebook, ich weiß dass das eine schlechte Quelle für solche Informationen ist, las ich doch tatsächlich dieser Tage einen Kommentar, der die aufkommende bzw schon vorhandene Notsituation zu relativieren versuchte.

    Immer wieder wird versucht eine vorhandene Situation zu relativieren, statt den Menschen Mut zuzusprechen, Mut dafür zusammenzuhalten, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass eben genau solch eine Zunahme von Intensivpatienten gar nicht erst geschieht. Mut zu Abstand, Maske auf, Hygiene, Kontaktbeschränkungen, benutzen dieser Apps, Tests.

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