Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Der Ruck durch Wermelskirchen

Ein Kommentar von Wolfgang Horn

Die „Ruck-Rede“ hat schon nicht funktioniert, als sie 1997 vom vormaligen christdemokratischen Bundespräsidenten Roman Herzog in Berlin aus der Taufe gehoben wurde. Durch Deutschland müsse ein Ruck gehen, hatte Herzog formuliert und damit die Anstrengung aller eingefordert.

Christian Klicki, der junge Vorsitzende von Fraktion und Stadtverband der Wermelskirchener Christenunion kann das nicht wissen, war er seinerzeit doch dem Kindergartenalter noch nicht entwachsen. Und so hat er beim Neujahrsempfang der CDU mit Innenminister Reul, wie die Lokalpresse berichtet, den „Ruck durch Wermelskirchen“ gefordert. Man dürfe den „Wettbewerb der umliegenden Kommunen nicht verschlafen“ und Wermelskichen müsse die „beste Stadt“ im Bergischen Land werden. Und deshalb trete er für „die Wiederbelebung der Bahnschiene“ ein, als „wichtiges Argument für den Standort“ der Stadt.

War es nicht 1999, als alle Parteien in Wermelskirchen, angeführt von der Christenunion, mit Ausnahme der Grünen beschlossen hatten, die Bahnschienen abzureißen und die vor allem vom Schwerlastverkehr heillos überforderte Innenstadt mittels einer Umgehungsstraße zu entlasten, die auf dem Areal der Bahntrasse zu errichten sei?

Ein Ruck muß durch Wermelskirchen gehen. Einverstanden. Aber der Ruck müßte zunächst in die hiesige CDU einfahren. Damit von dort nicht noch einmal beispielsweise ein sinnvoller Verkehrsversuch, den die politische Mehrheit im Rat beschlossen hatte, nach nur einigen Tagen torpediert und abgewürgt wird. Das beispielsweise war alles andere, als das Bemühen, Wermelskirchen zukunftsfest zu machen und im Wettbewerb der umliegenden Gemeinden besser zu positionieren. Das hat Wermelskirchen lediglich ins Gerede gebracht.

Wer einfach mal eine neue Parole hinausposaunt, im vorliegenden Fall die neue Bahnanbindung Wermelskirchens, fördert nicht gerade das Vertrauen vieler Menschen in die lokale Politik. Nicht anders sind die Vorschläge zu verstehen, die jetzt in den sozialen Netzwerken kursieren, etwa, daß man sogar einen Flughafen für Wermelskirchen wolle. Also, Butter bei die Fische, wie man hier zu sagen pflegt: Wo wäre Platz für eine Bahnstrecke? Gibt es eine Machbarkeitsstudie? Welche Kommunen spielten mit? Was kostet ein solches Unterfangen und wer könnte, sollte, würde finanzieren? Paßt eine Wiederbelebung bzw. Neuerfindung einer Bahnanbindung Wermelskirchens in die Zeit und die prognostizierbare Entwicklung öffentlichen und privaten Verkehrs in der Region? So schön das klingen mag, Wermelskirchen wieder an eine Bahnstrecke anzubinden, vor allem in Zeiten von Staus und Luftverschmutzung, so realistisch muß ein solcher Vorschlag von seinen Urhebern vorgelegt werden. Ansonsten bleibt es bloßer Populismus.

Es ist nicht die Zeit für unbedachte Ruck-Reden. Es ist eher die Zeit für solides Arbeiten ohne großes Wortgeklingel. Wer glaubt wirklich, man könne mit rhetorischem Feuerwerk, mit Wortgeklingel und Augenblicksprofilierung der Stadt und ihren Bürgern einen guten Dienst leisten? Außer Christian Klicki.

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