Fachleute diskutieren Wupperentwicklung und Zukunftsthemen
Gemeinsame Pressemitteilung von Wupperverband und Bezirksregierung Düsseldorf
Der Wupperverband und die Bezirksregierung Düsseldorf begrüßten heute rund 200 Fachleute zur Information und Diskussion beim 26. Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper in Wuppertal.
Ein Themenschwerpunkt ist die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Die Zielsetzung der Richtlinie ist, dass Flüsse und Bäche bis 2027 den „guten Zustand“ erreichen sollen. Dieser bezieht neben der Wasserqualität auch die Natürlichkeit der Flussläufe sowie das Vorkommen von Fischen, Kleinstlebewesen, Algen und Pflanzen mit ein.
„Seit über 20 Jahren prägt die Zielerreichung der Wasserrahmenrichtlinie die Aufgaben der Wasserverbände. Engagiert und zielstrebig werden Defizite in der Gewässerentwicklung und der Wasserqualität ermittelt und aufgearbeitet. Die Vielzahl an guten Projekten und deren positive Wirkung auf die Ökologie spiegelt sich leider (noch) nicht in den Berichten an die EU wider, da hier nur die Gewässer, die komplett alle Ziele erreicht haben, in den Statistiken als „gut“ auftauchen. In der Realität haben sich jedoch sehr viele Gewässer im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie entwickelt. Und auch gerade hier im Wuppereinzugsgebiet sind wir auf einem sehr guten Weg“, sagt Jörg Matthes, Hauptdezernent Wasserwirtschaft der Bezirksregierung Düsseldorf.
Zur Umsetzung der EU-WRRL im Wuppergebiet hat der Wupperverband bereits viel bewegt. Von mehr als 1.200 Einzelmaßnahmen sind 567 im Status erledigt, das heißt entweder umgesetzt oder sie haben sich z. B. als nicht erforderlich erwiesen. „Der Umsetzungsstand unserer Projekte liegt aktuell bei 46 Prozent, wir haben also fast Halbzeit. Sehr erfreulich ist, dass wir die Erfolge der Projekte bereits sehen können: Die Wupper erholt sich. Auch empfindliche Tierarten, z. B. Eisvogel und Lachs, kehren zurück. Und die positiven Rückmeldungen der Menschen zeigen uns, dass sie die Wupper wieder als Naturraum erleben“, sagt Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes.
Wupper und Bäche naturnah gestalten
Zur Entwicklung der Wupper und ihrer Nebengewässer gehören verschiedene Maßnahmen, z.B. Renaturierung von Flussabschnitten, Durchgängigkeit der Gewässer an Wehren und Hindernissen. Highlights der letzten Jahre sind z.B. die neu gestalteten Fischaufstiege an der Wupper bei den Unternehmen Erfurt und 3 M, die fortschreitende Renaturierung der Wupper in Wuppertal mit Stadt und Unternehmen sowie naturnahe Flussabschnitte im Oberlauf, z.B. im Bereich Marienheide. Das aktuelle Maßnahmenpaket für den Zeitraum 2018 bis 2030 umfasst Investitionen in Höhe von rund 14 Mio. Euro. Die Projekte werden vom Land NRW gefördert.
Nachdem in 2021 und 2022 die Wiederherstellung der Gewässer nach der Hochwasserkatastrophe Vorrang hatte, widmet sich der Wupperverband nun wieder vermehrt Renaturierungsprojekten. Aktuell setzt der Betrieb Gewässer die Arbeiten im Flussabschnitt Wupper zwischen Zoo und Bayer-Werksgelände fort. Dies ist eine Kooperation von Verband, Stadt Wuppertal, Bayer und Wuppertaler Stadtwerken. Ein rund 2,2 km langer Flussabschnitt wird mit Steinen und Inseln abwechslungsreicher gestaltet und erhält Vertiefungen und Strömungsvielfalt. So finden Fische und Kleinstlebewesen Rückzugs- und Laichplätze.
Die Untere Wupper ist sogar als Lachslaichgewässer ausgewiesen – einerseits ein Prädikat, andererseits eine Herausforderung. Denn damit verbinden sich hohe Ansprüche an Wasserqualität und Gewässerentwicklung, die in weiteren Maßnahmen münden. Es bleibt also weiterhin viel zu tun: Denn bei allen bereits sichtbaren Erfolgen gibt es noch Defizite, die angegangen werden müssen, z.B. weiterhin viele technisch ausgebaute und von menschlichen Nutzungen geprägte Flussabschnitte.
Zukunft gestalten
Der zweite Themenblock der Veranstaltung ist unter dem Motto „Zukunftsaufgaben“ zusammengefasst. Angesichts der aktuellen Krisen, von Klimawandel-Auswirkungen bis zu den Folgen des Kriegs gegen die Ukraine steht die Gesellschaft vor enormen Herausforderungen: Anpassung an den Klimawandel, Klimaschutz und Wandel der Energieerzeugung von fossilen hin zu erneuerbaren Energiequellen bis hin zu der Fragestellung, wie wir auf innovativem Weg Rohstoffe gewinnen oder wiederverwerten können. Die Gesellschaft muss sich verschiedenen Szenarien anpassen, resilienter werden und Innovationen umsetzen. An diesen Prozessen hat die Wasserwirtschaft als wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge einen wichtigen Anteil.
Zukunftsprogramm Hochwasserschutz: Agenda zu Klimafolgen-Anpassung
Der Wupperverband trägt in seinem Wirkungsbereich dazu bei. Mit seinem Zukunftsprogramm Hochwasserschutz hat er eine umfassende Agenda aufgestellt, die sich in sechs Handlungsfeldern der Optimierung des technischen und grünen Hochwasserschutzes, der Anpassung der Talsperrenbewirtschaftung, Optimierung der wasserwirtschaftlichen Messdaten / Modellentwicklung, Verbesserung von Meldeketten und der Schadensbeseitigung widmet. Dabei bezieht er auch die Auswirkungen von Trockenheit und Dürre mit ein. https://www.wupperverband.de/zukunftsprogramm-hochwasserschutz
Energiemanagement weiterentwickeln
Das Energiemanagement des Wupperverbandes umfasst sowohl Energieoptimierung auf den Anlagen als auch Nutzung und Ausbau von Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Der Verband nimmt sowohl die Energiekrise als auch die Klimaziele sehr ernst und nutzt sie als Motor für die Weiterentwicklung seines Energiemanagements.
Bereits jetzt erzeugt er aus Klärgas, Wasserkraft, Dampfkraft, Photovoltaik rund 30 Mio. Kilowattstunden „grünen“ Strom. Sein Stromverbrauch liegt bei rund 38 Mio. Kilowattstunden. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien will der Verband weiter steigern und betrachtet derzeit weitere Optionen, zum Beispiel den Bau weiterer PV-Anlagen, etwa auf Dachflächen oder anderen Betriebsflächen, und die Steigerung der Klärgas- und somit Stromerzeugung durch Co-Vergärung, also Annahme von organischen Reststoffen in Kläranlagen.
Rohstoffe erzeugen und wiedergewinnen
Abwasser wurde bislang überwiegend als „Abfallprodukt“ betrachtet, weniger als Rohstoffquelle. Im Forschungsprojekt WOW, an dem auch der Wupperverband und insbesondere seine Tochtergesellschaft WiW mbH beteiligt sind, konnte allerdings gezeigt werden: Für das Biopolymer PHA (Polyhydroxyalkanoate) wie auch für Zellulose und Lipide ist eine stoffliche Rückgewinnung aus kommunalem Abwasser möglich. Diese Stoffe können für neue, biobasierte Produkte verwendet werden. Als Herausforderungen für die zukünftige Nutzung von Rohstoffen aus Abwasser sind u.a. sowie rechtliche Randbedingungen und geringe Marktakzeptanz zu nennen. Diese Fragestellungen werden zurzeit in einem Anschlussprojekt bis Ende 2023 untersucht.
https://www.wupperverband.de/projekte/forschung/wow
Beitragsfoto: Symposium Flussgebietsmanagement und Gebietsforum Wupper. Alle Fotos © Wupperverband