Rheinisch-Bergischer Kreis | Die demografische Entwicklung ist eine der großen Herausforderungen, denen sich nicht nur der Rheinisch-Bergischen Kreis und die kreisangehörigen Kommunen in den kommenden Jahrzehnten stellen müssen. Besonders deutlich zeigen sich die Auswirkungen in der Pflege. Denn einer über Jahrzehnte stark wachsenden Anzahl von Menschen, die professionelle Unterstützung benötigen, steht eine abnehmende Anzahl von Fachkräften gegenüber. Der Rösrather CDU-Politiker Erhard Füsser hat dies vor Monaten griffig als „demografische Katastrophe“ bezeichnet.
Der Rheinisch-Bergische Kreis hat den neuen Pflegebericht 2019 vorgelegt, der die Situation in der Pflege untersucht. Die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen werden analysiert und entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dazu gehören beispielsweise der Ausbau altersgerechter Wohnformen, die Unterstützung von pflegenden Angehörigen sowie der Ausbau der Tagespflege.
Stephan Brockmeier schrieb im Kölner Stadt-Anzeiger, der Pflegebericht 2019 enthalte „Sprengstoff“. Der Trend sei im Prinzip seit Jahrzehnten bekannt: Die Babyboomer, vor den Pillenzeiten geboren, kämen allmählich in die Jahre und würden mit der Zeit immer mehr Pflege und Betreuung benötigen. Aber bereits vor ihnen, ab sofort, bedürften die zwischen Mitte der 1930er und Anfang der 1940er Jahre geborenen Jahrgänge der Hilfe.
In den Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises stößt der Bericht auf großes Interesse, um die Ergebnisse in die Planungen vor Ort einfließen zu lassen.
Der Bericht hat beispielsweise als prägnante Planungsgröße ermittelt, wie viele zusätzliche pflegebedürftige Menschen ab Ende des Jahres 2017 bis Ende 2022 versorgt werden müssen.
Für Bergisch Gladbach wird in dem Betrachtungszeitraum mit 144 Menschen zusätzlich gerechnet, die eine vollstationäre Dauerpflege benötigen und weitere 165 brauchen Unterstützung von ambulanten Pflegediensten. Mit zusätzlichen 251 Personen wird gerechnet für die Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen – wie beispielsweise Angehörige – gezahlt wird.
In den anderen Kommunen verteilen sich die prognostizierten Zahlen auf die drei Bereiche wie folgt: Burscheid (24/29/48), Kürten (26/33/55), Leichlingen (34/40/62), Odenthal (31/30/45), Overath (34/44/72) und Wermelskirchen (47/52/82).
Im gesamten Kreis wird mit 383 zusätzlichen Menschen gerechnet, die eine vollstationäre Dauerpflege benötigen. Unterstützung für 443 ist durch ambulante Pflegedienste notwendig und 694 müssen bis Ende 2022 zusätzlich durch selbst beschaffte Pflegehilfen versorgt werden.
Aber: Im Rhein-Berg-Kreis wird es im Jahr 2030 knapp 16.000 Pflegebedürftige geben. Die Anzahl der Pflegebedürftigen im Rheinisch-Bergischen Kreis steigt laut Bericht von 12.567 im Jahre 2017 auf 14.118 im Jahre 2022. Das sind zwölf Prozent mehr innerhalb einiger weniger Jahre – und das, wo es bereits heute Mangel allerorten gibt. Nach 2022 kommt es noch viel dicker: „Im Jahr 2030 werden knapp 16.000 Pflegebedürftige zu versorgen sein und 16.587 Pflegebedürftige im Jahr 2035“, heißt es in dem Bericht weiter.
„Der Höhepunkt der Anzahl Pflegebedürftiger wird circa 2055 erwartet und erst ab 2060 ist mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen“, schreibt der Bericht weiter. Hinzu kommt, dass die Zahl der stärker Pflegebedürftigen stärker wachse als die Zahl derer mit einem geringen Pflegegrad.
Einem Mehr an Pflegebedarf steht indes ein Weniger an Personal gegenüber. Schon heute balgen sich Krankenhäuser und Seniorenpflegeheime um qualifiziertes Personal, wie Teilnehmer der Pflegekonferenz des Kreises bereits beklagt hatten.
Der Pflegebericht wird regelmäßig fortgeschrieben und auch in Zukunft die Grundlage für eine nachhaltige Pflegeplanung liefern. Davon profitieren alle Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis – heutige und zukünftige Generationen.
Im Zeitraum 2017 bis 2022 entsteht im Kreis ein zusätzlicher Bedarf von 383 Pflegebedürftigen in der stationären Dauerpflege, 443 Pflegebedürftigen bei ambulanten Pflegediensten sowie 694 Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld empfangen. Vergleicht man die Jahre 2017 und 2030, wächst die Zahl der Pflegebedürftigen in der stationären Dauerpflege um 1.064, die der Pflegebedürftigen bei ambulanten Pflegediensten um 1.106 und die Zahl derer, die Pflegegeld brauchen, um 1.808.
Der Bericht nennt aber Zahlen nicht nur für das gesamte Kreisgebiet, sondern auch für die verschiedenen Wohnplätze der Sozialplanung und für die einzelnen Kommunen.
So müssen bis 2022 in Bergisch Gladbach 144 zusätzlicher Heimplätze entstehen und 165 Plätze bei Pflegediensten. Rösrath braucht 41 beziehungsweise 49 weitere Plätze, Overath 34/44 Plätze, Kürten 26/33, Odenthal 31/30, Burscheid 24/29, Leichlingen 34/40 und Wermelskirchen 47/52 Plätze.
Hier der Pflegebericht 2019 als PDF-Datei: