Mimimi

VON WOLFGANG HORN

Mimimi. Ein Onomatopoetikum, ein lautmalerisches Wörtchen, ironisch verwendet, um Wehleidigkeit oder eine unangemessene Empörung von jemandem deutlich zu machen. In der Wermelskirchener Politik gibt es einen eindeutigen Champion des lokalen Mimimi: Andreas Müßener. Der Chef der Fraktion Zukunft hat wieder geschrieben, wieder an die Bürgermeisterin, wieder an die Presse. Er hat sich beklagt. Langsam sei der Zeitpunkt erreicht, „wo es mir als Kommunalpolitiker keinen Spaß mehr macht unter diesen Bedingungen weiter zu arbeiten.“ Was ist geschehen, daß sich der Zukunftschef am Kirmessonntag schriftlich echauffiert? Die Bergische Morgenpost hatte wahrheitsgemäß berichtet, daß bis auf die AfD und die Mannen um Müßener alle Fraktionen im Stadtrat für die Kurzsitzung am Donnerstag, als der verkaufsoffene Kirmessonntag in nur vier Minuten wasserdicht gemacht worden war, auf ihr Sitzungsgeld verzichtet hatten. Müßener und Wilke, der zweite Zukunftsmann, waren auf diese Verzichts-Idee ebensowenig gekommen wie Springer oder Lietzmann, die beiden Rechtsaußen im Rat. Und jetzt eben das. Mimimi. Andreas Müßener möchte nicht „öffentlich bei Facebook durch den Kakao gezogen werden“. Man hätte ihm also sagen sollen, müssen, daß andere Stadtverordnete für vier Minuten Sitzung und einmal Hand heben auf eine Bezahlung verzichten. Man? Die Bürgermeisterin hätte es Herrn Müßener sagen müssen. Und wenn sie, die Bürgermeisterin, das unterläßt, zweifelt Andreas Müßener eben mal daran, daß im Rathaus „seriöse Kommunikation“ herrscht. „Dieser Vorgang ist mal wieder so zutiefst verlogen und degeneriert von den anderen Fraktionen. Ich bin diese politische Ausgrenzung ganz hervorragend satt!„ Tja. Und schließlich vermutet Andreas Müßener gar noch einen Zusammenhang zwischen der Tatsache, nicht explizit auf einen Sitzungsgeldverzicht hingewiesen worden zu sein, damit, daß an seinem Geburtstag während der Ratssitzung keine Gratulation ausgesprochen worden sei. Mimimi. Auf der ganze Breite Mimimi. Wenn‘s am Gespür fehlt, dann fehlt‘s am Gespür.

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

    • Michael Dierks
    • 14.09.21, 13:00 Uhr

    Es gibt einen guten Weg, diesen ganzen Ärger nicht mehr ertragen zu müssen. Wenn man die Arbeit, die Chefin, die Kolleg*innen satt hat, es keinen Spaß mehr macht, als einzige Lichtgestalt von lauter unfähigen Menschen umgeben zu sein: schmeiß die Brocken hin, Herr Müßener, die werden schon sehen, was sie davon haben. Sollen sie sich doch selbst darüber ärgern, wenn ihnen keiner mehr sagt, wo’s lang geht. Das wird ein Chaos.
    Also, nur Mut: kündigen Sie und das Rathaus wird ratlos, ganz bestimmt.
    Und, nicht vergessen: verraten Sie uns, was Sie dann machen, Sie werden große Dinge in unserer Stadt bewegen, ganz bestimmt. Leider kann ich Sie dabei nicht unterstützen, ich rege mich auch zu leicht auf.

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    • Mike Galow
    • 14.09.21, 15:46 Uhr

    Zu erwähnen ist noch, dass Herr Müßener in den Mails eine Verschwörung wittert. Man sei von der Absprache, auf das Sitzungsgeld zu verzichten, nicht informiert worden, man wurde mal wieder ausgeschlossen..mim.mim.mim.

    Das ist natürlich Blödsinn, da es keine Ansprache unter den Parteien gegeben hat. Aber so kann man sich wieder in der Opferrolle suhlen. Statt eine wirre Mail an die Bürgermeisterin und die Presse zu schreiben, hätte der Herr ja auch im Nachhinein auf die Kohle verzichten können und das Ding wäre in der Öffentlichkeit kein Thema gewesen.

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    • Stefan Wiersbin
    • 14.09.21, 22:44 Uhr

    Herr Müssener, merken Sie eigentlich nicht, dass Sie sich eigenhändig zum Gespött in unerer Stadt machen?

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