Gott ist gesellig

Ein Wort zum Montag, dem 8. Juni 2020 

VON CORNELIA SENG

Gott ist gesellig. „Adam, wo bist du?“, rief er im Garten Eden. Er suchte die Gesellschaft von Adam und Eva. Und bei Abraham kehrte er gleich zu dritt ein und ließ sich üppig orientalisch bewirten (1.Mose 18).

In Jesus mischte er sich unter die Menschen. Er hatte keinerlei Berührungsängste, nicht vor Kranken, nicht vor Verwirrten. Immer wieder wurde er in der Gesellschaft derjenigen gesehen, die allgemein verachtet wurden. Man sagte ihm nach, er sei einer, der gern zu Gast war, „ein Fresser und Weinsäufer“ (Mt. 11,19). Meist war er in Gesellschaft von Schülern und Schülerinnen. Und an Pfingsten hat sein Geist die Jünger angesteckt. Sie haben die Türen aufgemacht, sich unters Volk gemischt und von Jesus erzählt. Erzählt, wie er sich das Leben gedacht hat und warum er gestorben ist. Auf einmal sind sie gesellig geworden. Philippus ist zu dem Minister aus Äthiopien in die Kutsche gestiegen, hat ihm eine Zeit lang Gesellschaft geleistet und dabei von Jesus geredet. Und Paulus ist durch Syrien und Kleinasien gereist und hat Gemeinden gegründet.

Die Bibel ist ein geselliges Buch, schreibt Kurt Marti. Sie besteht aus 66 Büchern, geschrieben von noch viel mehr Autoren. Die haben sich gegenseitig zitiert, voneinander abgeschrieben, manchmal auch unter dem Namen des anderen Ergänzungen vorgenommen.

So ist das mit Gott. Bis heute. Er mischt sich unters Volk. Und Menschen werden gesellig in seinem Namen. Im Kongo macht Fifi, eine junge Frau, eine Schule auf und sammelt Waisenkinder um sich. Und Mado, eine Krankenschwester, baut eine einfache Krankenstation für arme Leute. Sie mischen sich ein in ihre Gesellschaft. Wie sie machen es viele. Jeder an seinem, jede an ihrem Platz.

So ist das mit Gott. Er will nicht alleine sein. Er inspiriert zur Geselligkeit. Das feiern wir jetzt am Sonntag Trinitatis, dem Fest der Dreieinigkeit Gottes. Für meine muslimischen Freunde: Dass Gott gesellig ist, meinen Christen, wenn sie von der „Dreieinigkeit Gottes“ sprechen. Gott ist Drei in Einem, er ist Kommunikation, und er zieht uns hinein in seine kommunikative Geselligkeit. Aber weil Gott nun mal viel größer ist als alles, was wir denken können, sind all unsere Begriffe und Erklärungen nur Versuche.

„O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbeschreiblich sind seine Gerichte und unerforschlich sind seine Wege! … Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ (Römer 11,33 + 36) Anregungen zu diesen Gedanken verdanke ich dem Büchlein von Kurt Marti: Die gesellige Gottheit, Stuttgart 2004.

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