Auch in Zeiten wie diesen

Wort zum Montag, dem 23. März 2020

VON CORNELIA SENG

„Ich fürcht‘ mich nicht“, sagt meine langjährigen Freundin am Telefon, gleich am Anfang des Gespräches. „Schön“, sage ich, und ich denke: „Ist das nun Gottvertrauen oder Leichtsinn?“

Wir beide sind mit den biblischen Geschichten aufgewachsen. Mit der Geschichte vom sinkenden Petrus z.B., der versucht, über das Wasser zu Jesus zu gehen. Der untergeht und von Jesus gehalten wird. Gehalten! Diese Erfahrung kennen wir. Unser mittlerweile schon langes Leben war auch nicht frei von Ängsten, Sorgen und Brüchen. Aber wir wurden gehalten im Leben. Nein, nicht wir haben uns über Wasser gehalten, wir wurden gehalten.

Das Leben ist unverfügbar. Gott gibt das Leben und er nimmt es wieder. Für eine Weile sind wir als Menschenkinder in dieses Leben gerufen, nehmen Teil daran, freuen uns daran. Und staunen, was Gott daraus macht. Das meiste war und ist unserer Verfügbarkeit entzogen. Dass es dennoch gut geworden ist, das liegt an Gottes Segen. So glauben wir das.

In Zeiten wie diesen spüren wir alle, dass das Leben unverfügbar ist. Wir haben es nicht in der Hand, wir beherrschen es nicht. Manche Menschen versuchen, der Unsicherheit mit Mengen von Klopapier zu entkommen. Kann solch ein Vorrat Sicherheit bieten? Andere ignorieren alle vernünftigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und spielen sich auf, als wären sie die Herren des Lebens.

Zeiten wie diese gab es noch nie in unserem langen Leben, da sind meine Freundin und ich uns sicher. Dieser Virus führt uns vor Augen, wie verletzlich das Leben ist, wie unverfügbar. Wir haben es nicht in der Hand. „Ich fürcht’ mich nicht“, wiederholt meine Freundin. Getrost geht sie in ihr einsames Büro. Und ich gehe auf einsamen Wegen in den nahe gelegenen Wald und mache freundlich lächelnd schon von Ferne einen großen Bogen um jeden Menschen.

Gott hat es in der Hand, unser Leben. So haben wir das gelernt von Kindesbeinen an, so haben wir das erfahren. Gott trägt und hält unser Leben. Wir freuen uns daran. Wir bleiben bei Trost. Und leben behütet. Auch in Zeiten wie diesen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.