Den Beitrag von G. Watzlawek entnehmen wir mit freundlicher Genehmgung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach, in-gl.de.
Rheinisch-Bergischer Kreis | Gerd Wallmeroth geht in den Ruhestand, seine Nachfolgerin an der Spitze der Kreispolizei ist schon im Haus. Im Gespräch zieht der erfahrene Polizist Bilanz, berichtet von Erfolgen und neuen Herausforderungen. Dazu zählt die Kinderpornografie, ganz konkret in Bergisch Gladbach.
Formal ist Landrat Stephan Santelmann der oberste Polizist in Rhein-Berg, das operative Geschäft führt aber der „Abteilungsleiter Polizei”, und das ist seit 2015 Gerhard Wallmeroth. Er geht zum Monatsende mit 62 Jahren in den Ruhestand. Santelmann lobt ihn zum Abschied als „kompetent, menschlich, bürgernah” – und noch dazu erfolgreich.
Gleichzeitig stellte der Landrat die Nachfolgerin vor: Polizeioberrätin Birgit Buchholz, die viele Jahre in der Kriminalitätsbekämpfung in Köln gearbeitet hat, dann im Kreis Siegburg und in Krefeld eingesetzt war und zuletzt beim Landesamt Aus- und Fortbildung in Brühl mit Bachelor-Studenten gearbeitet hat, die sich auf den Polizeidienst vorbereiten. Sie freue sich, die Behörde am 1. November zu übernehmen, sagt Buchholz, verweist bei allen inhaltlichen Fragen aber noch an Wallmeroth.
Große Erfolge gegen Einbrecher
Gerhard Wallmeroth war im November 2015 von Köln nach Bergisch Gladbach gewechselt – und kann in der Tat Erfolge vorweisen. An erster Stelle nennt er genauso wie Santelmann die Rückdrängung des Einbruchdiebstahls. Über alle Abteilungen hinweg hatte sich die Kreispolizei auf dieses Gebiet gestürzt und parallel intensive Aufklärungsarbeit geleistet.
Das Ergebnis: Die Zahl der Einbrüche ist innerhalb von vier Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Und von diesen Fällen handelt es sich bei der Hälfte um erfolglose Versuche – weil die Täter an besseren Einbruchssicherungen scheitern oder von aufmerksamen Nachbarn gestört werden, berichtet Wallmeroth.
Flüchtlingsunterkünfte gesichert
Der Anstieg der Flüchtlingszahlen, parallel zu seinem Dienstantritt in Bergisch Gladbach, habe der Polizei in den Jahren 2015 und 2016 deutlich mehr Arbeit gebracht, sagt der Polizeichef. Weil die Beamten sehr viel mehr Präsenz zeigen mussten, um die Flüchtlingsunterkünfte zu sichern und um Konflikte zu schlichten.
Wo mehr Menschen sind, gebe es auch mehr Kriminalität. Und dennoch sei die Anzahl der registrierten Delikte in den vergangenen Jahren gesunken – das sei ein gutes Signal. Der Rheinisch-Bergische Kreis ist laut Statistik der drittsicherste Kreis in ganz NRW, obwohl er im Umland der Metropole Köln liegt. Auch das sei ein großer Erfolg, lobt Landrat Santelmann. Früher habe RheinBerg auf den Rängen sieben oder acht gelegen.
In Zukunft, das betonen Wallmeroth und seine Nachfolgerin Buchholz, werde der Kampf gegen die Einbrüche weiter hohe Bedeutung habe – weil es sich um einen „supersensiblen” Bereich handele.
Neue Herausforderung: Kinderpornografie
Darüber hinaus gibt es neue Herausforderungen. Aktuell gehört dazu die Bekämpfung der Kinderpornografie, die ganz offenbar auch hier vor Ort verbreitet ist.
Wallmeroth berichtet von einem aktuellen Fall: die Kreispolizei ist gerade einem Mann in Bergisch Gladbach auf die Spur gekommen, der Kinderpornografie nicht nur besessen und verbreitet, sondern offenbar auch Kinder sexuell misshandelt hat. Die Polizei hat ihn sowie zwei weitere Personen aus seinem Umfeld außerhalb des Kreises festgenommen und damit die akute Gefahr gebannt.
Die Aufarbeitung des Falls steht aber noch aus – und bindet sehr große Kapazitäten. Denn die Kreispolizei muss gewaltige Datenbestände sichern, auswerten und bewerten, damit ein Gerichtsverfahren möglich ist.
Zivilbeschäftigte entlasten Polizisten
Die Aufgaben wachsen, die Zahl der Polizeibeamten jedoch nicht. In diesem Jahr sei es zum Stichtag 1. September zum ersten Mal so gewesen, dass eine Handvoll mehr Polizisten nachrückten, als zuvor ausgeschieden waren, berichtet Wallmeroth. Mit mehr könne der Kreis auch nicht rechnen, da die verfügbaren Kräfte dorthin verteilt werden, wo die Kriminalitätsbelastung besonders hoch ist. Und das sei im Rheinisch-Bergischen Kreis (zum Glück) nicht der Fall.
Immerhin kann die Kreispolizei auf einen wachsenden Stab von Regierungsbeschäftigten bauen. Neben den weitgehend konstant rund 350 Beamten gehören inzwischen 60 zivile Mitarbeiter zur Kreispolizei. Dadurch werden die Polizisten entlastet, freut sich Wallmeroth.
Bei der Datenauswertung arbeite jetzt ein Computerspezialist, bei der Einbruchsprävention ein ehemaliger Schreiner. „Der kennt sich mit der Materie aus,” so der Behördenleiter, „und wir können einen Polizisten mehr auf der Straße einsetzen.”