KirchenKino: Der Flüchtling als Nachbar. Eine Nachlese, zweiter Teil

VON WOLFGANG HORN

Noch bevor der KirchenKino-Film Styx am Mittwochabend über die Leinwand flimmerte, berichtete Ousmani Diallo, von der hiesigen Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Wermelskirchen eingeladen, aus Guinea über seine persönliche Flucht aus der Heimat und sein Ankommen in Wermelskirchen. In Guinea war am Mittwoch Feiertag und aus diesem Grund erzählte Diallo den zahlreich erschienenen Wermelskirchenern in einer farbenfroh-bunten Tracht von seinem beschwerlichen Fluchtunternehmen. Er hat in seiner Zeit in Wermelskirchen zwar bereits Deutsch gelernt. Aber er habe sich seine Ansprache dennoch aufgeschrieben, damit er nichts Wichtiges vergesse und sie auch leichter vortragen könne. 

2009 hat sich der oppositionelle Ousmani Diallo auf den Weg gemacht und ist einer Verhaftung und drohender Folter durch seine Flucht entgangen. Und gelandet in Libyen. „Ich dachte, dass ich dort für immer leben könnte.“ Aber er hatte sich getäuscht. In Libyen saß er im Gefängnis. Dort hörte Ousmani Diallo von Europa. Von zivilisierten und humanen Ländern. 2016 hatte er das Geld für die Schlepperbande zusammen und machte sich in einem rappelvollen Schlauchboot auf den gefahrvollen Seeweg nach Europa.

Sie seien in Seenot geraten und ein Flüchtling sei ertrunken. In der Nähe eines anderen Schlauchbootes hätten viele Leichen im Wasser getrieben. Erst zum zweiten Mal in seinem Leben habe er Leichen gesehen. Nach der Rettung habe er keinen Asylantrag gestellt, sondern gearbeitet, um eine Fahrkarte nach Deutschland bezahlen zu können. Hier in Deutschland, in München, habe man ihm erstmals gesagt, er sei willkommen. Ousmani bedankt sich beim Publikum und den Menschen in Wermelskirchen, in Deutschland. Und bittet sie alle, in ihrer Hilfe nicht nachzulassen. Es würden weitere Menschen kommen und die bräuchten alle unsere Hilfe. Jetzt und später auch noch.

Tausende sind bereits gestorben im Mittelmeer und täglich lassen weitere Flüchtlinge dort ihr Leben. Gleichwohl ist die Schilderung eines einzelnen Menschen, der in Fleisch und Blut vor einem steht, was er auf seinem Weg hierhin erlebt und erlitten hat, mitunter eindrucksvoller als die schiere große Zahl. Ousmani Diallo ist unser neuer Nachbar, ein Mit-Bürger. Mit schwarzer Hautfarbe, in bunter Kleidung, mit noch nicht perfektem Deutsch. Gemeinsam mit vielen anderen Menschen aus vielen Ländern macht Ousmani Diallo das Leben im Bergischen bunter.

Beitragsfoto: Ousmani Diallo befestigt mit Mitarbeitern der Flüchtlingsinitiative “Willkommen in Wermelskirchen” Plakate und Schwimmwesten an Laternenpfählen als Hinweis auf den Film Styx im KirchenKino Wermelskirchen

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