Eine Palette Schuhcreme für die Tafel Wermelskirchen

Wermelskirchen | Gut 20 von mehr als 80 Mitgliedern trafen heute im Saal Freiburg des Katholischen Pfarrhauses zusammen, um die Regularien der nach deutschen Vereinsrecht alljährlich erforderlichen Mitgliederversammlung der Tafel Wermelskirchen e.V. abzuhalten, also die Berichte von Vorstand, Schatzmeister und Kassenprüfern entgegenzunehmen, über die Berichte zu debattieren und dem Vorstand Entlastung zu erteilen.

Nur sieben Männer fanden sich zwischen dem etwas mehr als einem Dutzend Frauen, kaum junge Mitbürger. Soziale Arbeit ist nach wie vor überwiegend weiblich und wird selten von wirklich jungen Menschen geleistet. 

Den Vorstandsbericht erstatte die Vorsitzende, Brigitte Krips. Die Mitgliederzahl der hiesigen Tafel sei stabil und bewege sich im Rahmen der Vorjahreszahlen. Einige ehrenamtlich tätige Mitarbeiter seien im abgelaufenen Jahr ausgeschieden, man habe jedoch neue Ehrenamtler dazugewinnen können. Auch die Nutzerzahlen hätten sich stabilisiert. 360 Haushalte, etwa 50 weniger als im Vorjahr, ergänzte Enne Maus, die Schirmherrin der Tafel in Wermelskirchen, würden derzeit betreut und beliefert. Die Gesamtzahl der Kunden aber betrage, wie zuvor bereits, etwa eintausend Personen. Die Zahl der Familien mit großer Angehörigenzahl hat drastisch zugenommen. So seien derzeit 64 Familien mit mehr als fünf Familienmitgliedern Kunden der Tafel. 362 Kinder werden von der Tafel beliefert.

Die Lebensmittelmengen, die der Tafel zur Verfügung gestellt werden, schwanken. Es könnte durchaus mehr sein. Aber, so Brigitte Krips weiter, der Nachhaltigkeitsgedanke, daß man keine Lebensmittel wegwerfen dürfe, sei mittlerweile besser in der Bevölkerung verankert und wachse weiter. Etwa drei Tonnen Lebensmittel transportieren die acht Fahrer und Beifahrer Woche für Woche in das marode Gebäude an der Feuerwache, in dem die Tafel nach wie vor untergebracht ist. Die Lebensmittel für die Tafel stammen von 13 Lieferanten und vier Bäckereien. An der Ausgabe und Kundenbetreuung sind 54 ehrenamtliche Mitarbeiter beteiligt.

Die Tafel Wermelskirchen hat zu Weihnachten in Zusammenarbeit mit Schulen und auch Kindergärten, mit Hilfe von Spendern und Unternehmen 350 Weihnachtspakete zusammenstellen und verteilen können.

Nach wie vor ungeklärt ist die Raumfrage. Man habe zwar einige Objekte angesehen, die sich aber aus Gründen der erforderlichen Barrierefreiheit allesamt als nicht oder nur wenig geeignet erwiesen hatten. Man müsse jetzt abwarten, wie sich der Abriß der Dreßlerschen Halle und der Ausbau der Parkplätze auswirken werde. Vermutlich werde man, so der bisherige Stand der Absprachen mit der Verwaltung, ein neues Domizil in einer der bislang noch als Schulgebäude genutzten kommunalen Immobilien finden. Bis dahin werde ein Baucontainer zur Lagerung von Materialien auf dem Gelände errichtet und womöglich biete sich die Chance, einen Lagerraum des Autonomen Jugendzentrums „Bahndamm“ nutzen zu können.

Schließlich sei die Tafel Wermelskirchen auch dem Landesverband NRW der Tafeln beigetreten sowie dem Tafel-Logistikverbund Rheinland und Bergisches Land. Über diesen Logistikverbund habe man neulich in Dormagen eine Palette Schuhcreme aus Dormagen abholen können.

Der Bericht der Schatzmeisterin läßt sich so zusammenfassen: Die finanziellen Verhältnisse der Tafel Wermelskirchen sind wohlgeordnet. Der Anfangskassenbestand konnte durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und die Entgelte der Kunden sogar gesteigert werden, so daß es möglich ist, die Rücklage für die Nutzung eines neuen Tafel-Gebäudes zu erhöhen, sowie die Rücklage für die Anschaffung eines neuen Transportfahrzeugs zu bedienen. Die Hauptausgabenbereiche sind Energie- und Fahrzeugkosten, Reinigung sowie die allgemeinen Bürokosten.

Helga Loepp und Bernd Meyer empfahlen als Kassenprüfer uneingeschränkt die Entlastung der Schatzmeisterin und des Vorstandes, da sich das Finanzwesen der Tafel Wermelskirchen in tadellosem Zustand befinde. Zur etwa gleichbleibenden Spendenhöhe merkte Helga Loepp an, daß das Monetäre zwar ungeheuer wichtig sei, aber nach ihrer Auffassung ebenso bedeutsam sei, daß die Bürger der Stadt uneingeschränkt hinter der Tafel stünden. „Wermelskirchen hat Herz. Das ist kein Spruch von gestern“, so Helga Loepp, „sondern aktuelle Wirklichkeit.

Schließlich wurde der Vorstand bei der Enthaltung der Vorstandsmitglieder einstimmig entlastet. Eine rekordverdächtige knappe Dreiviertelstunde haben Brigitte Krips und ihre Mitstreiterinnen heute Abend gebraucht, um die Jahresmitgliederversammlung korrekt und zur Zufriedenheit aller Besucher abzuwickeln. Chapeau.

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