Fahrradklima: Wermelskirchen ohne positive Entwicklung

Pressemitteilung des ADFC Wermelskirchen

Wermelskirchen | Wermelskirchen bleibt ohne positive Entwicklung hin zur fahrrad- und familienfreundlichen Stadt Beim gestern in Berlin vorgestellten Fahrradklima-Test des ADFC landete Wermelskirchen auf Platz 247 von 311 der Städte seiner Größe bis 50.000 Einwohner. Insgesamt 118 Wermelskirchener hatten an der bundesweiten Befragung teilgenommen und erreichten bei der Suche nach den fahrradfreundlichsten Städten vergleichbarer Größe im Land NRW Rangplatz 64 von 82.

Die wenig erfreuliche Gesamtbewertung gemäß der Schulnote 4,2, die erst bei einer ortsspezifischen Analyse der politischen Rahmenbedingungen verständlich wird, ist mit der Note im Jahr 2016 identisch, so dass keine positiven Entwicklung bescheinigt wird. Insbesondere diejenigen werden folglich frustriert sein, die sich in den vergangenen Jahren in unserem Ort zunehmend engagiert, jedoch offensichtlich wenig erfolgreich für ein besseres Ergebnis einer nachhaltigen Radverkehrsplanung eingesetzt haben.

Unzufrieden sind die Radfahrer und Radfahrerinnen in unserer Stadt vor allem damit, dass Einbahnstraßen nicht für den gegenläufigen Verkehr geöffnet sind (5,3), die Ampelschaltungen für Radfahrer eine Zumutung bedeuten (4,9) und der Winterdienst auf Radwegen unzureichend ist (4,9).

Zufrieden sind sie dank der relativ geringen Anzahl an Fahrraddiebstählen (2,5) und dank der zweckmäßigen Wegweisung für Radfahrer (3,7).

Trotz der unübersehbaren Mängel der Ampelschaltungen insbesondere bei Dunkelheit, der Falschparkkontrolle auf Radwegen (4,9) oder des Fehlens öffentlicher Fahrräder (4,8) lassen sie sich den Spaß am Radfahren nicht verderben.

Das Ergebnis der Zusatzfragen 2018 zur Familienfreundlichkeit ist nach Auffassung des ADFC Wermelskirchen von besonderem Interesse:

Die Befragten sind überzeugt, dass man in Wermelskirchen Kinder im Grundschulalter nicht ohne schlechtes Gewissen allein Radfahren lassen darf (4,8), dass Kinder nicht unterstützt werden, mit dem Rad zur Schule zu fahren (4,8) und dass es folglich nicht üblich ist, dass Kinder mit dem Rad zur Schule fahren (4,8).

Für die Schülerinnen und Schüler insbesondere der weiterführenden Schulen sieht der ADFC vor Ort einen unmittelbaren Handlungsbedarf durch Rad-Schulwegpläne die Schulwege sicherer zu gestalten.

Fahrradfreundlichkeit ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor für moderne Städte. Diese Erkenntnis hat sich bei den Verantwortlichen der Verwaltung und Politik mehr und mehr durchgesetzt, obgleich der Wille, die sicherheitsrelevanten Radverkehrsplanungen für Alltags-und Freizeitradler konsequent umzusetzen, nicht immer ausreichend vorhanden ist.

Die Kommunen der Radregion Rheinland wollen gemäß der Absichtserklärung zur Zusammenarbeit vom 2. April 2019, die auch Landrat Stephan Santelmann feierlich unterschrieben hat, “Top-Radregion“ werden. Der ADFC bestätigte den Verantwortlichen bei dieser Feier, dass sie erst auf dem richtigen Weg sind, wenn die Absichtserklärungen bis zum Jahr 2023 verwirklicht werden.

Große Fahrradmagazine im benachbarten Holland und umfassende Verlags-Sonderhefte für Radfahrer der Großstädte Düsseldorf und Köln berichten mittlerweile ausführlich über die Bahntrassen- und Panoramaradwege sowie über die neu beschilderten Rundtouren im Bergischen Land, die auch durch unsere Innenstadt führen.

Um diese Erfolge nicht zu gefährden, macht es dem ADFC Sorgen, wenn trotz des verbesserten Einsatzes für die Freizeit- und Alltagsradler in den letzten Jahren zahlreiche Besucher von nah und fern und unsere Stadtbewohner über eine unzureichende Radverkehrsförderung und ein schlechtes Verkehrsklima in unserer Stadt klagen.

Wenn Wermelskirchen will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen, um die Fahrt durch die Innenstadt zu genießen, muss diese von unnötigen Autofahrten entlastet werden. Ohne Zweifel muss mehr getan werden als nur zu planen und zu reden. Nachhaltige Radverkehrsförderung muss mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln durchgesetzt werden, damit Wermelskirchen endlich fahrradfreundlicher und familienfreundlicher wird.

Die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2016 und bundesweite Trends finden Sie auf www.fahrradklima-test.de.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • stefan wiersbin
    • 11.04.19, 8:00 Uhr

    “Fahrradfreundlichkeit ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor für moderne Städte.”
    Dies ist leider in der hiesigen Kommunalpolitik noch nicht bei allen angekommen. Konkret vor allem bei der CDU und der WNKUWG, die sich leider gegen eine vernünftige radfahrerfreundliche Verkehrsführung stellen. Begründet wird dies von der CDU mit dem Bauvorhaben Lochesplatz. Man will dies abwarten und dann, also in 5 Jahren oder vielleicht auch in 10 Jahren, den durch die Bebauung des Platzes entstandenen Verkehr bewerten. Die WNKUWG argumentiert vor allem damit, dass zu wenige Parkplätze vorhanden sind und es dem Wermelskirchener nicht zu zumuten ist, einige Schritte bis zum Geschäft zu laufen.
    Was CDU und WNKUWG aus meiner Sicht verkennen, ist der zu gewinnende Standortvorteil. Eine radfahrerfreundliche Verkehrsführung würde allen, die im Tourismus und Gastronomie arbeiten, einen Gewinn bringen, aber eben auch unsere Stadt für Familien interessanter machen. Es wird aber eben auch die Entwicklung auf dem Fahrradmarkt verkannt. Radfahren ist auch im Bergischen Land problemlos möglich, dank E-Bikes. – Und noch ein Aspekt wird verkannt: viele meiner Generation und alle die danach kommen, – ich bin 1964 in Bocholt geboren -, werden sich, wenn sie in Rente gehen, das Auto nicht mehr leisten können.
    Wie ich darauf komme? Ganz einfach, man nehme mal sein letztes Nettogehalt, davon 48 Prozent, dann weiß man in etwa, was man erwarten darf. Ich persönlich werde mir höchstwahrscheinlich auch als Rentner ein Auto leisten können, da ich ein überdurchschnittliches Einkommen habe und mein Arbeitgeber für eine gute Zusatzversorgung im Alter sorgt. Doch dies ist eben bei weitem nicht der Standard. Ich weiß, dass viele mit deutlich weniger Gehalt eine Familie ernähren müssen, so dass private Vorsorge schwierig ist. Ich muss dies nicht, so dass ich auch privat gut vorsorgen kann. – Ja, ein E-Bike ist auch teuer, verursacht aber bei weitem nicht die Folgekosten eines Autos.

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