Integration geht

Eric Weik hat elf Jahre lang die Geschicke Wermelskirchens als Bürgermeister geleitet. Seit 2015 ist er in Bochum als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittleres  Ruhrgebiet tätig. In dieser Eigenschaft schreibt er unter dem Titel “Vorab bemerkt” regelmäßig das Editorial der IHK-Zeitschrift “Wirtschaft im Revier”. In der neuesten Ausgabe belegt Weik, daß “Integration geht”. Wir veröffentlichen diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung von Eric Weik und der IHK Mittleres Ruhrgebiet:

Von Eric Weik

In diesen Tagen, Wochen, Monaten schauen viele Menschen im Ruhrgebiet mit Wehmut auf den Bergbau. Das schwarze Gold, eine halbe Ewigkeit Synonym für Wohlstand und Beschäftigung, ist auf einmal von vorgestern. Schicht im Schacht.

Eines waren (insbesondere) der Bergbau und die Industrialisierung des Ruhrgebietes im Rückblick auf jeden Fall: ein überragendes Beispiel dafür, wie man fremde Menschen in unserer Region integrieren konnte und wollte. Unter Tage war es immer egal, ob der Kumpel Franz, Maciej oder Esref hieß – er war der Kumpel, auf den man sich verlassen konnte. Und verlassen können musste. Gelebte Integration vor Kohle.

In diesen Tagen vermittelt sich das bedrückende Gefühl, viele Deutsche hätten die Fähigkeit zur Integration verloren. Oder sogar den Willen. In diesen Tagen werden Schlagzeilen produziert, die auch „Made in Germany“ sind – aber unserem Land und unserer Wirtschaft nicht dienen. Sondern Schaden anrichten.

Vielfalt tut gut: einer Gesellschaft, einem Unternehmen. Neue Ideen, neue Sichtweisen, neue Kulturen: All dies bringt einen weiter. Richtung Zukunft. In einer globalisierten Welt, in der jeder (fast) überall leben, arbeiten, Urlaub machen, Produkte herstellen und verkaufen kann, ist es geradezu absurd, andere Menschen, Länder, Kulturen auszugrenzen.

Unsere Unternehmer haben nie gefragt, ob der neue Kollege deutsche oder ausländische Wurzeln hat – sie haben gefragt, ob man ihn gut gebrauchen kann. Unsere Belegschaften sind schon seit Ewigkeiten vielfältig – und nicht nur unter Tage. Den demografischen Wandel werden wir in unserem Land nicht ohne ausländische Arbeitnehmer bewältigen. Wir brauchen qualifizierte Arbeitnehmer – egal ob die Franz, Maciej oder Esref heißen.

In diesen Tagen ist es deshalb sinnvoll, auch darüber zu sprechen, wie es gehen kann – und gehen sollte: Das Sprach- und Qualifizierungszentrum quaz.ruhr in der früheren Opel-Lehrwerkstatt in Bochum ist Ausdruck eines starken gesellschaftlichen Willens im mittleren Ruhrgebiet, Zugewanderte zu integrieren. Über Sprache, über Ausbildung, über Beschäftigung. Es sollten diese positiven Beispiele sein, die uns daran erinnern, zu was wir immer fähig waren – nicht nur, aber insbesondere im Ruhrgebiet: zu integrieren. Und nicht zu spalten.

Eric Weik

Kompetenzfeld Zukunft gestalten

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