Kein Wunder

Ein Einwurf von Wolfgang Horn

Kaum hat die Nachbarstadt jenseits des Eschbachs den Zuschlag für eine Niederlassung der Rheinischen Fachhochschule Köln erhalten, geht es in Wermelskirchen wieder zu wie bei den Kesselflickern. Die Tinte unter der Vereinbarung der Kölner mit der Stadt Remscheid war vermutlich noch nicht trocken, als der CDU-Vorsitzende, Christian Klicki, auch schon öffentlich den Buhmann ausmachen konnte. „Der Bürgermeister hat sich zu wenig bemüht, die Interessen der Stadt Wermelskirchen gegenüber der RFH zu vertreten.“ 

Ein kecker Satz. Ausgesprochen von einem naßforschen jungen Mann. Mit einem kleinen Schönheitsfehler indes: Es gibt keinen einzigen Beleg für diesen Vorwurf. Mehr noch: Im gleichen Zeitungsartikel wird der Baudezernent der Stadt ausführlich zitiert. Keine einziger Satz von Thomas Marner in diesem Zeitungsartikel könnte in einer Weise ausgelegt werden, daß sie Klickis Behauptung stützt.

Schlimmer noch: Jutta Gruß-Rinck vom Düsseldorfer Fachbüro ASS, das die Federführung für das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IKEHK) der Stadt innehat, wird mit folgenden Worten in der Zeitung zitiert: „Versäumnisse bei der Stadt oder Bürgermeister Rainer Bleek, wie sie die CDU kritisiert hatte, sehe sie nicht. Bleek und Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla vom Fachbüro ASS hätten sich sehr um einen Dialog mit dem Präsidenten der RFH Köln bemüht“.

Das alles kümmert den umtriebigen CDU-Mann nicht. Der ist offenbar schon im Wahlkampfmodus. Und da könnten Fakten bloß hinderlich sein. Kein Wunder, daß die Politik, daß Parteien und ihre Repräsentanten auch auf der kommunalen Ebene mit einem Bedeutungsverlust, mit einem Reputationsverlust zu tun haben. Wenn der flott rausgehauene Schuldspruch wichtiger ist als kühle Analyse, dann ist mehr im Argen als lediglich die Umgangsform. 

Die schreckliche Industriebrache mitten in der Stadt könnte, wie die Stadtplaner sagen, eine zentrale Rolle für die Innenstadtbelebung spielen. Auf dem Rhombusgelände sei ein Technologiezentrum mit Start-up-Unternehmen, Forschungsinstituten, etablierten Firmen denkbar, kombiniert mit Wohnen und Dienstleistung. 

Ist das ausreichend Grund für allerdurchsichtigste politische Händel? Die zudem noch aus dem Repertoire der Förmchendiebe aus dem Sandkasten zu stammen scheinen. Oder können die Bürger nicht erwarten, daß sich die Parteien für die Gestaltung der Innenstadt zusammentun, Vorschläge machen, abwägen, Argumente austauschen, in ordentlicher Manier streiten und dann die richtige Entscheidung treffen?

Nein. Ohne Attacken, ohne billige Polemik, ohne Profilneurose scheint es nicht zu gehen. Hier jedenfalls. Kein Wunder, wenn sich Bürger mit Grausen abwenden.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Jutta Hildner
    • 14.09.18, 21:58 Uhr

    Statt nun in einen Wahlkampf gleich welcher Art zu steigen……..Sehen wir es als Chance etwas anderes und wer weiß vielleicht etwas Besseres zu entwickeln.

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