Große Resonanz zum Thema „Faire Kleidung“

Von Ursula Renzmann

Mehr als 60 Interessierte besuchten am Dienstagabend einen sehr informativen Themenabend, zu dem der Weltladen Wermelskirchen ins ev. Gemeindezentrum eingeladen hatte. Es ging um „Faire Kleidung“. Ein sehr interessanter und lehrreicher Vortrag mit anschließender Fragerunde wurde ergänzt durch die Möglichkeit, eine eindrucksvolle Auswahl fair produzierter Textilien ansehen und reichhaltiges Informationsmaterial mitnehmen zu können.

fair1Der Saal im ev. Gemeindezentrum war kurz nach sieben Uhr fast bis auf den letzten Platz besetzt, der Referent Jürgen Sokoll sprach von einer „außerordentlich großen Besuchergruppe“. Viele hatten sich schon vorher intensiv die vielen schönen Kleidungsstücke angesehen, die auf Tischen und an Kleiderständern präsentiert wurden. Vor und auch nach dem Vortrag entstanden viele lockere Gesprächsgruppen, in denen ein reger Meinungsaustausch stattfand.

 

fair2Auch die ausliegenden Flyer, Prospekte und Broschüren stießen schon vorab auf großen Zuspruch und fanden im Laufe des Abends reißenden Absatz.

Der Referent Jürgen Sokoll, Promotor für fairen Handel und nachhaltiges Wirtschaften im „Eine Welt Netz“ NRW, informierte faktenreich und mit viel Detailwissen über Hintergründe und Missstände der weltweit vernetzten Textilindustrie. Neu war den meisten Zuhörern, dass Deutschland noch Weltmarktführer in Technischen Textilien (z.B. Berufsbedarf) ist, lässt doch sonst die Bekleidungsindustrie inzwischen fast ausschließlich im Ausland produzieren. Niedrige Lohnkosten und geringe Umweltauflagen in osteuropäischen und asiatischen Ländern machen die Auslagerung der Textilproduktion dorthin wirtschaftlich interessant. Die gesetzlichen Mindestlöhne in Asien und Osteuropa liegen weit unter einem Existenz sichernden Lohn, so werden z.B. in Georgien nur 10%, in Malaysia immerhin 54% der Lebenshaltungskosten durch die Löhne gedeckt.

Mangelnder Arbeitsschutz, unzureichender Brandschutz, extrem lange Arbeitsschichten sind keine Seltenheit, obwohl mit bereits bestehenden Gesetzen und internationalen Arbeitskonventionen nicht vereinbar. Hier wird deutlich, wie wichtig regelmäßige und umfangreiche Kontrollen durch unabhängiges und geschultes Personal sind. Besonders großen ökologischen Herausforderungen sieht sich die Baumwollherstellung ausgesetzt, wo 350 Mio. Menschen arbeiten.

Ein immens hoher Einsatz von Pestiziden und Insektiziden bringt jährlich Tausenden von Baumwollbauern den Tod. Unglaubliche Wassermengen werden für die Herstellung einer Jeans (3.500 bis zu 14.000 Liter) verbraucht. Von daher erscheint die Produktion von Kleidung aus Kunstfasern, vor allem das Recycling von Polyester, eine Möglichkeit zu bieten, Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen. Eine Zuhörerin wandte an dieser Stelle jedoch ein, dass der Abrieb von Kunstfasern durch Gebrauch und Waschen für Mensch und Umwelt sehr schädlich und zudem der Rohstoff Erdöl nicht endlos verfügbar sei.

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Schlüsselbegriff bei der Bewältigung der gesamten Problematik. Der Verbraucher kann an verschiedenen Siegeln erkennen, ob ein Kleidungsstück nachhaltig hergestellt wurde, das bedeutet umweltschonend und auch unter Einhaltung von Arbeitsnormen und Sozialkriterien. Zwei Beispiele: Der Fairtrade-Textilstandard steht für Verbesserung und Einhaltung der Bedingungen für Mensch und Umwelt auf dem gesamten Herstellungsweg von der Faser bis zum fertigen Kleidungsstück. Das GOTS-Siegel „Global Organic Textile Standard“ garantiert die Einhaltung hoher sozialer und ökologischer Anforderungen. Beide Labels helfen dem Verbraucher, der ein nachhaltig produziertes Kleidungsstück erwerben will, bei seiner Kaufentscheidung.

Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall in Geschäften nach fairer Kleidung zu fragen (große Zustimmung fand dieser Vorschlag aus dem Publikum), Einkaufsführer speziell zu fairer Kleidung zu lesen und sich über die vielfältigen Siegel und deren Bedeutung schlau zu machen. Folgende Links können dabei helfen: www.getchanged.net; www.gruenemode.de

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