Salto mortale

VON WOLFGANG HORN

Was eigentlich ist anders als vor zwei Jahren, was ist heute heute besser als kurz vor der letzten Kommunalwahl? Erinnern wir uns: Die Stadt und die Besitzer der Rhombus-Brache waren einig. Die Stadt wollte und sollte das Gelände kaufen, Fördermittel beantragen und entsprechend die Planungen für das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IHEK) und die Innenstadtentwicklung forcieren. Dann aber der Bruch dieser Übereinkunft. Die Eigentümer wollten selber gewaltige Millionenbeträge als Investitionsmittel einsammeln, ein Filmchen wurde produziert, mit virtuellen Kameraflügen durch eine bunte Glitzerwelt und ein bißchen Computerhochglanz sollten sich die Portemonnaies der Investitionswilligen doch öffnen lassen. Die Stadt war genasführt, die Grundüberlegungen und Planungen perdue. Allein: Schon seinerzeit waren genügend Stimmen zu hören, die zweifelten, daß sich genügend Unternehmen würden finden lassen, die auf der Basis dieser dünnen Vorgaben mit wirklich dicken Beträgen ins vermeintlich sichere Geschäft einsteigen.

Stephan Singer hat Recht, wenn er in der Bergischen Morgenpost dem ganzen Unterfangen die Bezeichnung „Salto rückwärts“ gibt.

Nichts ist anders als vor zwei Jahren. Man hat nur diese beiden Jahre verloren. Die Eigner haben ihren Traum von der dicken Marie, von Kohle ohne Ende zwei Jahre länger träumen dürfen. Die Stadt kann das Gelände in die Stadtentwicklung integrieren und Fördermittel beantragen. Fördergelder müssen allerdings bis Ende September 2022 beantragt sein.

Als Zeit war, grätschten die Eigentümer in weitgehend entwickelte Pläne. Jetzt kommt der Salto Mortale, der Todessprung kurz vor knapp, auf den letzten Drücker. Die Stadtverwaltung muß es richten. Mal wieder. Ob die Förderbedingungen derzeit noch sind, wie sie einst waren, weiß niemand wirklich genau zu sagen. Zumindest haben wir alle, die Eigner, unsere Stadt, wir Bürgerinnen und Bürger Zeit verloren. Wir sollten beten, daß sich die Rahmenbedingungen nicht schon fundamental verändert haben. Schließlich reiht sich derzeit Krise an Krise – mit unübersehbaren Folgen für das wirtschaftliche Wohlergehen jedes einzelnen sowie für die Stadtgemeinschaft in Gänze.

Das Hallenbad wird jetzt zum politischen Druckmittel. Man könne es auf der Rhombus-Brache ansiedeln, mitten in der Stadt, gleichsam als Frequenzbringer. Geplant hatte das so niemand. Ob die Annahmen allesamt auch stimmig sind, weiß ebenfalls niemanden genau zu sagen.

Wenn es überhaupt gelingen sollte, in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit eine triftige Planung samt verwaltungsorganisatorischer Absicherung vorzulegen. Man kann der Bürgermeisterin, den Dezernenten und den beteiligten Ämtern und Ausschüssen nur danken, daß sie sich trotz der widrigen Umstände umgehend und unter Hochdruck an die Arbeit gemacht haben. Wenn das Projekt wirklich erfolgreich abgeschlossen werden sollte, gebührt der Dank der Stadtverwaltung und ihrer Leitung. Niemandem sonst.

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