NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXVII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 372,7 an. Am Vortag hatte der Wert bei 362,2 gelegen, vor einer Woche bei 289 (Vormonat: 85,6). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 42.727 Corona-Neuinfektionen. Vor genau einer Woche waren es 33.498 Ansteckungen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 75 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 55 Todesfälle gewesen. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.626.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 99.062. Die 42.727 gemeldeten Neuinfektionen sind ein Anstieg von rund 27 Prozent gegenüber der Vorwoche. Mehr als ein Viertel der aktuellen Fälle werden aus Bayern gemeldet (10.214). Aus Sachsen und Baden-Württemberg werden jeweils rund 7000 Fälle gemeldet – und das obwohl Baden-Württemberg fast dreimal so viele Einwohner hat (11 Millionen) wie Sachsen (4 Millionen). Die Sieben-Tages-Inzidenz wird aktuell mit 372,7 angegeben. Dieser Wert steigt seit 4. November kontinuierlich. Es ist der 18. Anstieg in Folge. Dass es zwischenzeitlich einen Abfall gibt, liegt lediglich an einem deutlichen Meldungsrückgang infolge des Feiertags an Allerheiligen. Andernfalls würde der Inzidenzwert seit 14. Oktober dauerhaft steigen. Unter den Bundesländern ist in Sachen Sieben-Tages-Inzidenz Sachsen bereits ohnehin trauriger Spitzenreiter. Allerdings steigt der Werte binnen 24 Stunden von 794 auf 862 – also um 66. Da Sachsen vor drei Tagen keine Fälle übermittelt, kann dieser Anstieg mit weiteren Nachmeldungen zusammenhängen. Auch in Thüringen (+27), dem Saarland (+29) und in Sachsen-Anhalt (+31) steigt die Inzidenz deutlich. Nach Sachsen, Bayern, Thüringen und Brandenburg erreicht nun auf Sachsen-Anhalt eine Gesamtinzidenz von 500. Die geringsten Sieben-Tages-Inzidenz hat derzeit Schleswig-Holstein mit 134,6. Auf Kreisebene setzt sich die dramatische Entwicklung fort. Mittlerweile liegen 18 Land- und Stadtkreise über einer Inzidenz von 1000. Das ist eine Verdopplung gegenüber der Vorwoche. Der Landkreis Freyung-Grafenau (1651,5) in Bayern und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (1618,6) liegen mittlerweile sogar über der Marke von 1600. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,14 angegeben (Vortag: 1,1). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 3565 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1813 davon werden invasiv beatmet. Rund 13 Prozent der Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Zahl der aktuell gemeldeten Todesfälle liegt bei 75. Das heißt, dass in dieser Woche insgesamt 1390 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet werden. Das ist der höchste Wochenwert seit rund einem halben Jahr. In der Vorwoche werden 1147 Todesfälle gemeldet. Der Anstieg beträgt rund 21 Prozent. Der Sieben-Tage-Schnitt bei den Todesfällen steigt damit auf knapp 200 Fälle täglich. Dieser Durchschnittswert wird zuletzt am 14. Mai erreicht. Damals ist der Höhepunkt der dritten Welle gerade überschritten. Die Gesamtzahl der Todesfälle seit Pandemie-Beginn steigt auf 99.000.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen fordert wegen der anhaltend starken Zunahme von Corona-Infektionen umfassende Vorbereitungen für Patientenverlegungen in andere Kliniken. Dies sei “ein koordinativer Kraftakt”, der frühzeitig und zentral gesteuert werden sollte, sagte der Bundestagsabgeordnete: “Es ist durchaus realistisch, dass Hunderte Patienten in Kürze verlegt werden müssen.” Für diese Herausforderung brauche es endlich einen operativen Bund-Länder-Krisenstab, den es bereits seit Beginn der Pandemie hätte geben müssen. “Schon nächste Woche werden zahlreiche Intensivstationen keine neuen Patienten mehr aufnehmen können”, warnte Dahmen. Die Landesregierung in Schleswig-Holstein hat schärfere Corona-Regeln auf den Weg gebracht. Die ab Montag geltende Corona-Verordnung schließt in Innenbereichen Menschen ohne Covid-19-Schutzimpfung von weiten Teilen des öffentlichen Lebens aus. Das Grundprinzip lautet: Bei Freizeitveranstaltungen gilt drinnen 2G (geimpft, genesen), bei beruflichen Veranstaltungen und für Jugendliche 3G (geimpft, genesen oder getestet). Ab Montag dürfen Ungeimpfte in Schleswig-Holstein keine Innenräume von Freizeitstätten und Gaststätten mehr besuchen. Kinder bis zur Einschulung und minderjährige Schüler, die regelmäßig in der Schule getestet werden, sind davon ausgenommen. Wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, muss eine ärztliche Bescheinigung oder einen negativen Test vorlegen, um Angebote mit 2G-Regeln wahrzunehmen. Wegen eines außergewöhnlich starken Anstiegs an Corona-Infektionen dürfen Ungeimpfte im Schwarzwald-Baar-Kreis von Montag an nachts nur noch aus triftigem Grund ihre Wohnungen verlassen. Das Verlassen der eigenen vier Wände in dem Corona-Hotspot zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr sei nur noch für medizinische Notfälle und aus Arbeitsgründen erlaubt, sagt Landrat Sven Hinterseh. Zutritt zu beispielsweise Gastronomie, Hotels (mit Ausnahme von Geschäftsreisenden) und Einzelhandel sei ausschließlich immunisierten – geimpft und genesen – Besuchern und Kunden gestattet. Ausgenommen von dieser Zutrittsbeschränkung sind Geschäfte und Märkte, die der Grundversorgung dienen wie Lebensmittelmärkte, Apotheken, Tank- und Poststellen, Paketdienste und Banken sowie Betriebe von körpernahen Dienstleistungen. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner will dem Parlament vorschlagen, die epidemische Notlage für Thüringen zu beschließen.“Es gibt Maßnahmen, die können sehr einfach getroffen werden wie 2G plus. Es gibt andere, da braucht es einen Landtagsbeschluss”, sagt Werner. Als Beispiel für Maßnahmen, die einen solchen Beschluss brauchten, nennt Werner Schließungen. Wie der geplante Parlamentsbeschluss genau aussehen könne, daran arbeite man noch, betont sie. Der Thüringer Landtag kommt in einer Sondersitzung zur Corona-Pandemie am Mittwoch zusammen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hatte am gestrigen Freitag angekündigt, die strengeren Corona-Regeln in Sachsen danach zu analysieren, ob sie auch in Thüringen anwendbar sind. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach rechnet auch in anderen Bundesländern mit ähnlichen Teil-Lockdowns wie in Bayern und Sachsen. Dazu werde es “auf jeden Fall” kommen, weil die Infektionszahlen weiter anstiegen und die beschlossenen Maßnahmen nicht sofort wirkten, sagt Lauterbach im Deutschlandfunk. Man sei in eine so schwierige Lage gekommen, dass es in Teilen anderer Bundesländer wieder so hohe Fallzahlen und Hospitalisierungsraten geben werde, “dass wir dort auch lokal wieder schließen müssen”. Cathleen Martin, Pressesprecherin der Deutschen Polizeigewerkschaft Sachsen fürchtet, dass die Beamten in ihrem Bundesland bald nicht mehr einsatzfähig sind. Grund: Von 14.000 Polizisten seien schon jetzt rund 400 an Corona erkrankt und 600 in Quarantäne. “Wenn man das umrechnet, sind wir bei einer Inzidenz von circa 4000”, sagt sie. Martin wirft dem Innenministerium vor, sich nicht rechtzeitig um Booster-Impfungen gekümmert zu haben. Die Behörde erklärte jedoch, dass sie diese Einschätzung der Lage nicht bestätigen könne. “Die Einsatzfähigkeit der sächsischen Polizei ist aktuell jedoch nicht gefährdet”, erklärt das sächsische Innenministerium auf RTL-Anfrage. Neben Sachsen explodieren vor allem in Bayern in den letzten Wochen die Inzidenzwerte. Aktuell weist der Freistaat im Süden eine Sieben-Tage-Inzidenz von 635,6 aus. Das Gesundheitsministerium macht auch eine besondere Impfskepsis im Süden des Bundeslandes dafür verantwortlich. Die Gründe dafür seien unter anderem eine höhere Zahl an “Querdenkern und Reichsbürgern”, eine höhere Affinität zu alternativen Heilmethoden, impfskeptische Ärzte, eine generelle Kritik am Obrigkeitsstaat sowie eine historische Skepsis gegenüber Impfungen. Im südlichen Bayern liegt die Impfquote gegen das Coronavirus aktuell etwa sechs Prozentpunkte unter dem bayerischen Landesschnitt. Der ist mit 66 Prozent vollständiger Impfquote schon eher gering. Gerade in Südbayern sind die Inzidenzwerte aktuell besonders hoch. Der Landkreis Rottal-Inn etwa weist mit 1592 aktuell den dritthöchsten Wert aller Regionen in Deutschland auf. Dort liegt die Impfquote Anfang November nur bei 53,1 Prozent. Die Deutsche Bahn will Anfang der Woche bekannt geben, wie sie mit der neuen 3G-Regel für Fahrgäste umgehen wird. “Die DB bereitet sich auf die Umsetzung der jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vor”, sagte ein Sprecher. Man stelle sich darauf ein, dass die neuen Regeln im Laufe der Woche in Kraft träten. Bundestag und Bundesrat hatten wegen stark gestiegener Corona-Zahlen beschlossen, dass Fahrgäste in Bussen und Bahnen geimpft, genesen oder getestet sein müssen (3G). Erwartet wird, dass die Regelung ab Mitte der Woche greift.

Nach einer Morddrohung gegen Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Das teilt eine Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz auf Anfrage des MDR mit. Bei einem von der Polizei verhinderten Corona-“Spaziergang” in Zwönitz im Erzgebirge skandierten am Freitagabend einige Teilnehmer unter anderem “Kretschmer muss weg” und “Schießt ihn ab”. Die Polizei habe durch einen Livestream in den sozialen Netzwerken davon erfahren und ermittle jetzt wegen Androhens einer Straftat, so die Sprecherin. Weil sie sich einer Corona-Quarantäne wiederholt verweigert haben, sind in Baden-Württemberg mittlerweile 23 Menschen in Kliniken untergebracht worden. Vier uneinsichtige Quarantäne-Verweigerer werden zeitweise im Universitätsklinikum Heidelberg aufgenommen, 19 in Gerlingen im Kreis Ludwigsburg, wie ein Sprecher des Sozialministeriums mitteilt. Die Menschen sind den Angaben zufolge im Durchschnitt für zehn Tage in den Einrichtungen. Wenn Corona-Infizierte ihre Quarantäne missachten, können sie gezwungen werden, ins Krankenhaus zu gehen. Sozial- und Innenministerium sowie das Uniklinikum hatten sich zuvor auf Zwangseinweisungen von Menschen geeinigt, die nachhaltig gegen die Corona-Quarantäne verstoßen. Zielgruppe sind demnach uneinsichtige, bußgeldunempfindliche Menschen, die vorsätzlich in Kauf nehmen, andere Menschen mit Corona zu infizieren.

Die Kassenärzte wollen Kinder ab 5 Jahren erst mit dem Vakzin von Biontech impfen, wenn eine entsprechende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorliegt. “Handlungsmaßstab für uns als Ärzte ist eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission”, sagt Kassenärzte-Chef Andreas Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vor der für kommende Woche erwarteten Zulassung des Biontech-Vakzins für die Altersgruppe 5 bis 11. “Die Politik darf nicht wieder, wie bei den 12- bis 18-Jährigen, mit vorschnellen Impfangeboten oder Impfdruck die Eltern verunsichern”, so der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Davor könne er nur ausdrücklich warnen, mahnt Gassen. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will voraussichtlich Ende nächster Woche über die Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech für Kinder ab fünf Jahren entscheiden. Biontech-Chef Ugur Sahin hält seinen Impfstoff trotz der Impfdurchbrüche für sehr wirksam. Der Impfstoff nehme erst “ab dem vierten Monat” ab, sagt Sahin der “Bild am Sonntag”. Der Schutz vor einer schweren Erkrankung sei noch bis zum neunten Monat sehr hoch. Sahin empfiehlt einen Booster zur Impfauffrischung, der schütze “sehr gut vor Erkrankung, er hilft aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen.” Sahin rechnet in Zukunft mit jährlichen Auffrischungsimpfungen, ähnlich wie bei Influenza. Der Tourismusbeauftragte der geschäftsführenden Bundesregierung, Thomas Bareiß, rechnet mit einer Corona-Impfpflicht auch in Deutschland. Die sich immer mehr zuspitzende Lage mache deutlich, dass eine Impfpflicht früher oder später nicht vermeidbar sei, sagt der CDU-Politiker. “Es war in der Rückschau betrachtet falsch, das nicht gleich von Anfang an zu sehen. Die damalige Hoffnung ist nachvollziehbar, aber war nicht realistisch.” Nach der Ankündigung Österreichs, im Februar eine Corona-Impfpflicht einzuführen, wird auch in Deutschland über das Thema diskutiert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte gesagt, er glaube, man werde am Ende darum nicht herumkommen. Vertreter von SPD und FDP lehnen eine Impflicht ab. Bareiß sagte: “Für mich ist es politisch nicht mehr verantwortbar, dass ganze Branchen, Einzelhändler, Restaurantbetriebe, Clubs, Bars und die ganze Kino-, Kultur- und Veranstaltungsszene 20 Monate im staatlich verordneten Krisenzustand leben und vor großen Existenzängsten stehen, während sich andere die Freiheit nehmen, sich nicht zu impfen.” Man habe bisher mit historischen Maßnahmen und Summen viele Unternehmen retten können. Auf Dauer gehe das nicht. Seitdem klar ist, dass entweder bald oder schon flächendeckend 2G gilt, steigt in vielen Bundesländern die Zahl der täglich verabreichten Erstimpfungen. Am deutlichsten ist der Anstieg in Bayern. Dort wurden in den letzten sieben Tagen im Schnitt mehr als 12.000 Erstimpfungen verabreicht. Im ebenfalls bevölkerungsreichen und stark betroffenen Baden-Württemberg waren es mehr als 6500 pro Tag. Thüringen vermeldete zuletzt fast 1.400 Erstimpfungen am Tag. In Relation zur Bevölkerung ist allerdings Berlin Spitzenreiter. Hier wurden mehr als 3.600 Erstimpflinge pro Tag versorgt. Berechnet auf 100.000 Einwohner ergibt das aktuell den höchsten Wert. Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, setzt sich für eine Beschleunigung der Impfungen gegen das Coronavirus ein. “Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Es kommt jetzt angesichts der dramatischen Pandemielage auf jeden Tag an”, sagt sie. Sie appelliert an die Menschen, sich jetzt impfen zu lassen. “Das Deutsche Rote Kreuz steht bereit, alle Kräfte zu mobilisieren und die deutschen Behörden mit Impfzentren, Impfstellen oder mobilen Impfteams massiv zu unterstützen.” Notwendig sei ein gemeinsamer Kraftakt von Behörden, Gesundheitspersonal und Hilfsorganisationen, so die frühere Bundesgesundheitsministerin. “Denn Schlangen, in denen Impfwillige stundenlang auf ihren Termin warten oder wieder nach Hause geschickt werden müssen, können wir uns nicht leisten. Wir müssen beim Impftempo deutlich zulegen.” Die Thüringer Linke hat sich für eine Corona-Impfpflicht ausgesprochen. Ein entsprechender Dringlichkeitsantrag wurde heute bei einem Landesparteitag in Bad Blankenburg angenommen. In dem kurzfristig noch leicht veränderten Antrag heißt es: Wenn das sich zuspitzende Corona-Infektionsgeschehen weitere Einschränkungen auch für geimpfte Menschen notwendig mache, “erscheint eine allgemeine Impfpflicht geeignet, erforderlich und angemessen, um eine folgenreiche Überlastung des Gesundheitssystems nachhaltig abzuwenden”. In einer ersten Version des Antrages war noch von einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen die Rede. Per Änderungsantrag wurde dies dann aber in eine allgemeine Impfpflicht umgewandelt.

Die Sorgen der unter Materialmangel leidenden deutschen Industrie wachsen angesichts rasant steigender Corona-Infektionszahlen. “Die jüngste Entwicklung des internationalen Infektionsgeschehens erhöht die Risiken für die Industrieproduktion in diesem Winter massiv”, sagt Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). “Schon ohne neue öffentliche Corona-Beschränkungen ist eine erneute spürbare Kaufzurückhaltung zu befürchten. Zum Glück sind die Auftragsbücher in vielen Branchen momentan noch gut gefüllt.” Viele Hersteller können die gut gefüllten Orderbücher wegen Lieferengpässen allerdings nicht wie gewohnt abarbeiten. Das dämpft die Produktion, wie aus dem aktuellen Industriebericht des BDI hervorgeht. Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes war die Industrieproduktion zuletzt gesunken. Hart trifft es dem BDI zufolge unter anderem die Autobauer, die unter Rohstoffknappheit und Halbleitermangel leiden. Die deutsche Industrie hatte ihre Konjunkturerwartungen für das laufende Jahr im September heruntergeschraubt. Der Verband rechnet demnach mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr um preisbereinigt (real) drei Prozent. Zuvor war der BDI von einem Plus von 3,5 Prozent ausgegangen.

In Großbritannien können sich ab Montag alle über 40-Jährigen für eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus anmelden. Zum Termin muss die zweite Impfung mindestens ein halbes Jahr her sein. Bisher können nur über 50-Jährige sowie Gruppen mit erhöhtem Risiko einen sogenannten Booster buchen. Neu ist zudem, dass zum Wochenstart 16- und 17-Jährige – insgesamt etwa 200.000 Menschen – Termine für ihre zweite Dosis erhalten können. Dies bedeute, dass die Menschen ein sicheres Weihnachtsfest genießen könnten, teilt das Gesundheitsministerium in London. Premierminister Boris Johnson hat zuletzt mit Blick auf stark steigende Infektionsraten in mehreren EU-Staaten vor einer neuen Corona-Welle gewarnt. In Großbritannien sind bisher gut 80 Prozent der über 12-Jährigen vollständig geimpft, etwa ein Viertel hat bereits eine Auffrischung erhalten. Wegen stark steigender Infektionszahlen gelten Belgien und ein Großteil der Niederlande nun als Corona-Hochrisikogebiete. Auch das bei Urlaubern beliebte Griechenland sowie Irland fallen nach einer Einstufung durch die Bundesregierung in diese Kategorie. Im Fall der Niederlande sind die Überseegebiete Aruba, Curacao und Sint Maarten ausgenommen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte die Regelung bekanntgegeben. Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen wurden am Sonntag: Französisch Guayana, Neukaledonien, Costa Rica, Guatemala, Guayana und Suriname. Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage. Frankreich will seine stark von der Corona-Pandemie betroffene Tourismusbranche mit 1,9 Milliarden Euro wieder beleben. Das Land wolle unter anderem in Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren, sagt Premierminister Jean Castex. Man wolle bis 2030 Frankreichs Position als weltweit führendes Reiseziel festigen. Der Zehnjahresplan sieht auch mehrere Hundert Millionen Euro Hilfen für Reise- und Eventagenturen vor. Im Corona-Jahr 2020 seien nur noch 40 Millionen Touristen nach Frankreich gekommen, im laufenden Jahr bislang 50 Millionen. Das seien halb so viel wie 2019, führt Castex weiter aus. Der Tourismussektor machte vor der Pandemie 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. In der Slowakei hat die Anzahl der Corona-Neuinfektionen einen Rekordwert erreicht. Innerhalb von 24 Stunden kamen 9171 neue Fälle hinzu, wie die Behörden mitteilen. Damit liegt die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen das erste Mal seit Beginn der Pandemie bei mehr als 9000. Den Angaben zufolge waren 71 Prozent der Neuinfizierten nicht geimpft. Knapp 3000 Menschen wurden wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt.

Weltweit haben sich bislang rund 256,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Über 5,4 Millionen Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, das erstmals im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Das Virus wurde bisher weltweit in mehr als 210 Ländern und Territorien gemeldet. Die USA wollen die Herstellung von Impfstoffen in Afrika fördern. US-Außenminister Antony Blinken sicherte bei seinem Besuch im westafrikanischen Senegal finanzielle Unterstützung für das sogenannte Madiba Projekt zu, eine Impfstofffabrik in der Hauptstadt Dakar. Mithilfe dieses Projekts könnten Pandemien auch in anderen afrikanischen Staaten bekämpft werden, sagte der US-Chefdiplomat. Blinken kündigte auch umfangreiche US-Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen in dem westafrikanischen Land mit knapp 17 Millionen Einwohnern an. In Brasilien entspannt sich die Corona-Lage angesichts steigender Impf-Raten. Die Gesundheitsministerium meldet 8833 Neuinfektionen und 217 weitere Covid-19-Tote binnen 24 Stunden. Damit sinkt die Zahl der im Durchschnitt der vergangenen zwei Wochen pro Tag Verstorbenen auf 228. Das ist der niedrigste Wert seit April 2020. Auf dem Höhepunkt der Krise waren es im April diesen Jahres annähernd 3000 gewesen. Gleichwohl ist Brasilien mit rund 22 Millionen registrierten Infektionen das weltweit am drittstärksten betroffene Land nach den USA und Indien. Bei der Zahl der Toten liegt es mit 612.587 auf Platz 2 noch vor Indien.

Beitragsfoto © v-a-n-3-ss-a (Pixabay)

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