Mit der Regel leben

VON WOLFGANG HORN

Machen wir es doch heute einfach noch einmal so wie gestern schon. Wir sammeln vollkommen unsystematisch Coronameldungen: Im Raum Dithmarschen sind die Infektionszahlen rasant angestiegen, bei den meisten Infizierten handelt es sich um Rückkehrer von Reisen auf den West-Balkan und nach Skandinavien. Gestern gab es einen Corona-Ausbruch im Landkreis Ludwigslust-Parchim: 200 Menschen in Quarantäne. Australien hat 13 Todesfälle binnen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. China meldet die meisten Neuansteckungen seit März. Brasilien hat bei der Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus wie auch bei den Todesfällen in Verbindung mit der Lungenkrankheit Covid-19 neue Höchststände verzeichnet. In Büsum wird die Maskenpflicht in der Fußgängerzone eingeführt. Sydney ist zum Corona-Hotspot erklärt worden. In Spanien haben sich binnen eines Tages mehr als 1100 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. In Frankreich melden die Behörden 1392 neue Coronavirus-Fälle, der höchste Anstieg seit über einem Monat.

Eine Zusammenstellung ohne jede Systematik. Aber sie zeigt eines: Die Corona-Pandemie ist in vollem Gange. Erste Welle, zweite Welle – einerlei. Wir leben in der Pandemie. Mittendrin. Es gibt also keinen Grund nachzulassen. Die Pandemie kann bekämpft werden, erfolgreich, wenn sich alle Menschen an die Regeln halten. Abstand halten. Den Menschen nicht auf die Pelle rücken. Die Hygiene beachten. Hände gründlich waschen, oft desinfizieren, die Gelegenheiten dazu gibt es fast überall. In Geschäften, Banken, Läden, Cafés. Alltagsmaske tragen. Mund und Nase bedecken. So oft es geht. Auch im Freien. 

Es gibt noch kein wirksames Medikament. Und auch nach einem Impfstoff suchen die Virologen bislang vergeblich. Wir werden also noch geraume Zeit mit dem Virus leben müssen. In dieser Zeit sollten wir die Corona-Warn-App auf unseren Handies und Smartphones einsetzen, um auf diese Weise zu erfahren, ob wir in Kontakt mit Infizierten geraten sind. Und schließlich: Müssen wir Parties feiern wie vor der Pandemie? Sind die Auslandsreisen, vor allem solche in Krisengebiete wirklich lebensnotwendig? Kann man Spaß nicht auch unter Einhaltung der Regeln haben? Die Pandemie ist auch ein Prüfstein für die Solidarität eines jeden einzelnen, für seine Empathie, seine Menschlichkeit. Wer Menschen mit einer Vorerkrankung, und das sind keineswegs nur Ältere, schützen will, hält sich an die Regeln. Auch, wenn man sich selbst für stark und gesund genug hält, den Kampf mit dem Virus zu überstehen. Es gibt wirklich keinen Grund, die Abstands- und Hygieneregeln zu verletzen.

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