Mitgliederversammlungen, bisweilen auch Jahreshauptversammlungen genannt, sind in der Regel nicht die prickelnden Höhepunkte deutschen Vereinslebens. Im Gegenteil. Berichte, Berichte, Berichte. Satzungsänderungen. Wahlen zum Versammlungsleiter, zum Vorsitzenden, zum Kassenprüfer. Formalie reiht sich an Formalie. So auch heute Abend beim Sportverein 09/35 Wermelskirchen. Alle erforderlichen Berichte wurden gehalten, zwei Ehrenvorsitzende gewählt, Lothar Weber und Henning Weber, ein neuer Vorsitzender, Thomas Müller. Das meiste mit überwältigenden Mehrheiten. Der einzige Unterschied zu den bisherigen Versammlungen: 73 Mitglieder waren erschienen. Zu einem Vereinstreffen, bei dem sich üblicherweise um die zwanzig Unentwegte tummeln. Bestenfalls. Der Grund: Eine “Initiative Sportverein 09” hatte die Revolution angekündigt. In der Lokalpresse, im Video einer örtlichen Bewegtbildagentur, auf einer eigenen Homepage, Im Facebookstatement. Klaus Nattermann und Michael Ickenstein, die Köpfe der Vereinsrevolution, haben sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Die bisherigen Vorstände hätten versagt, es müsse ein neues Konzept her, die Initiatoren hätten ein solches Konzept erarbeitet, Sponsoren und Werbepartner stünden Schlange. In diesem Tamtam ist der rege und ungewöhnlich zahlreiche Besuch der Mitgliederversammlung begründet. Aber: Die Revolution fiel aus. Niemand von der Initiative wollte auf der Versammlung das Wort ergreifen. Die Revolutionäre ließen die gute Gelegenheit verstreichen, den aktiveren Mitgliedern des SV 09/35 ihr Konzept zu erläutern. Eigentlich schade. Ein Sturm im Wasserglas also, eher ein Stürmchen, und auch eher im Kölschglas, wie mir scheint. Aber: Es ist alles nur Fußball.
SV 09/35 Wermelskirchen: Sturm im Kölschglas oder: Die Revolte blieb aus
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