Wie leben ältere Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis? Was sind ihre Bedürfnisse? Mit diesen Fragen rund um die Belange von Seniorinnen und Senioren beschäftigt sich der erste Seniorenbericht, der im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Pflege vorgestellt wurde und auf große Wertschätzung stieß.
Der „Seniorenbericht 2023/2024 – Bericht über die Lebenslagen älterer Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis“, kurz Seniorenbericht, nimmt die Lebensphase Alter in den Fokus. Das Leben im Alter, das Altsein und das Altwerden sowie Angebote für diese Phase des Lebens werden aus einer sozialen und präventiven Sicht beleuchtet. Ein Herzstück des Seniorenberichts ist die umfassende und aufwendige Seniorenbefragung, die der Rheinisch-Bergische Kreis in Kooperation mit seinen acht kreisangehörigen Kommunen und der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. aus Dortmund im April und Mai 2023 durchgeführt hat.
„Der erste Seniorenbericht des Rheinisch-Bergischen Kreises, der analog zum Pflegebericht und Sozialbericht ‚Motiv Mensch‘ erstellt wurde, sticht auch im Landesvergleich in seiner Umfänglichkeit und Qualität hervor“, freut sich Sozialdezernent Jürgen Langenbucher.
In sechs Themenfeldern wird die Lebenswelt der älteren Generation unter die Lupe genommen: Wohnen und Wohnumgebung, soziale Teilhabe und Ehrenamt, Information und Beratung, Gesundheit, Pflege und Unterstützung, Kultur, Bildung und digitale Teilhabe sowie Mobilität. Ein siebtes Themenfeld behandelt die kommunalen Strukturen, also die Angebote der Städte und Gemeinden rund um die Themen „Leben im Alter“ und „Gut alt werden“.
Umfangreiche Befragung und Handlungsempfehlung bilden Grundlage
Der Seniorenbericht basiert zum einen auf der umfänglichen schriftlichen Seniorenbefragung aus April und Mai 2023 und zum anderen auf den daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen. In der Seniorenbefragung wurden mittels einer Zufallsstichprobe 7.263 Personen ab 65 Jahren in allen acht kreisangehörigen Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis angeschrieben. „Der übersandte Fragebogen ist auf großes Interesse gestoßen, was ein überdurchschnittlich guter Rücklauf von 40 Prozent widerspiegelt“, so Claudia Materne, Leiterin des Amts für Soziales und Inklusion.
Die Ergebnisse der Seniorenbefragung sind ausschlaggebend für die Handlungsempfehlungen, das zweite Herzstück des Seniorenberichts. Die Handlungsempfehlungen richten sich an die Kreis-, Städte- und Gemeindeverwaltungen, an seniorenpolitische Akteure, an Einrichtungen der Seniorenarbeit, Altenhilfe oder politische Entscheidungsträger. Die Handlungsempfehlungen haben das Ziel, die lokalen Strukturen, Infrastrukturen sowie die Angebotslandschaft für Seniorinnen und Senioren so zu gestalten, dass ein gutes Leben im Alter und ein aktives Altwerden möglich sind.
Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen des Seniorenberichts werden von der Seniorenplanung des Rheinisch-Bergischen Kreises und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden bei den weiteren Planungen berücksichtigt. Hier ist vor allem das Netzwerk kommunale Seniorenarbeit tätig, in dem alle Mitarbeitenden aus den Arbeitsfeldern der kommunalen Seniorenplanung, Seniorenarbeit und Altenhilfe zusammenkommen.
Lebenslagen älterer Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis: Ausgewählte Befragungsergebnisse
• Digitalisierung im Alter: 21 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren gaben an, nie das Internet zu nutzen, 56 Prozent tun das täglich. Dabei sind es mit 42 Prozent vor allem die 80-Jährigen und Älteren, die nie online sind. Bei den 65- bis 79-Jährigen sind es immerhin neun Prozent. Diese Ergebnisse zeigen, dass rund um das Thema Digitalisierung im Alter noch viel zu tun ist, aber auch die „Offliner“ beachtet werden müssen.
• Bedarf an Beratungsthemen: Das Online- und Offline-Verhalten der befragten Seniorinnen und Senioren unterstreicht auch deren Wunsch nach mehr Beratung zum Thema „Digitale Medien und Technik“. Knapp ein Viertel (24 Prozent) der Seniorinnen und Senioren wünschen sich hierzu mehr Beratung und Information. Aber auch die Themen Gesundheitsförderung mit 21 Prozent und Patientenverfügung mit 20 Prozent werden verstärkt gewünscht.
• Einsamkeit im Alter: Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Thema Einsamkeit im Alter. Fünf Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren gaben ab, sich oft einsam zu fühlen. Nie einsam fühlen sich 44 Prozent der Umfrageteilnehmenden.
• Soziale Teilhabe im Alter: Im Fragebogen wurde auch im Rahmen des Themas „soziale Teilhabe“ abgefragt, was die Personen davon abhält, an geselligen Veranstaltungen oder Treffen teilzunehmen. 39 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren möchten nicht alleine teilnehmen. 38 Prozent geben an, nicht genügen Informationen über Angebote zu haben und 33 Prozent fehlt die persönliche Ansprache.
• Gesundheit im Alter: 29 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren bewerten ihre subjektive Gesundheit als gut, 47 Prozent als eher gut, 20 Prozent als eher schlecht und vier Prozent als schlecht. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass es rund um die Gesundheitsförderung und Prävention im Alter großen Handlungsbedarf gibt, wenn ein Viertel seine Gesundheit als nicht gut einschätzt.
• Sorgende und pflegende Angehörige: Knapp ein Fünftel der befragten Senioren und Seniorinnen betreuen, pflegen oder leisten privat regelmäßig Hilfe gegenüber einer gesundheitlich eingeschränkten Person. Die pflegenden Angehörigen sind demnach auch im Rheinisch-Bergischen Kreis ein wichtiger Adressat bei der Planung von Angeboten, Projekten und Strukturen.
Hintergrund
Verantwortlich für die Erstellung des Seniorenberichts und die Nachverfolgung der Ergebnisse ist die Seniorenplanung des Planungsstabs Inklusion, Senioren und Pflege aus dem Amt für Soziales und Inklusion des Rheinisch-Bergischen Kreises.
Der Seniorenbericht kann unter https://t1p.de/jhb3q heruntergeladen werden. Fragen zum Bericht können Interessierte per E-Mail an Seniorenplanung@rbk-online.de richten. Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. (FfG) aus Dortmund erstellt. Die FfG unterstützte bei der Entwicklung des Fragebogens, der Durchführung der Befragung und hatte die Federführung bei der Auswertung der Befragungsergebnisse. Auch führte die FfG im Anschluss an die Datenauswertung in vier der acht kreisangehörigen Kommunen partizipative Veranstaltungen mit lokalen Akteure durch und wertete diese aus. Ziel dieses Beteiligungsformates war es, die Ergebnisse mit relevanten seniorenpolitischen Akteuren zu diskutieren und entsprechende Maßnahmen und Projekte zu initiieren.