Muttertag

Die Muttertagsidee, wie sie ursprünglich in den USA entstanden ist, hätte auch heute viel für sich, stellt sie sich doch der kommerzialisierten Form des heutigen Feiertages mit Süßigkeiten, Blumen, Geschenkgutscheinen und üppigen Mahlzeiten in gediegenen Restaurants entschieden entgegen. Allein: Man kennt sie nicht mehr, weiß nichts von den Ursprüngen.

Die liegen im Jahr 1870. Julia Ward Howe, eine Gegnerin der Sklaverei in den Südstaaten, rief den „Muttertag des Friedens“ aus und organisierte Jahre lang in Boston Feiern, die sie der Abschaffung des Kriegs weihte.

1907 organisierte Anna Jarvis in Philadelphia eine Kampagne zur offiziellen Anerkennung des Muttertags, der dann 1914 durch den damaligen Präsidenten der USA, Woodrow Wilson, zum nationalen Feiertag und „einem öffentlichen Ausdruck von Liebe und Achtung unseren Müttern gegenüber“ erklärt wurde.

Hier der ursprüngliche Aufruf von Julia Ward Howe, in dem sie 1870 mit leidenschaftlichen Worten die Ziele des ursprünglichen Feiertags beschreibt:

Steht auf, all ihr Frauen, die ihr ein Herz habt, gleich ob ihr mit Wasser oder mit Tränen getauft seid.

Sprecht mit fester Stimme:

Wir werden nicht zulassen, dass große Fragen von unbedeutenden Regierungsstellen entschieden werden, unsere Ehemänner werden nicht zu uns kommen, stinkend nach Gemetzel, um von uns Zärtlichkeit und Zustimmung zu bekommen.

Wir werden nicht zulassen, dass uns unsere Söhne genommen werden, damit sie alles vergessen, was wir ihnen über Barmherzigkeit, Mitleid und Geduld beigebracht haben.

Wir Frauen eines Landes werden zu zartfühlend gegenüber den Frauen eines anderen Landes sein, um zuzulassen, dass unsere Söhne dazu ausgebildet werden, ihre Söhne zu verletzen.

Aus dem Schoß der verwüsteten Erde kommt ein Schrei, der sich mit unserem vereint.

„Waffen nieder, Waffen nieder! Das Schwert ist nicht das Maß der Gerechtigkeit.“

Weder stellt Blut verlorene Ehre wieder her noch ist Gewalt ein Zeichen für Besitz.

So wie Männer oft den Pflug und den Amboss verlassen haben, um dem Ruf zu den Waffen zu folgen, so lasst nun die Frauen all das verlassen, was im Hause zu verlassen ist, um einen großen und ernsten Tag des Beratens zu haben. Lasst sie zunächst als Frauen die Toten beweinen und ihrer gedenken. Lasst sie dann miteinander zu Rate sitzen über die Möglichkeiten, wie die Menschheitsfamilie in Frieden leben kann, dass jeder zu seiner Zeit den heiligen Aufruf höre, nicht des Cäsar, sondern Gottes.

Im Namen aller Frauen und aller Menschen fordere ich dazu auf, dass eine Generalversammlung aller Frauen, ungeachtet ihrer Nationalität, ausgerufen wird, der zusammenkommen möge an dem Ort, der am geeignetsten erscheint und zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Dort möge vorangetrieben werden ein Bündnis der verschiedenen Völker, die einvernehmliche Lösung von Streitigkeiten zwischen Staaten und das große und allgemeine Anliegen des Friedens.

Beitragsbild: Julia Ward Howe (1819-1910)

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