Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Schwachstelle

VON WOLFGANG HORN

Wie heißt es noch im vielzitierten Volksmund? Eine Krahe hackt der anderen kein Auge aus. So auch in der AfD. Dort behandeln die Führungspersonen jemanden aus dem eigenen Haufen, der sich politisch und/oder rechtlich etwas zuschulden hat kommen lassen, mit Samthandschuhen. So lange es geht. 

Ein enger Mitarbeiter des Spitzenkandidaten zur Europawahl in sechs Wochen steht im Verdacht der geheimdienstlichen Tätigkeit für China und ist bereits verhaftet worden. Jetzt brennt der Baum. Und doch war die AfD lange gewarnt, hat aber diese Warnungen in den Wind geschlagen. 

Bevor die Delegierten im vergangenen Sommer den Europaabgeordneten Maximilian Krah mit breiter Mehrheit zum Spitzenkandidaten für die Europawahl im kommenden Juni machten, gab es reichlich Hinweise auf die Beziehungen des Mannes nach Russland und China. Da gab es Reisen und Einladungen, großes Verständnis für Chinas Tibet-Politik und dafür, dass Russland drakonisch gegen die Menschenrechtsorganisation Memorial vorgeht. Selbst aus der Parteispitze war Skepsis zu hören, ob das nun der richtige Frontmann ist.

Von Krah hört man keinen Ton dazu, dass sein Assistent im Europäischen Parlament schon vor mehr als einem Jahr öffentlich in Verdacht geraten war, im Auftrag Chinas zu handeln. Dass er aggressives Lobbying für Chinas Kommunistische Partei betrieb. Man hätte also mindestens hellhörig sein müssen. Wenn nicht Krah, dann die Parteispitze, Weidel und Chrupalla inklusive. Aber sie haben, gemeinsam, an dem umstrittenen Mann, von Höcke gefördert, festgehalten. Wohl weil er ein geschickter Redner ist, der völkisches Denken und die Nähe zu den autoritären Regimes in Russland und China in schöne Sätze kleiden kann.

Alice Weidel und Tino Chrupalla dagegen halten sich an diesem Mittwoch im Hintergrund. Bloß keine gemeinsamen Fotos mit Krah. Sie lassen sich nicht blicken mit ihrem Immer-noch-Spitzenkandidaten.

Die Folgen für den Spitzen-Kandidaten: harmlos. Kein offizielles Video, keine Plakate, keine Flugblätter: Maximilian Krah wird in den gut sechs Wochen bis zur Europawahl wohl kaum noch öffentlich in Erscheinung treten. Die AfD wirft den Mann nicht aus der Partei, sondern versucht, ihren Spitzenkandidaten bis zum 9. Juni zu verstecken. Na toll. Wir kriegen ihn nicht mehr zu Gesicht, außer auf TikTok. Das ist ja wohl eher eine Strafe für die Tiktoker. Diese Partei ist die Schwachstelle für die Demokratie.

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