Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

TRADITION UND GLAUBE

Ein Wort zum Montag, dem 12. Februar 2024

VON CORNELIA SENG

Tut mir auf die schöne Pforte, singen wir. Das Lied ist mir vertraut. Es wurde immer zu Beginn des Kindergottesdienstes gesungen. Schon vor vielen Jahren in dieser Kirche. Heute besuche ich wieder den Gottesdienst in der Christuskirche in Wilhelmshöhe. Meine Gedanken gehen zurück: Wie oft ich wohl hier schon war? Zuerst habe ich die Eltern zum Gottesdienst begleitet, dann – bis zur Konfirmation – den Kindergottesdienst besucht. Bis zum Ende der Schulzeit habe ich mitgeholfen, ihn zu halten. Heute sitze ich wieder hier. Ist es die Tradition, die mich hält? Das Pflegen der alten Kultur, die mir gut tut? Die Gewohnheit? Hier wurde ich “religiös sozialisiert”. Ist es das alles, was mich hält?

Ist der Glaube an Christus nur Traditionspflege? Ein Hängen am Alten? Warum gehe ich sonntags gerne hier zur Kirche?

“Herr Christ, dein bin ich eigen, den Glauben schenkst du mir”, heißt es in einem alten Kirchenlied (eg 204). Ein Geschenk gibt mir jemand. Ist der Glaube ein Geschenk? Ist er mehr als nur Traditionspflege? Ist er mehr als eine errungene Einstellung? Soviel steht fest: Glaube ist nicht das Ergebnis meines Nachdenkens.

Ich erinnere mich, dass ich als Jugendliche doch ernsthafte Zweifel daran hatte, ob es Gott gibt und ob er mich hört. Die “Ideologie” überzeugte mich nicht, trotz der “religiösen Sozialisation”. Bis einer kam, dem ich es abnahm: Das mit der Liebe Gottes. Seitdem habe ich nach Spuren dieser Liebe gesucht, in der Bibel und unter den Menschen. Und ich bin immer wieder fündig geworden. Manchmal überraschend anders, als ich es erwartet hatte: Ein Bekannter lebte ganz in der Griechischen Orthodoxie; Christen aus Afrika beteten auf dem Boden zwischen den Kirchenbänken. Auch ihnen ging es um die Spuren der Liebe Gottes.

Nein, der Glaube an die Liebe Gottes, wie sie sich in Jesus Christus gezeigt hat, ist mehr als eine Tradition. Und er ist nicht nur das Ergebnis meiner Einsicht. Er ist “höher als alle Vernunft” (Phil 4,7).

Für mich ist der Glaube wie eine Hand, die mich hält. Eine starke Hand. 

Auf die Liebe Gottes ist Verlass. Wer ihre Spuren sucht, der findet sie. Das hat Jesus versprochen. 

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