Der Blut-und Boden-Wahn der Brandstifter

VON WOLFGANG HORN

Eigentlich muß man den rechtsextremistischen Vertreibungswahnsinn der AfD und ihrer Konsorten im rechten Lager mal auf die sehr überschaubaren Verhältnisse in Wermelskirchen herunterbrechen. Ulrich Siegmund, AfD-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Sachsen-Anhalt, hatte am mittlerweile „Wannsee-Konferenz“ genannten Netzwerktreffen von Rechtsextremisten, AfD, Werte-Unionlern, Unternehmern und Christdemokraten teilgenommen. 

Einschub: Auf der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 kamen führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen, um die von den Nationalsozialisten so genannte “Endlösung der Judenfrage“, die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmordes an den Juden Europas in Einzelheiten zu besprechen. 

Ulrich Siegmund, vor seiner Karriere in der AfD Mitglied in der CDU, äußerte auf dem Treffen in der Nähe des Wannsees, daß „ausländische Restaurants aus dem Straßenbild verschwinden“ sollten und es für „dieses Klientel“ unattraktiv werden solle, in Sachsen-Anhalt zu leben. Um die Remigration zu realisieren, solle man vorpolitische Macht aufbauen, Geld in Influencer-Projekte, Propaganda und Aktionen investieren, um das „Meinungsklima“ zu ändern. Soweit das AfD-Ziel. 

Wenden wir das mal bei einem kleinen Streifzug durch das überschaubare Wermelskirchen an. Waio vom vielleicht beliebtesten griechischen Restaurant Dimitrio und seine Familie, Frau und Kinder, die hier studiert haben und vollkommen integriert sind: weg. Giorgio von Cordella-Eis: weg. Das gleiche gilt für Venezia: weg. Verkäuferinnen und Personal in vielen Geschäften und Läden, bei Metzgern und Bäckern, im Einzelhandel: weg. Ärzte und Pflegepersonal im Krankenhaus und ambulanten Pflegediensten: weg. Viele vor allem Mitarbeiterinnen in Reinigungsdiensten für Unternehmen, Stadt oder Schulen: weg. Die meisten Schneider und Schneiderinnen in der Stadt, Änderungsschneiderei Otu: weg. Leider auch der Schneider meiner Lederhose: weg. Fast alle Fahrer von Paketdiensten: weg. Euro-Imbiß neben dem Rathaus: weg. Va Bene Pizzeria: weg. Parlar Orkan Imbiss: weg. Italienischer Markt Petralia: weg. 

Das ist jetzt nur die enge Innenstadt. Reden wir nicht über die Autowerkstätten, Schreinereien, Baufirmen, Dachdecker. Über Schlossereien, kleine Werkzeugfirmen, Reparaturdienste für Handies oder Computer, über Maler, Elektriker, Installateure. Wenn wir überall dort die Regeln von AfD-Siegmund anwenden, sind viele, die meisten dieser Unternehmungen platt. Reden wir nicht von Sportvereinen, die ohne ausländische Mitbürger nicht genügend Mannschaften oder Trainer zustande bekämen, von Massageunternehmen oder Physiotherapeuten, von Lehrern, Blumenläden, Cafés. 

All diese und noch viele mehr müßten, wenn sich der Wahn der AfD von der massenhaften Vertreibung von „Ausländern“ oder Menschen mit „Migrationshintergrund“ durchsetzen könnte, dicht machen. Mit „Ariern“ alleine läßt sich unsere Gesellschaft nicht so gestalten, wie wir es gewohnt sind. Der völkische Blut-und-Boden-Wahn hat Deutschland bereits einmal in Schutt und Asche gelegt. Lassen wir nicht zu, daß die Brandstifter dies ein weiteres Mal versuchen können.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Horst Rosen
    • 15.01.24, 9:39 Uhr

    Hallo,
    wie wäre es diese WeAct-Petition zu unterzeichnen. Denn: Björn Höcke ist ein wahrhaft gefährlicher Feind der freiheitlichen Demokratie. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, ihn zu stoppen: Die Grundrechtsverwirkung nach Verfassungsartikel 18. Das ist niedrigschwelliger als ein Parteiverbot – und darum realistischer. Damit dürfte Höcke sich nicht mehr wählen lassen.

    https://weact.campact.de/petitions/wehrhafte-demokratie-hocke-stoppen?source=whatsapp-share-button&utm_medium=recommendation&utm_source=rec-wa&share=8b94b86b-aecb-4422-b6ca-9fcdee2a586c

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