„Remigration“ statt „Ausländer Raus“?

VON WOLFGANG HORN

„Ausländer Raus“, „Deutschland den Deutschen“, das sind die Parolen der Neonazis, der unsympathischen Glatzen mit Springerstiefeln und Bomberjacken. Die smartere „Junge Alternative“ (JA), der Nachwuchs der AfD, vom Verfassungsschutz in NRW als „Verdachtsfall“ eingestuft, fordert stattdessen „Deutsche Jugend fordert Remigration“ und skandiert „Re-Re-Remigration“. Das mag schöner klingen, weniger dumpf. Und doch meint es das Gleiche. „Ausländer raus“ steht für den hässlichen Deutschen, der in bepißter Jogginghose und trunken den „Hitlergruß“ zeigt. Die adrette JA kommt hip daher, mit SS-Haarschnitt und modisch gekleidet, und hat das Fremdword „Remigration“ in die Debatte gebracht, das in der AfD und anderen rechtsextremen Zirkeln seit geraumer Zeit intensiv diskutiert wird. Allein: Der Austausch von Begriffen, die Ersetzung des Ekelhaften durch vermeintlich Freundliches ändert nichts, gar nichts am Charakter dieser Bewegung: Es bleibt der fremdenfeindliche, völkisch-nationalistische, haßgetrieben-inhumane und gewaltbereite Bodensatz des Rechtsextremismus in unserem Land. Ein unappetitlicher Bodensatz, der sich weder um Anstand schert noch um Recht und Gesetz. Irmhild Boßdorf aus Königswinter beispielsweise will millionenfache Remigration und Pushbacks, „egal, was der Europäische Gerichtshof dazu sagt“. Mit 75 Prozent der Stimmen erhielt sie auf dem AfD-Parteitag Listenplatz 9 zur Europawahl der AfD.

Umso schlimmer ist, daß am Netzwerktreffen in Potsdam, wo es um den „Masterplan Remigration“ ging, auch Mitglieder der CDU teilgenommen haben. Es ist Zeit für Klartext. Das neue „Remigration“ ist und bleibt das alte „Ausländer raus“. Die Demokraten in diesem Land, die übergroße Mehrheit im übrigen, müssen nun aufklären, dass die Ideen der neuen Rechten nicht in eine bessere Zeit führen, sondern genau das Gegenteil bewirken werden. Wir müssen uns und anderen deutlich machen, dass wir in einem demokratischen, freiheitlich und rechtsstaatlich organisierten Gemeinwesen leben, von dem wir alle unseren Nutzen haben. Daß wir gemeinsam in einem Staat leben, einem Gemeinwesen, in dem Menschen sich und ihre Leistung gegenseitig respektieren, gleich, wo sie herkommen. Der Respekt gegenüber Menschen mit internationaler Familiengeschichte prägt unser Land und wir würdigen deren Lebensleistungen, die zum Erfolg dieses Landes beitragen. Es muss Demokraten bewusst werden, dass die Alternative ein autokratischer Kontrollstaat sein wird, der die Würde des Menschen mit Füßen treten wird, ganz gleich wo Du herkommst. Für Demokraten ist es an der Zeit, der neuen Rechten nicht die inhaltliche Hoheit über den Begriff „Remigration“ zu gewähren, sondern ihn als das zu entlarven, was er wirklich ist: menschenverachtend und rassistisch. Die CDU und alle demokratischen Parteien müssen jede, wirklich jede Verbindung ins rechtsextreme Lager kappen. Die Werte-Union ist eine Vorfeld-Organisation der AfD. Es darf keine Zusammenarbeit geben, keine Doppelmitgliedschaft, kein heimliches Zusammenwirken. Flagge zeigen, bewußt und standhaft den Rechten entgegentreten, das ist nicht nur Aufgabe von Grünen, Linken, Liberalen oder Sozialdemokraten, es ist die Pflicht aller Demokraten. Damit unser Land demokratisch bleibt, weltoffen, rechtsstaatlich, damit Minderheiten geschützt werden, Menschen in Not geholfen wird, die Starken die Schwachen stützen. Die Zivilgesellschaft ist gefordert. Wir brauchen Frieden im Land statt Fremdenhaß.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Eugen Gräf
    • 13.01.24, 15:12 Uhr

    Der Erfolg der AFD hängt mit der Dummheit ihrer Wähler zusammen.
    Erinnerung an 1933 ???
    Diese Remigrationsleute sollten sich unbedingt ihr Genom sequenzieren lassen, damit sie endlich wissen, wieviel Afrika (und Neandertaler) in ihnen steckt.

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