Der „Leak“ im Rathaus

VON WOLFGANG HORN

Fünf Tage sind es erst, daß Horst-Walter Schenk, langgedienter und erfahrener Kommunalpolitiker einen Artikel hier im Forum über die Depesche des Personalrates im Rathaus veröffentlicht hat, in der unter anderem der Bürgermeisterin in aller Schärfe eine illegale Handlungsweise sowie ein unkooperativer und autokratischer Führungsstil attestiert wird. Es wurde öffentlich, was manche gerne weiterhin unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle gehalten hätten. Nicht zum ersten Mal übrigens wird die mangelnde Teamfähigkeit der Chefin der hiesigen Stadtverwaltung kolportiert. Beispielsweise auch, als im September des vergangenen Jahres der Verantwortungsbereich des Ersten Beigeordneten ohne vorhergehende einvernehmlich Klärung einseitig von der Bürgermeisterin beschnitten worden war. Der aktuelle Beitrag von Horst-Walter Schenk schlug ordentlich ein in die nachösterliche Betulichkeit der Kleinstadt mit Herz. In der öffentlichen Wahrnehmung steht der Verwaltung eine stets freundlich lächelnde junge Frau der Verwaltung vor. Daß das Klima im Rathaus mitunter jedoch eisig sein soll, daß die Spitze der Verwaltung nicht immer gemeinsam an einem Strang zieht, daß die Motivation bei vielen Mitarbeitern gelitten hat, daß viele Stellen nicht besetzt werden, daß der Personalrat in der Wahrnehmung der Interessen der Verwaltungsmitarbeiter deutliche Kritik an der Bürgermeisterin formuliert, daß, kurzum, nicht alle Vorgänge in der Verwaltung zum freundlichen Lächeln passen, all das taucht nur ab und an in der öffentlichen Wahrnehmung auf. Die Lokalpresse hat sich der Angelegenheit angenommen. Beide Zeitungen berichten ausführlich. Das ist die Folge des mutigen Beitrages von Horst-Walter Schenk. Wir, die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, wir brauchen Transparenz und Öffentlichkeit, wenn es um das Rathaus und die Stadtverwaltung geht. Das ist Demokratie. Wir Bürger sind die Auftraggeber der städtischen Beamten und Angestellten. Diese müssen im Interesse der Stadt und der hier lebenden Menschen arbeiten. In effizienten Teams, motiviert und angeleitet von der Verwaltungsführung. Das müssen die Bürgerinnen und Bürger immer wieder einfordern. Insofern teile ich auch nicht die Position von Stefan Singer, der sich heute in der Bergischen Morgenpost kritisch auseinandersetzt damit, daß Informationen aus dem Rathaus „geleakt“ worden sind „durchgestochen“. Singer behauptet, mit der Veröffentlichung solcher Informationen würden schädliche Interessen verfolgt, würde Sand ins Getriebe gestreut; das sei kein ehrenwertes Verhalten. Nein, lieber Stefan Singer, die Öffentlichkeit, wir alle haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es um unsere Verwaltung steht. Nur wenn diese Informationen nicht in die Öffentlichkeit geraten, also nicht „geleakt“ werden, wird Sand gestreut, nicht ins Getriebe der Verwaltung, aber in die Augen der Bürgerinnen und Bürger. Die öffentliche und kritische Debatte darüber, wie es im Rathaus zugeht, ist Demokratie. Das müssen, wie Stefan Singer schreibt, alle Beteiligten aushalten. „Im stillen Kämmerlein darf die öffentliche Hand nicht agieren.“ Das wird in Wermelskirchen nicht geschehen. Da seien die Lokalzeitungen und soziale Medien vor, beispielsweise das Forum Wermelskirchen, und Menschen, die mutig und öffentlich die Verwaltung kritisieren, beispielsweise Horst-Walter Schenk.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Andreas Willinghöfer
    • 01.05.23, 12:51 Uhr

    Danke, dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Eigentlich gibt es kaum etwas zu “leaken”, sind es doch mehrheitlich offenen Geheimnisse, wenn man genauer mal hinhört, was Mitarbeitende hinter vorgehaltener Hand zu berichten haben.

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