Ein Wort zum Montag, dem 12. September 2022
VON CORNELIA SENG
Das Haus hat einen maroden Charme: Von der Decke bröckelt der Putz, alte Tapeten hängen in Fetzen von den Wänden. Das „Hugenottenhaus“ in Kassel wird seit kurzem für Kunstausstellungen genutzt. „Wir haben die Künstler*innen einfach gebeten, etwas zum Thema ‚Erste Hilfe‘ zu machen“, sagt die Leiterin der Ausstellung, „es ist toll, was ihnen eingefallen ist!“
In einem Raum z.B. ragen weiße Hände aus der Wand. Aus ihnen tropft Wasser. Den Durstigen Wasser zu geben, sei für sie ‚Erste Hilfe‘, hat die Künsterin dazu gesagt.
Was würde mir zum Thema ‚Erste Hilfe’ einfallen? Die Gruppe der OMAS GEGEN RECHTS ist demnächst zu einem Live-Talk hier eingeladen. Vorher will ich mir dringend die Ausstellung ansehen.
Ganz unterschiedliche Arbeiten sind entstanden. Von der Fototapete bis zum „General“ reichen sie. Am meisten sprechen mich die großen Fotos an. Ein blühender Mandelbaum, eine Großmutter mit ihren Enkeltöchtern, friedlich g(r)asende Kühe. Diese Bilder leisten mir ‚Erste Hilfe‘: Die Kraft der Natur und der Frieden, der von ihr ausgeht; freundliches, liebevolles Miteinander von Menschen. Zuversicht geht von den Bildern aus!
Und doch: wie zerbrechlich ist all das. Wie gefährdet! Ob der Mandelbaum auch im nächsten Jahr wieder blühen wird? – Wie kann ich einen Lebensstil entwickeln, der die Mitgeschöpfe respektiert und achtet? – Wird mir liebevolles, würdiges Miteinander, nicht nur in der Familie, gelingen?
Auf die Frage nach seiner Lieblingsstelle in der Bibel hat Johannes Rau, der verstorbene alte Bundespräsident, den Psalm 121 genannt. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Unsere Welt braucht Hilfe. Wir brauchen Hilfe. Erste Hilfe. Was können wir OMAS GEGEN RECHTS dazu beitragen? Wird uns das öffentliche Gespräch, der Live-Talk, gelingen? Lösche den Funken, bevor er zur Flamme wird!