VON WOLFGANG HORN
Es ist widerwärtig. Da sind die Fälle von Kindesmißhandlung und sexueller Gewalt gegen Kinder in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster noch nicht vollständig abgeschlossen, gibt es erneut derartige Verbrechen eines bundesweit organisierten Pädophilenkreises, in deren Mittelpunkt offenbar ein 44jähriger Wermelskirchener steht.
Gegen 70 Tatverdächtige ermitteln laut Süddeutscher Zeitung Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln. Dieser Kreis habe „zahlreiche Fotos und Videos von sexuell missbrauchten Babys und Kleinkindern besessen und getauscht“, schreibt die Süddeutsche. Die Polizei konnte bereits rund 30 junge Opfer identifizieren. Am Mittwoch wollen die Ermittler laut Radio Berg weitere Informationen bekannt geben.
Der Wermelskirchener Tatverdächtige war nach Ermittlungen in Berlin festgenommen worden und befindet sich in Untersuchungshaft. Er soll, so die Polizei, Listen mit mutmaßlichen Pädophilen geführt und auch selbst Kinder schwer sexuell missbraucht haben. Seine Listen führten nun zu Ermittlungen in 14 Bundesländern.
Es ist fürchterlich. An einem Tag möchte man kotzen, weil in einer amerikanischen Grundschule ein gerade Achtzehnjähriger mit frei käuflichen Waffen 21 Kinder und Lehrer ermordet, am Nächsten sind es bislang bereits erneut 30 Kinder, denen Gewalt angetan worden ist. Homo hominem lupus est. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. So lange in diesem, meinem Land der Tierschutzverein mehr Mitglieder und Förderer hat als der Deutsche Kinderschutzbund, so lange ist mit dieser meiner Gesellschaft etwas nicht in Ordnung. Und naserümpfend über waffenstarrende Cowboys zu urteilen, verbietet sich angesichts der Blindheit gegen die Not von Kindern im eigenen Land.
Das wirkliche Elend unserer Gesellschaft ist die egomanische Scheuklapprikeit. Wir müssen genau hinsehen und dann nachhaltig handeln. Sexuelle Gewalt gegen Kinder findet in aller Regel im Nahfeld von Kindern statt, in den Familien, dann in den um Familien herum befindlichen Instititionen und Vereinen, etwa die Kirche und der Sport. Diese Bereiche kann die Gesellschaft ausleuchten. So lange aber gilt, daß man nur auf sich und sein Fortkommen achtet, so lange taugt die Gesellschaft nicht als Gemeinschaft, in deren Schutz man sich auch begeben kann. Wer Kindern Gewalt antut, vergewaltigt Gegenwart und Zukunft unseres Landes.