Ein Wort zum Montag, dem 23. Mai 2022
VON CORNELIA SENG
Zum Abschied aus Wermelskirchen haben wir viele Geschenke bekommen. Darunter auch einen immerwährenden Kalender mit dem Titel “Hände – 365 Berührungen aus aller Welt”. Es sind Fotos von Händen. Die Hände von Menschen vieler fremder Kulturen sind Tag für Tag darauf zu sehen. Was Menschen mit ihren Händen nicht alles machen! Kaffeefrüchte sammeln, kleine Ziegen tragen, Räucherstäbchen anzünden. Manche Hände ruhen auch einfach.
Heute … nimmt der kleine Emil meine Hand. Zielgerichtet führt er sie an die Stelle im Bilderbuch, die ihn interessiert. Immer sind meine Hände wichtig beim Zusammensein mit Emil. Nicht nur beim Spielen. Digitale Nähe allein würde nicht genügen. Unsere Hände spüren, liebkosen, tragen, richten auf.
Für Emil sind Berührungen wichtig. Und tun gut. Auch der Oma tun sie gut.
Und heute?
Hände scheinen in Verruf geraten. Seit Corona haben wir uns abgewöhnt, einander die Hand zu geben. Und Menschen leiden unter Missbrauch bei Berührungen.
Von den Händen Jesu ist in den biblischen Geschichten oft die Rede. Jesus ergreift die Hand der kranken Schwiegermutter des Petrus, heißt es in Mt 8,15. Er „streckt die Hand“ aus und berührt einen Aussätzigen (Mt 8,3). Das todkranke Mädchen ergreift er bei der Hand und zieht es wieder ins Leben (Mt 9,25). Als Petrus im Wasser versinkt, streckt Jesus sogleich seine Hand aus und ergreift ihn (Mt 14,31)! Der krummen Frau legt er die Hände auf, “und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott” (Lk 13,13). Vermutlich lassen sich noch mehr Geschichten finden. Immer sind es die Hände Jesu, die ergreifen und aufrichten. Die Hände Jesu helfen auf.
Finden wir zurück zu einer zärtlichen, rücksichtsvollen Art, einander die Hände zu reichen? Einander zu berühren, ohne zu verletzen? Echt körperlich, nicht nur digital?
Berührungen tun gut. Zarte. Rücksichtsvolle. Eine Hand kann einem aufhelfen. Eine Hand sagt, ich bin für dich da, ich helfe dir. Du bist mir recht. Jesus hat so gelebt und ich möchte von ihm lernen.