Freitag, 17. Mai (19 Uhr): Bingo im Haus Eifgen

Der Geschichte stellen und Verantwortung übernehmen

Den Beitrag von Lothar Kaiser entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:

In unmittelbarer Nähe der einstigen Wohn- und Lagerstätte von Remscheider Sinti Roma und Sinti wurde gestern am Blaffertsberg in Klausen ein Denkmal feierlich eingeweiht, das an ihre Deportation am 3. März 1943 ins KZ Auschwitz und ihre spätere Ermordung durch die Nazis erinnert. Unter den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, von denen einige auch Kränze niederlegten, waren Roman Franz, 1. Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Deutscher Sinti und Roma NRW, Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Bluma Meinhardt, die Tochter von Friedel Meinhardt, dessen Vater die Deportation, den grausamen KZ-Aufenthalt und den anschließenden Todesmarsch überlebte, Hans Heinz Schumacher, Vorsitzender des Vereins Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall Remscheid e.V., die die Gedenkstätte initiiert und mit Unterstützung realisiert hat, und die frühere NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann.

Oberbürgermeister Mast-Weisz (Foto links) rief zu Beginn seiner Rede die Worte von Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Erinnerung, die er am 8. Mai 1985 an die Mitglieder des Deutschen Bundestages und das gesamte deutsche Volk richtete. Er sagte damals: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen. Deshalb müssen wir wachsam sein gegenüber allen Versuchen, unsere demokratische Grundordnung in Frage zu stellen!“

Das neue Denkmal am Blaffertsberg spreche zu uns, fuhr der OB fort. „Am 3. März 1943 wurden Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, Sinti und Roma, Männer, Frauen und Kinder, deportiert und in die Vernichtungslager transportiert und dort ermordet. Dies geschah am helllichten Tag unter den Augen der Nachbarn entlang des Fußmarsches zum Bahnhof. Das Volk der Dichter und Denker hat zugeschaut, viele haben bis zuletzt mitgemacht. Dieses Kainsmal werden wir nie verlieren. Und daher heute, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, müssen wir uns wieder unserer Geschichte stellen. Und daraus Verantwortung übernehmen.“ Verantwortung zu übernehmen bedeute aber auch, den heutigen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft Schutz und Sicherheit zu geben. Das gelte für Geflüchtete aus der Ukraine, aber auch für andere, die auf teilweise dramatischen Wegen zu uns kommen, um hier in Frieden und Freiheit leben zu können.

Dank sagte Mast-Weisz dem Verein Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall e.V. für die Hartnäckigkeit, mit der er diesen Gedenkstätte an historischer Stelle geschaffen habe. Dieser Ort gebe den Opfern nachträglich ein Gesicht. „Möge er ein Zeichen dafür sein, dass wir aus unserer Geschichte gelernt haben und unsere Verantwortung für eine starke, lebendige und wehrhafte Demokratie tagtäglich wahrnehmen!“

Hans Heinz Schumacher erinnerte daran, dass von den Deportierten nur wenige das Konzentrationslager Ausschwitz überlegt hätten. Ginge es nach den Nazis, so sollte von denen, die ermordet wurden, nichts bleiben. Es gibt keine Gräber, sie sollten schnell vergessen werden. Das lassen wir nicht zu! Das Denkmal wird uns und kommenden Remscheider Generationen diese schlimmen Schicksale vor Augen führen, den Opfern ihre Würde zurückgeben und sie unvergesslich machen! Es wird uns und alle mahnen, alles zu tun, dass solche Gräueltaten – heute nötiger denn je – nicht wieder geschehen.“

Schumachers Dank galt den Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft und speziell den Technischen Betriebe Remscheid. „Ohne die TBR gebe es das Denkmal nicht. Sie haben uns dieses Gelände, nur wenige Meter von der damaligen Wohnstätte entfernt, zur Verfügung gestellt! Dank sagte Schumacher aber auch dem Leibniz-Gymnasium und seinem Leiter Dr. Thomas Giebisch für die Patenschaft über das Denkmal und dem Albert-Einstein Gesamtschule für die Patenschaft über die zweite Wohnstätte der Sinti und Roma an Remscheid, die sich am Gründerhammer befindet.

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