Impfdebatten

VON WOLFGANG HORN

Joshua Kimmich hat seine Meinung und darf sie öffentlich vertreten. Der Profifussballer hat indes kein Recht darauf, daß seine Meinung als öffentliche Person unwidersprochen bleiben muß. Alle, die Kimmichs Meinung nicht teilen, dürfen, wie Joshua Kimmich auch, dies in der Öffentlichkeit darlegen. Sie werden nicht zu „Staatsfeinden“, wie ich heute Abend in den vermeintlich sozialen Medien etwa lesen konnte. Die Meinungsfreiheit wird nicht berührt, nicht einmal von jenen, die sich jetzt dazu versteigen, die öffentlichen Reaktionen auf Kimmichs umstrittene Äußerung mit vollkommen unangemessenen Wertungen zu versehen. Selbst Schwurblerunfug ist vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Wie kann man sich in ein Fernsehstudio setzen, in dem es um Wirkungen und Nebenwirkungen von Corona-Impfungen gehen soll, wenn man persönlich derart geringe Kenntnis von medizinischen, virologischen, bio-chemischen Vorgängen hat und sich alleine auf Räuberpistolen und Schwurbeleien verläßt, die in YouTube oder Facebook verbreitet werden. Die Rede ist von Sahra Wagenknecht, die beispielsweise eine ihrer impfskeptischen Einlassungen mit den Worten einleitet, sie kenne da einen Arzt, der …. Es gibt in der Tat ein Recht darauf, nicht geimpft zu werden. Sahra Wagenknecht und Joshua Kimmich nehmen es für sich in Anspruch. Sie haben auch das Recht, dies mit hanebüchenen Meinungen zu garnieren, um das Wort „Begründungen“ zu vermeiden, die keinerlei wissenschaftlichem Standard standhalten. Sie haben selbst das Recht, aus bereits widerlegten oder sehr zweifelhaften Studien falsch zu zitieren. Natürlich darf Sahra Wagenknecht Unsinn verzapfen. Auch öffentlich. Wenn man sie läßt. Ich frage mich aber, warum sie von der Redaktion für die Gesprächsrunde ausgesucht wurde? Alle Gesprächsteilnehmer hatten Mühe, die beständig dargebotenen Wagenknechtschen Falschinformationen richtigzustellen. So kam eben keine gute Debatte über die wesentlichen Aspekte der Corona-Impfung zustande. Das Gespräch versank zeitweise in den flachsten Untiefen des Impfgegnerunfugs. Journalistische Aufklärung jedenfalls war erkennbar nicht das Hauptziel der Runde. Es ging um Getöse, um Krawall. Sahra Wagenknecht hat nicht die Hauptverantwortung für das Versenken einer Fersehsendung. Die liegt bei Redaktion und Sender.

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