Demokratie ad Libitum

VON MARCUS RICHTER

Ein recht merkwürdiges Gefühl überkam den Autor dieser Zeilen bei der Lektüre des BM-Artikels (am Samstag auf Papier und schon jetzt im Internet zu lesen) über die geplante Radwegeverbindung von Dabringhausen nach Hilgen.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr am vergangenen Montag gab es diesbezüglich ein klares Votum. Von einzelnen Gegenstimmen abgesehen, empfahl man dem Kreis einmütig, die Planung eines Radweges entlang der K18 voranzutreiben. Die ursprünglich von der Kreisverwaltung favorisierte “Hybrid-Variante” fand aus guten Gründen – Topographie, soziale Sicherheit, Naturschutz und anderes mehr – über die weitestgehend parteiübergreifende Einigkeit bestand, keine Zustimmung.

Nicht mehr als eine unbedeutende Randerscheinung der Debatte war der kurze Beitrag des Vertreters der WNK UWG, der kritisierte, dass man die schon vor längerer Zeit von seinem Wählerverein vorgeschlagene Hängebrücke nie als ernsthafte Alternative geprüft habe (was von der Verwaltung im übrigen sogleich widerlegt werden konnte).

Und nun, einige Tage später, ist zu lesen, der oberste unabhängige Freiwähler Wermelskirchens (nachfolgend “ouFW” abgekürzt) habe den Landesrechnungshof und den Bund der Steuerzahler aufgefordert (!) “dieses Vorhaben zu verhindern”.

Das mag im ersten Moment fast noch amüsant klingen, trägt ein solches Gehabe doch fast lächerliche, unbeholfene, Müßenersche Züge. Auf den zweiten Blick tut sich hier aber wieder mal ein tiefer Abgrund auf, der die politische Verortung des ouFW am rechten Rand erschreckend deutlich macht: Demokratie ist nur dann eine gute Erfindung, wenn die Mehrheit auf meiner Seite steht. Demokratie ad libitum. 

Sachlich betrachtet ist die Idee mit der Brücke ohnehin nur heiße Luft. Wir bauen eine Radwegeverbindung, aber auf einem erheblichen Teil der neuen Strecke müssen die Radfahrer schieben? Das, lieber ouFW, das wäre Steuerverschwendung. Nicht der Radweg entlang der K18 ist ideologisch motiviert, wie der ouFW fantasiert. Ideologisch motiviert ist hier nur der neuerliche, reflexartige Angriff auf alles, was nur einen Hauch von Grün in sich trägt. 

Glücklicherweise wurde dieses Gebaren bereits bei der Kommunalwahl vom Wähler “honoriert”. Nun wird – auf dem Weg in die lokalpolitische Bedeutungslosigkeit – pünktlich zur Bundestagswahl wieder mal am rechten Rand nach Stimmen gefischt. Petri Heil.

Ach ja: Ad Libitum bedeutet nach Belieben.

Beitragsfoto: Die WNKUWG-Idee der Hängebrücke zwischen Dabringhausen und Hilgen © WNKUWG

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