NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXLXII)

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit zweieinhalb Wochen kontinuierlich an. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute Morgen lag sie bei 13,6 – am Vortag betrug der Wert 13,2 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. Demnach meldeten die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI zuletzt binnen eines Tages 1919 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.35 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1608 Ansteckungen gelegen. Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 28 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 22 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.754.511 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.644.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.520. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,26 angegeben (Vortag: 1,23). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 356 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 198 davon werden beatmet. Rund 4372 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Angesichts der steigenden Infektionszahlen weisen mehr und mehr Landkreise eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 35 auf. An der Spitze liegt die kreisfreie nordrhein-westfälische Stadt Solingen mit 67,8 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche.

Angesichts der wachsenden Zahl der gegen das Coronavirus geimpften Menschen hat sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer für angepasste Bewertungskriterien in der Corona-Politik ausgesprochen. “Wir schauen natürlich auch mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen”, sagte sie der “Rheinischen Post”. “Dennoch sagt die Inzidenz heute viel weniger über die Gefahr einer Erkrankung und die mögliche Belastung des Gesundheitssystems aus als noch vor einem halben Jahr, weil immer mehr Menschen geimpft werden.” Die Inzidenz bleibe wichtig, aber sie sollte mit der Lage in den Krankenhäusern verknüpft werden, sagte Dreyer. Dazu zähle, wer dort eingeliefert werde und wer auf eine Intensivstation müsse. “Die Bundesländer müssen mit der Bundesregierung zu einem neuen Warnwert kommen. Wir sollten uns rasch auf eine bundeseinheitliche Regelung verständigen.” Dreyer lobte ein von der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, vorgeschlagenes System als “sehr kluges Ampelsystem”. “Genau so eine Orientierung brauchen wir bundesweit.”

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor einer steigenden Corona-Inzidenz durch Reiserückkehrer. “Spanien und Italien sind beliebte Urlaubsländer vor allem bei jüngeren Menschen, die oft noch nicht zweimal geimpft sind. Der Viren-Eintrag nach Deutschland aus diesen Ländern wird durch die Reiserückkehrer ganz klar steigen”, sagt Montgomery der “Rheinischen Post”. Der Ärztefunktionär fordert, mit konsequenter Quarantäne für ungeimpfte Reiserückkehrer und Einhaltung der Corona-Regeln dafür zu sorgen, dass aus der vierten Welle kein “Tsunami” werde. Die Bundesregierung stuft Spanien und die Niederlande wegen hoher Infektionszahlen von Dienstag an als Corona-Hochinzidenzgebiete ein. Das gibt das Robert Koch-Institut bekannt. Wer aus einem Hochinzidenzgebiet zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne, kann diese aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen.

Die gängigen Antigen-Schnelltests erkennen eine Infektion mit dem Coronavirus offenbar deutlich seltener als bisher angenommen. Das berichtet der “Business Insider” unter Berufung auf eine neue Studie von Forschenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Demnach führt ein Antigen-Schnelltest bei nur 42,6 Prozent der Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, auch zu einem positiven Ergebnis. Die Hersteller versprechen dagegen eine Trefferquote von mehr als 90 Prozent. Für diese Erkenntnis haben die Wissenschaftler mehr als 5000 Testergebnisse von Menschen miteinander verglichen, die sowohl einen Schnelltest als auch einen hochwertigen, aber teuren PCR-Test gemacht hatten. Die Studie ist in der Fachzeitschrift “EBioMedicine” veröffentlicht worden.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat die weiterhin relativ harten Auflagen an den Schulen verteidigt. “Wir wollen einen Rückfall in der Pandemie und Einschränkungen im Präsenzunterricht unbedingt vermeiden”, sagte Tschentscher. Deshalb beginne der Unterricht nach den Sommerferien am 5. August so, wie es vor den Ferien gewesen sei: “Präsenzunterricht in allen Klassenstufen, aber mit Schnelltests, Hygienekonzepten, regelmäßigem Lüften und dem Tragen von Masken in Innenräumen.” Einem späteren Schulbeginn, etwa generell erst um 9.00 Uhr, erteilte Tschentscher eine Absage. “Wenn Eltern morgens pünktlich zur Arbeit müssen, ist ein später Unterrichtsbeginn organisatorisch schwierig”, sagte Tschentscher. Für Familien sei es aber wichtig, dass Kinder verlässlich in Kita und Schule betreut würden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert die Anschaffung von Luftfiltern für alle Klassenräume in Deutschland. “Wenn die Schulen krisenfest werden sollen und es nach den Sommerferien wieder regelmäßigen Präsenzunterricht geben soll, dann sind Luftfilter – neben einem Hygienekonzept inklusive regelmäßiger Tests – in allen Klassenräumen erforderlich”, sagt GEW-Chefin Maike Finnern der “Rheinischen Post”. Der Bund habe zwar endlich ein Förderprogramm auch für mobile Luftfilter aufgesetzt. “Die Förderung ist aber auf die Schulräume der Kinder und Jugendlichen bis zwölf Jahre beschränkt. Das reicht nicht aus, da die hohen Zahlen besonders Jugendliche und junge Erwachsene betreffen”, sagt Finnern. “Jetzt müssen die Länder und Kommunen schnell reagieren und die finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen, damit alle Schulen flächendeckend mit Luftfiltern ausgestattet werden können.”

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert angesichts der Corona-Fälle in Diskotheken strenge Maßnahmen. “Derzeit haben wir die Herdenimmunität noch nicht erreicht, deshalb rate ich, weiter vorsichtig zu sein”, sagt Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das bedeute auch: “Diskothekenbesuche nur für Menschen, die geimpft, genesen oder getestet sind und nur mit Maske.” Lauterbach mahnt zudem schnelle Entscheidungen an, welche Lockerungen zurückgenommen werden sollten. Er unterstütze Bemühungen, die Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Lage mit Kanzlerin Angela Merkel vorzuziehen: “Je eher die Ministerpräsidenten-Runde zusammenkommt, desto besser. Weil ein mit Corona infizierter Mann vergangenen Samstag eine Osnabrücker Diskothek besucht hat, droht mehr als 400 Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück Quarantäne. Das hänge davon ab, welche Virus-Variante der Disko-Besucher gehabt habe, sagt eine Stadtsprecherin. Bei der Delta-Variante seien die Geimpften und Genesenen von der Quarantäne ausgenommen, bei der ansteckenderen Gamma-Variante müssten auch sie in Quarantäne. Die Bestimmung des Virustyps sei vom Labor noch nicht abgeschlossen. Insgesamt hatten den Angaben zufolge etwa 405 Menschen aus der Region Osnabrück mit dem aus dem Landkreis Vechta stammenden Besucher Kontakt. Bei ihm wurde inzwischen eine Infektion nachgewiesen, er zeige auch Krankheitssymptome, heißt es. 71 von rund 100 Teilnehmern einer von einem Hamburger Träger organisierten Ferienfreizeit haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Die Betroffenen – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – stammten größtenteils aus Hamburg, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die Freizeit fand in Dänemark statt. “Nachdem die Ferienmaßnahme vor Ort unter Quarantäne gestellt worden war, wird diese nun beendet”, sagt Helfrich. “Die Teilnehmenden kehren nun an ihre Heimatorte zurück, wo sie sich in der eigenen Häuslichkeit isolieren.” Auch für negativ getestete Kontaktpersonen und die mit den positiven Rückkehrern in einem Haushalt lebenden Personen werde Quarantäne angeordnet. “Die nach Wohnort örtlich zuständigen Gesundheitsämter in den Hamburger Bezirken und umliegenden Kommunen übernehmen die weitere Betreuung”, hieß es.

Eine geplante Demonstration von Gegnern der Corona-Politik an diesem Samstag in Kassel bleibt verboten. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat einen Eilantrag des Anmelders der geplanten Veranstaltung “Für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und für eine geschlossene Gesellschaft” mit etwa 3000 erwarteten Teilnehmern abgelehnt und somit entsprechende Entscheidungen des Verwaltungsgerichts sowie der Stadt bestätigt. Der Gerichtshof begründet seine Entscheidung vor allem mit den Erfahrungen vorheriger “Querdenker”-Versammlungen, insbesondere am 20. März in Kassel. Damals hatten an einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen mehr als 20.000 Menschen teilgenommen, von denen sich viele nicht an gerichtliche Auflagen wie die Maskenpflicht hielten. Teils kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Ab nächster Woche sollen Apotheken in Deutschland schrittweise wieder Corona-Impfzertifikate ausstellen können. Das Bundesgesundheitsministerium teilt mit, dass Apotheken in der nächsten Woche nach und nach wieder Zugang zum Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) bekommen und somit wieder Impfzertifikate aushändigen können. Der DAV hatte die Ausstellung in Rücksprache mit dem Ministerium gestoppt, da es am Donnerstag Berichte über eine Sicherheitslücke gab. Dem “Handelsblatt” war es demnach gelungen, “mithilfe von professionell gefälschten Dokumenten” auf dem DAV-Server einen Gastzugang für einen nicht existierenden Apothekeninhaber zu erzeugen, mit dem dann zwei Impfzertifikate online ausgestellt worden seien. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek fordert Erwachsene auf, sich gegen Corona impfen zu lassen – auch aus Solidarität gegenüber Kindern und Jugendlichen. “Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen wieder ansteigen, sollten sich möglichst alle Erwachsenen mit den Kindern und Jugendlichen solidarisch zeigen, indem nicht geimpfte Personen die Impfangebote wahrnehmen”, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Die Solidarität der Erwachsenen wäre ein ganz wichtiger Beitrag, um nach den Sommerferien einen regulären Schulbetrieb zu ermöglichen.” Karliczek argumentierte: “Für die jüngeren Kinder ist kein Impfstoff zugelassen, für die Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren wird keine Impfung empfohlen. Darum: Je weniger das Virus unter den Erwachsenen zirkuliert, desto weniger kann es auch für die Jüngeren zu einer Gefahr werden. Auch Kinder und Jugendliche können schwer erkranken, und wir wissen auch noch zu wenig über Long Covid bei Kindern und Jugendlichen.” Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sieht in der Pandemie das Impfen gegen das Virus als zentralen Schlüssel für eine Rückkehr zur Normalität. “Ein Leben in Normalität wird sich dann ergeben, wenn eine sehr große Mehrheit in der Gesellschaft vollständig geimpft ist”, sagte Weil. Die verfügbaren Impfstoffe schlügen auf die bisher bekannten Mutationen gut an. “Ich verstehe nicht, dass gerade jetzt, in dem Moment, wo wir genug Impfstoff haben, die Bereitschaft in der Bevölkerung deutlich an Schwung verliert”, sagte Weil. “Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel für die Kinder derzeit noch kein Impfstoff zugelassen ist, dann müssen sich vom Rest der Gesellschaft weitaus mehr Menschen als die 80 Prozent impfen lassen.” Auf dieser Grundlage könnte dem Regierungschef zufolge die Gesellschaft mit Corona zu einem ähnlichen Umgang wie mit dem Influenza-Virus gelangen. Auch dieses habe man nicht ausrotten können und man werde im Zweifel auch Corona nicht ausrotten können. “Aber mit einem wirksamen Impfschutz in unserer Gesellschaft können wir damit leben”, sagte Weil. Patientenschützer werfen den jüngeren Generationen eine mangelnde Impfbereitschaft vor. “Obwohl mittlerweile Impfstoff für täglich zwei Millionen Menschen bereitsteht, werden nur 500.000 Dosen abgerufen, denn der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation vor sich hin”, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Es sei allerhöchste Zeit, “dass jetzt auch die Jüngeren ihre Impfsolidarität in der Pandemie unter Beweis stellen.” Immer wieder sei beklagt worden, die Jungen müssten zugunsten Älterer auf ihre Freiheit verzichten, sagte Brysch der Zeitung. Dass die Impfbereitschaft bei ihnen nun so gering sei, zeige, “dass an dem Vorwurf nichts dran war”. Die über 60-Jährigen hingegen würden “mit erwartbarer fast 90-prozentiger vollständiger Impfquote ihren Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen”. Schon jetzt hätten 85 Prozent dieser Altersgruppe das Impfangebot angenommen. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans spricht sich angesichts einer drohenden vierten Corona-Welle dafür aus, Impfverweigerern auf Dauer nicht die gleichen Freiheiten zurückzugeben wie Geimpften. “Von vollständig Geimpften geht eine wesentlich geringere Ansteckungsgefahr aus als von Nicht-Geimpften. Man kann daher von ihnen auf Dauer nicht die gleichen Einschränkungen erwarten”, sagt Hans dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Mehrheit der geimpften Menschen werde nicht zugunsten der Minderheit der Impfverweigerer auf Freiheiten verzichten wollen. “Dann wird es so sein, dass Impfverweigerer mehr Einschränkungen haben: Sie müssen zum Beispiel für Schnelltests zahlen oder können nicht an jeder Veranstaltung teilnehmen. Es kann nicht sein, dass sich für Geimpfte nichts ändert, nur weil die Gesellschaft dauerhaft Rücksicht auf die Verweigerer nehmen muss.” In der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder greift der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, die Ständige Impfkommission (STIKO) scharf an. “Ich ärgere mich über die intransparente Art, wie da im Moment gearbeitet wird”, sagt Fischbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Es wird gesagt, dass man die Datenlage nicht für ausreichend hält, aber nicht warum man das so einschätzt und auch nicht, wann es denn ausreichend wäre.” In anderen Ländern, so der Kinderarzt, würden Millionen Kinder über 12 Jahren geimpft. “Es muss inzwischen Daten geben.” Die STIKO orientiere sich nur daran, ob für das Individuum Nutzen oder möglicher Nachteil einer Impfung überwiege. “Faktoren wie Herdenimmunität oder soziale Auswirkungen wie eine Zunahme von Kindeswohlgefährdungen, wenn es wieder zu Einschränkungen für Kinder kommen sollte, werden nicht berücksichtigt”, sagt er den Funke-Zeitungen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Moderna bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren gegeben. Der zuständige EMA-Ausschuss empfiehlt eine Erweiterung der Zulassung. Die Entscheidung muss von der Europäischen Kommission gefällt werden. Dies gilt als Formsache. Das Impfen gegen das Coronavirus in Deutschland geht dem Virologen Christian Drosten derzeit nicht rasch genug. Er sei “zunehmend besorgt über den Impffortschritt”, sagt der Leiter der Virologie der Berliner Charité in einem schriftlich geführten Interview der Deutschen Presse-Agentur. “Hier kommen wir nicht schnell genug voran, obwohl genug Impfstoff zur Verfügung steht.” Viele Menschen wähnten sich angesichts einer niedrigen Inzidenz in Deutschland in einem falschen Sicherheitsgefühl. “Es ist wichtig, jetzt sehr viel mehr Informationsarbeit zu leisten – auch im privaten Umfeld, damit die Impfquote schneller ansteigt. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit von erneuten schmerzhaften Eingriffen im Winter”, erklärt Drosten. Auch er wünsche sich, dass nicht noch einmal Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens notwendig werden. Erstmals haben über 40 Millionen (48,5 Prozent) Bürgerinnen und Bürger in Deutschland einen vollen Impfschutz. 50,4 Millionen (60,6 Prozent) sind mindestens einmal geimpft. Das geht aus dem Impfmonitoring des RKI hervor. “Doppelt geimpft schützt vor Delta. Wir entscheiden durchs Impfen im Sommer, wie wir durch Herbst und Winter kommen”, twittert Gesundheitsminister Jens Spahn und bezeichnet die Marke auf Twitter als “Meilenstein”.

Junge Erwachsene sind in der jüngsten Infektionswelle in England am stärksten betroffen. Das geht aus neuen Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health England hervor. Demnach lag die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Menschen innerhalb einer Woche in dieser Altersgruppe bei zuletzt knapp 1155 – der höchste je festgestellte Wert seit Ausbruch der Pandemie im vergangenen Jahr. Insgesamt wurde die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in Großbritannien zuletzt mit 488 angegeben. Grund für die hohe Ansteckungsrate dürfte unter anderem sein, dass die Impfrate bei jüngeren Menschen niedriger ist als bei den Älteren. Die nationale Statistikbehörde des Vereinigten Königreichs schätzt, dass sich in der Woche bis zum 17. Juli mehr als 800.000 Menschen in England, Nordirland, Schottland und Wales mit dem Coronavirus infiziert haben. In seinem wöchentlichen Bericht schreibt das ONS (Office for National Statistics), dass derzeit etwa eine von 75 Personen in England infiziert sei. In der Vorwoche lag dieser Wert noch bei einem Fall von 95 Menschen. Allein in England gab es somit etwa 741.000 aktive Corona-Fälle – Tendenz steigend. Das ONS nutzt für seine Schätzung riesige Stichproben und Versuchsreihen aus dem ganzen Land, um die tatsächliche Ausbreitung des Coronavirus zu bestimmen. Führende Mediziner rufen den britischen Premier Boris Johnson zu einer Umkehr in der Corona-Politik auf. “Die Regierung muss aufwachen”, zitiert der “Guardian” den Vorsitzenden der British Medical Association, Chaand Nagpaul. Die aktuelle Strategie führe zu “explodierenden Fallzahlen” und deutlich mehr Patienten in den Krankenhäusern oder in Quarantäne. Die medizinische Versorgung sei gefährdet und nicht-dringende Behandlungen müssten verschoben werden. Trotz massiv steigender Infektionszahlen gelten seit Montag in England fast keine Corona-Beschränkungen mehr, sogar Abstandhalten und Masken sind an vielen Orten freiwillig. In der Türkeiist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten gestiegen. Das Gesundheitsministerium meldet 11.094 neue Fälle – so viele wie seit Mitte Mai nicht mehr. Innerhalb eines Tages starben 60 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19. Das 82 Millionen-Einwohner-Land hatte Anfang Juli alle Ausgangsbeschränkungen wegen der Pandemie aufgehoben. Seitdem steigen die Fallzahlen wieder. Etwa 46 Prozent der Bevölkerung haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) sind vollständig geimpft. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava haben Impfgegner das Parlament belagert, um gegen ein Gesetz zu protestieren, das Nachteile für Ungeimpfte vorsieht. Berichten zufolge skandierten sie “Verrat” und bewarfen das Gebäude mit Eiern, als die Abgeordneten im Plenum die Gesetzesvorlage diskutierten. Diese sieht unter anderem vor, dass der Einlass in Restaurants und andere gastronomische Einrichtungen nur noch geimpft oder mit einem negativen PCR-Test erlaubt ist. Mehrere Oppositionsparteien sind gegen die Regelung, darunter die Partei des früheren slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der bereits angekündigt hat, sich nicht impfen zu lassen. In Italien sind die Corona-Infektionszahlen deutlich gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt landesweit auf 41, vor einer Woche lag sie noch bei 19. Vor allem bei jungen Menschen seien mehr Infektionen verzeichnet worden, heißt es im wöchentlichen Lagebericht des Gesundheitsministeriums in Rom. Die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen befinde sich aber noch auf ähnlich niedrigem Niveau wie in der Vorwoche. Auch in Italien breitet sich die ansteckendere Delta-Variante zunehmend aus und ist inzwischen vorherrschend. Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatte am Donnerstagabend bereits mit strengeren Maßnahmen reagiert. Angesichts steigender Inzidenzen verschärft Kroatien seine Regeln in den beliebten Urlaubsgebieten an der Adria. Versammlungen von mehr als 1000 Menschen sind ab kommendem Montag verboten – unabhängig davon, ob die Anwesenden gegen Corona geimpft sind oder eine Covid-Erkrankung überstanden haben. Die neuen Beschränkungen betreffen auch die Gastronomie sowie private Zusammenkünfte, an denen nur noch bis zu 15 Personen ohne Covid-Immunitätszertifikat teilnehmen dürfen. EU-Bürger dürfen weiterhin nach Kroatien einreisen, wenn sie das EU-weit gültige Corona-Zertifikat vorlegen. Impfungen gegen Corona können in Griechenland laut Regierungschef Kyriakos Mitsotakis verpflichtend gemacht werden. Dies sei nicht verfassungswidrig, wie Impfgegner immer wieder behaupteten, sagt Mitsotakis. “Der Staat ist berechtigt, von allen Bürgern die Erfüllung ihrer Pflicht zu gesellschaftlicher und nationaler Solidarität zu fordern.” Dies stehe im Artikel 25 der griechischen Verfassung und damit sei die Impfpflicht im Einklang mit der Verfassung, so der Regierungschef. Die konservative Regierung hatte am Donnerstag gesetzlich durchgesetzt, dass sich nur noch Geimpfte in den Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten dürfen. Zudem müssen sich Arbeitende im Bereich Gesundheit impfen lassen. Anderenfalls können sie vom Dienst suspendiert werden. Sie würden dann so lange kein Geld bekommen, wie sie nicht geimpft sind. Zudem dürfen in der Privatwirtschaft Arbeitgeber von ihren Angestellten fordern, dass sie sich impfen lassen. Anderenfalls können auch sie entlassen werden.

In Lateinamerika und der Karibik sind seit dem Beginn der Pandemie mehr als 40 Millionen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Zahl der Toten stieg auf 1.353.335 Menschen, wie eine Zählung ergab. In zahlreichen Ländern stiegen die Inzidenzen zuletzt wieder an, unter anderem befeuert durch die Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante. Weltweit wurden bisher rund 193 Millionen Menschen positiv getestet. 4.143.687 Menschen starben. Nach den ersten Todesfällen durch die Delta-Variante des Coronavirus hat die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro vor deren weiteren Ausbreitung gewarnt. “Es wird erwartet, dass die Delta-Variante in der Stadt bald vorherrschend sein wird”, sagte der Gesundheitssekretär Rios, Daniel Soranz, bei der Pressekonferenz zur Situation der Corona-Pandemie in der brasilianischen Millionenmetropole. Demnach dominiert in Rio de Janeiro noch die Variante Gamma. Am Vortag waren im Bundesstaat Rio de Janeiro die ersten vier Todesfälle im Zusammenhang mit der Delta-Variante B.1 617.2 des Coronavirus bekanntgeworden. Die vier außerhalb der Hauptstadt Rio Verstorbenen waren noch nicht komplett gegen Corona geimpft gewesen. Bei den Olympischen Spielen in Tokio melden die Organisatoren 17 weitere Corona-Fälle. Damit steigt die Zahl der positiven Tests seit Beginn der Erfassung am 1. Juli auf insgesamt 123. Wie das Organisationskomitee in dem Tagesbericht bekanntgibt, gehört zu den Betroffenen eine Athletin oder ein Athlet, die oder der nicht aus Japan kommt. Tags zuvor hatte die deutsche Olympia-Mannschaft ihren ersten Corona-Fall bekanntgegeben. Der Radsportler Simon Geschke war positiv auf das Virus getestet worden. Im US-Bundesstaat Floridafüllen sich die Intensivstationen. Nach Angaben der “New York Times” so sehr, dass zwei Krankenhäuser der Universität von Florida in der Stadt Jacksonville derzeit so viele Covid-Patienten behandeln wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Demnach handelt es sich aktuell um mehr als 140 in den beiden Kliniken – “zehnmal mehr als noch vor fünf Wochen”, schreibt die Zeitung. Auch in den USA sind die Fallzahlen zuletzt wieder stark angestiegen, wie in Europa droht eine “Pandemie der Nicht-Geimpften”. Vor allem in den republikanisch geprägten Südstaaten ist der Widerstand gegen die Corona-Impfung groß. Vietnam hat innerhalb von 24 Stunden mehr als 7300 Corona-Neuinfektionen registriert – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Der Wert sei außerdem fünf Mal so hoch wie die Zahl aller Infektionen im Jahr 2020, teilen die Gesundheitsbehörden mit. Am schlimmsten betroffen ist demnach die Großstadt Ho-Chi-Minh-Stadt. Dort gelten wie auch in der Hauptstadt Hanoi strenge Einschränkungen. Im vergangenen Jahr galt Vietnam mit 98 Millionen Einwohnern noch als Vorzeigestaat im Kampf gegen die Pandemie. Seit April sind die Zahlen wegen der hochansteckenden Delta-Variante immer weiter gestiegen. Insgesamt wurden bisher rund 78.000 Infektionen bestätigt.

Beitragsfoto © Ryutaro Tsukata (Pexels)

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.