Neues von Stadtrat M.

VON WOLFGANG HORN

In modern-gewagter Schreibweise prangert der Chef der in Rat und Ausschüssen nicht immer präsenten Fraktion “Zukunft Wermelskirchen” in einem erneut an die Bürgermeisterin sowie die Presse, einige Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, das Tierheim Wermelskirchen und bemerkenswerterweise auch an die Polizei im Kreis gerichteten Offenen Brief, besser: in einer Offenen Mail einen neuen “Zialstandard” im Rathaus in Wermelskirchen an. Vier kritische Bemerkungen eines Sachkundigen Bürgers der FDP im hiesigen Stadtrat und die Überschrift einer Glosse des Stadtrates der Partei Die Linke in Wermelskirchen werden als Beleidigung gewertet und die Fraktionsspitze der Grünen wird des Tatbestandes der Unterstützung von Beleidigungen geziehen. Der inkriminierte Zialstandard im Rathaus hat mit dem Rathaus indes nichts zu tun. Es handelt sich um kritische Äußerungen in verschiedenen Fecabookgruppen oder um Kommentare und Reaktionen auf Beiträge im Forum Wermelskirchen. 

Gehen wir das im Einzelnen einmal durch. Andreas Müßener empört sich über die Aussage von Kevin Felten (FDP): “Der Typ ist doch nur eine Lachnummer.” Gemeint ist, natürlich, Müßener. An dieser Stelle ist Andreas Müßener leider nicht annähernd vollständig. Im Forum Wermelskirchen beispielsweise bezeichnet in einem Kommentar ein “EDV-Schrauber” Müßener als “Luftpumpe”. “Er ist und bleibt ein politisches Leichtgewicht ohne Stil, ohne Geschmack, ohne Vernunft, ohne Ahnung, bar jeder Kompetenz.” Das ist umfassender und trifft genauer, aber Andreas Müßener zitiert weiter lediglich Herrn Felten: Müßener “schlendert mit seinen zwei Meerschweinchen beständig durch die Stadt”, sei ein “bemitleidenswertes Würstchen” und “das Lebewesen am Ende der Leine” sei nicht größer. Weiter hinten in der Mail zitiert er noch kritische Formulierungen der FDP oder von Kevin Felten über Müßener wie “Populist wie eh und je”, “Marionette”, “Berufsspritti”.

Was will er nun, der Herr Stadtrat? Er will, daß die Bürgermeisterin derartige Aussagen (“öffentliche Entgleisungen”) “scharf” rügt. Toll. Die Bürgermeisterin soll rügen, was Menschen in sozialen Netzen öffentlich äußern oder in digitalen Plattformen formulieren? Na, dann hätten alle Bürgermeister in Wermelskirchen, auch die ehrenamtlichen, wahrlich alle Hände voll zu tun. Das Internet ist voller Äußerungen, die weit beleidigender sind als das von Andreas Müßener Aufgetischte. Die Bürgermeisterin soll zu Hilfe eilen, wenn sich Andreas Müßener in Facebook oder anderswo um Kopf und Kragen schwätzt und dann nicht mehr wechseln kann? Wahnsinn.

Aus den Beleidigungen, den vermeintlichen, die er nun zu “öffentlichen Entgleisungen” hochgeadelt hat, macht er, Müßener, in einem weiteren Schritt gar die Facebookgruppe “Wermelskirchen – Forum ohne Krawall” zu einem “Treffpunkt des politischen Hasses”. Irre.

Ehrlich gesagt, ein wirkliches politisches Talent kann ich nicht erkennen. Wer mit Kritik so wenig souverän umzugehen in der Lage ist und beständig lamentiert, dem allenfalls das Mimimi geläufig ist in zudem noch schlecht geschriebenen Mails oder Briefen, der hat eben noch lange nicht unter Beweis gestellt, daß er auch in der Lage wäre, Interessen von Bürgerinnen und Bürgern zu vertreten. Wer schließlich in einer Mail an die Bürgermeisterin öffentlich schreibt: “Sie fühlen sich aus Sicht der Verwaltung oder des Rates für politischen Hass unter den Stadträten hier in Wermelskirchen vielleicht nicht verantwortlich.”, der sollte vielleicht an der Form seiner Schriftstücke doch noch ein wenig feilen.

Ich bin selten einig mit Kevin Felten. Aber in dieser Causa fühle ich mich mit Felten verbundener, als ich vorher je angenommen hätte. Kritik an Andreas Müßener ist statthaft. Scharfe Kritik an Andreas Müßener ist auch statthaft. Da ist nichts zu rügen. Für die Bürgermeisterin nicht, die Fraktionen nicht, die Fraktionsvorsitzenden nicht. Wenn Andreas Müßener Kritik nicht aushält, wäre es vielleicht besser für ihn, wieder ins Privatleben zurückzukehren und öffentliche Auseinandersetzungen zu meiden. Wie gesagt: “Wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte nicht Koch werden.”

Ach ja: Mit Zialstandards meint Müßener Sozialstandards, die mittels seines findigen Wortspiels zu (Aso-)zialstandard wurden. Raffiniert …

Kommentare (5) Schreibe einen Kommentar

    • petra
    • 18.05.21, 17:34 Uhr

    Ehrlich gesagt fand ich das Ablästern (und das war es, nicht etwa „Kritik“) über Herrn Müßener oder die Hunde des Herrn Müßener ziemlich kindisch und in keiner Weise einem gepflegten politischen Umgang angemessen. Andererseits liefert der Stadtrat Andreas M. aber auch immer herrliche Vorlagen mit seinem Mimimi.
    Müssen wir uns deshalb auf dieses Niveau einlassen? Ich meine nicht. Aber ich würde auch ein schreiendes Kind, das sich im Supermarkt kreischend auf den Boden wirft, um etwas zu bekommen, was es nicht haben soll, erstmal dort liegen und sich auskreischen lassen.
    Kinder eben.
    Aber zur Sache nochmal: Gab es nicht mal eine FDP-Europaabgeordnete, die eigentlich nie zu Sitzungen erschienen war und schließlich zurückgetreten ist?

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    • stefan+janosi
    • 18.05.21, 18:02 Uhr

    Fragt man altgediente Kommunalpolitiker in unserer Stadt zu Herrn Stadtrat Müßener, erntet man meist herzhaftes Lachen oder, je nach dem wen man fragt, Unverständnis und Ärger. Kommunalpolitik heißt für alle Kommunalpolitiker die ich kenne, in seiner Freizeit viel Engagement und Arbeit in eine in Teilen frustrierende Tätigkeit zu stecken, Verantwortung zu übernehmen, und zu versuchen das Gemeinwohl irgendwie zu fördern. Jeder auf seine Art und aus seiner jeweiligen ideologischen Perspektive heraus. Leider gibt es auch in der Kommunalpolitik immer wieder Menschen die dieser ehrenamtliche Tätigkeit nicht gewachsen sind. Sei es aus Unvermögen oder aus falschen Vorstellungen heraus. Den ein oder anderen treibt vielleicht auch vermeintlicher Eigennutz an. Welche Motive mögen wohl Herrn Müßener in die Politik getrieben haben? Wir wissen es nicht, vor allem da seine Spuren auf dem politischen Parkett kaum auszumachen sind. Um so deutlich finden wir diese in den sozialen Netzwerken😁.

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      • LM
      • 18.05.21, 19:35 Uhr

      Gut formuliert. Allen die es engagiert und gemeinnützig statt eigennützig machen gilt Dank. Für diejenigen ist es ja auch wahrscheinlich nicht viel Geld aber jemanden der sich daran „bereichern“ möchte gehört das Handwerk gelegt. Und dann auf wir sind neu und unerfahren zu machen ist eine Frechheit

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    • LM
    • 18.05.21, 18:16 Uhr

    Ich finde es erschreckend und als Bürger macht es mich fassungslos dass mir das alles wie ein großer Kindergarten vorkommt….Leute, Männer, ihr bekommt richtig Geld dafür dass ihr euch mit euren Talenten. Fähigkeiten für die Stadt einsetzt. Ihr trefft Entscheidungen, die Einfluss haben können, auf jeden Bürger dieser Stadt. Auf jedes Alter. Jede Gruppe jede Altersklasse. Ihr habt Verantwortung, und solltet euch auch so verhalten. Oder haut euch die Schippe so übern Kopf, dass Ruhe ist. Lasst wenigstens die Bürgermeisterin ihren Job machen, und schreibt nicht permanent solche E-Mails. Mit was für ein Scheiß muss die sich eigentlich beschäftigen? Ich bin froh, dass nicht jeder das alles lesen. Das ist ja peinlich! Für euch

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    • Wolf
    • 18.05.21, 18:58 Uhr

    Ich finde es eher interessant zu sehen, wie manche Menschen fernab jeder Selbstreflexion durchs Leben stolpern. Gar nicht mal selten findet man Menschen von solch einem Schlag eben genau in der Politik oder in irgendwelchen Führungspositionen. Und genau das macht mir auch immer wieder ein wenig Angst. Über einen kleinen lokalen Möchtegern-Politiker kann man ja hinweg lächeln. Aber mit ein wenig mehr Bauernschläue ausgestattet und in höheren Positionen können solche Menschen dann sehr schnell eine Gefahr für die Allgemeinheit werden. Stichwort USA. Aber so weit muss man ja gar nicht schauen. Auch hier in Wermelskirchen versuchen sich ein paar eigenartige Gestalten in oder an der Politik. Und diesen Gestalten muss man auf jeden Fall deutlich machen – soweit überhaupt möglich, sachlich und argumentativ – dass sie als Volksvertreter absolut ungeeignet sind. Und deshalb finde ich diesen Beitrag hier absolut richtig, auch wenn das Kind grad mal wieder nach „Mama“ schreit!

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