Creative Space im Eifgen

VON WOLFGANG HORN

Am Loches-Platz wird gebaut, auf dem ehemaligen Rhombusgelände und im Eifgen soll gebaut werden. Die Industriebrache neben der Stadtumgehung Dellmannstraße ist ein Riesenprojekt, das vermutlich der finanziellen Kraft vieler oder mindestens mehrerer Investoren bedarf. Das ehemalige Schwimmbadgelände im Eifgen, unterhalb des Kulturtempels der Wermelskirchener Kulturinitiative, Haus Eifgen, mit den bislang von einem Kunstschmied bewirtschafteten und unter Denkmalschutz stehenden zwei Häusern ist dagegen ein eher kleines Projekt, das bereits einen potentiellen Investor gefunden hat. Allerdings trifft dessen Vorstellung und Entwurf nicht auf die ungeteilte Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger, die sich einmal mit diesem Vorhaben befaßt haben. Davon zeugen etwa auch Leserbriefe in der Lokalpresse.

In den letzten Tagen nun hat eine Jugendinitiative, Bowl Church, eine Nutzungsidee für dieses Areal beschrieben und ist auf der Suche nach Spendern, um die Realisierung ihrer Ideen finanziell möglich zu machen. Hier als PDF-Datei das Konzept:

Das Eifgen ist nach seiner Hochzeit als Naturfreibad ein Areal für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, innenstadtnah und doch weit draußen in der Natur, abgeschieden, aber zugänglich, mit direktem Zugang zum Stadtzentrum bis zu den Hüpp-Anlagen.

Warum eigentlich soll man an dieser Grundkonzeption etwas ändern? Warum muß durch die Beteiligung eines Investors ein Stück Gemeinschaftlichkeit in privatwirtschaftliche Nutzung verwandelt werden? Mir scheint, durch weitgehend ehrenamtlich fundierte Restauration, Erneuerung und teilweisen Neubau, an deren Ende die Nutzung für Wermelskirchener Bürgerinnen und Bürger, für hiesige Gruppen und Netzwerke, für Jugendliche und andere Altersgruppen, womöglich im Verbund mit den Betreibern des Kulturhauses Eifgen steht, könnte im Eifgen modellhaft etwas gänzlich Neues geschaffen werden, das einen erheblichen Mehrwert gegenüber allen bisherigen Absichten und Planungen besäße. Dann aber erhebt sich die Frage, ob und warum eine derartige Jugendinitiative des Gelände wirklich kaufen muß. Könnte die Stadt das Areal der Bowl Church nicht langfristig zu einem relativ geringen Mietzins vermieten oder verpachten, so daß eingeworbene Gelder direkt in Restauration und Umbau fließen könnten? Die Stadt könnte auf diese Weise mittels eines Nutzungsvertrages sichern, dass das Areal wirklich allen Bürgern der Stadt zu Nutze sein kann, gleich ob Mitglied der Betreibergruppe oder nicht.

Creative Space paßt nach Wermelskirchen. Hier, wo das Autonome Jugendzentrum Bahndamm seit vielen Jahren selbstverwaltet der wichtigste Treffpunkt für die Jugend der Dellmannstadt ist, wo die Kattwinkelsche Fabrik zum unabhängigen Kulturtempel geworden ist, wo das Haus Eifgen von der Kulturinitiative wiederbelebt wurde und sich sozusagen als selbstverwaltetes Kulturzentrum zum überregionalen Kultur- und Musikmagneten entwickelt hat, hier könnte ein weiterer, quasi selbstverwalteter Kreativtreffpunkt eine gute Nachbarschaft vorfinden und bilden. Der Mut der jungen Leute von der Bowl Church muß lediglich mit Mut auf Seiten der Verwaltung und der politisch Verantwortlichen beantwortet werden.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Andreas Müßener
    • 10.04.21, 9:06 Uhr

    “Könnte die Stadt das Areal der Bowl Church nicht langfristig zu einem relativ geringen Mietzins vermieten oder verpachten, so daß eingeworbene Gelder direkt in Restauration und Umbau fließen könnten? Die Stadt könnte auf diese Weise mittels eines Nutzungsvertrages sichern, dass das Areal wirklich allen Bürgern der Stadt zu Nutze sein kann, gleich ob Mitglied der Betreibergruppe oder nicht.”

    Wirklich ein sehr sehr guter Vorschlag von Herrn Horn. Dass sich eine Gemeinde unten im Eifgen einkauft, um Menschen zu Jesus zu führen, ist absolut nichts Verwerfliches und tut unserer Gesellschaft sicherlich gut. Aber was ist mit Atheisten, Agnostikern, Gnostikern und einer Vielzahl von Menschen, deren Glauben nicht an eine zeremonielle Gemeinschaft gebunden ist? Weiterhin natürlich weitere Glaubensrichtungen und Kulturen, die dort keine Möglichkeit der Integration finden werden. So wäre es doch ein tolles Zeichen, wenn im Vorstand der Bowlchurch-Gemeinde z.B. ein Mitglied alevitischer Herkunft wäre, um für Weltoffenheit und dem Frieden innerhalb der Religionen zu werben.

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    • David Petersb
    • 18.05.21, 18:53 Uhr

    Meiner Meinung nach sollte der Creative Space dazu dienen, den Religions-Diskurs, der ihrem Beitrag zugrunde liegt, zu hinterfragen und zu problematisieren. Die Idee des Creative Space ist es, einen Ort des Austauschs und der Begegnung zu schaffen. Wieso wird der Mehrwert dieses Vorhabens von Ihnen negiert, nur weil die BowlChurch ein Verein ist, der auf christlichen Werten basiert. Die von Ihnen impliziere Aussage, dass ein christliches Label dafür zuständig sei, Menschen anderer religiöser Zugehörigkeit auszuschließen, empfinde ich als höchst problematisch.
    Eine weitere Anmerkung:
    Die Bowlchurch gilt lediglich als Initiator des Projekts des Creative Space. Wie ich es mitbekommen habe, liegt dem Projekt die Maxime zugrunde, dass JEDER willkommen ist (vgl. Konzept, S. 9)

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