NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXVI)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 10.580 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 264 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 9997 Neuinfektionen und 394 neue Todesfälle verzeichnet. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter angewachsen und befindet sich wieder auf dem Niveau vom Wochenbeginn und nahm am Donnerstag von 64,7 auf 65,4 neu registrierten Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu. Trotz des rückläufigen Trends bei der Zahl der Covid-19-Patienten ist die Zahl freier Betten auf Intensivstationen in Deutschland seit Jahresbeginn ungefähr konstant geblieben. Operationen, die verschoben worden waren, würden derzeit wieder durchgeführt oder sogar verstärkt nachgeholt, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). “Entsprechend liegen die Patienten nach großen Herz-OPs oder schweren Tumor-Resektionen derzeit wieder in größerer Zahl auf den Intensivstationen.” Die Quote der Erstimpfungen liegt bei knapp 5,5 Prozent, die der Zweitimpfungen bei 2,7 Prozent. Intensivmediziner gehen angesichts des Öffnungs-Fahrplans von Bund und Ländern von einer deutlichen Zunahme der Corona-Fälle aus. “Ich rechne damit, dass wir durch die beschlossenen Öffnungsszenarien deutlich steigende Zahlen von Neuinfektionen erleben werden – und dann auch vermehrt Intensivpatienten mit Covid-19”, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx. “Die Sorge ist, dass wir in eine dritte Welle rutschen.” In der aktuellen Virus-Lage bleibt es bei zwei Bundesländern, die sich mit ihrem Fallaufkommen unter der Obergrenze von 50 neu registrierten Corona-Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner bewegen. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge liegt nun Schleswig-Holstein (47,0) am deutlichsten unter der 50er-Schwelle, gefolgt von Rheinland-Pfalz (47,5). Das höchste Fallaufkommen im Ländervergleich weist den RKI-Daten zufolge weiterhin Thüringen auf. Dort ist der Wert von 127,5 auf 128,9 angewachsen. Der Freistaat liegt somit weiter als einziges Bundesland über der 100er-Marke. Besser sieht es in Baden-Württemberg und Niedersachsen aus, die sich im 50er-Bereich bewegen. Alle übrigen Bundesländer bewegen sich zwischen 60 und 100 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner. Für zahlreiche deutsche Regionen gibt es mit Blick auf die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz vorerst keine Grundlage für zeitnahe Öffnungsschritte: Von den 412 Regionen, die das Robert-Koch-Institut ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), überschreiten 63 die von Bundeskanzlerin Angela Merkel als “Notbremse” bezeichnete 100er-Marke (Vortag: 60) – sie sind also von den bei den Bund-Länder-Beratungen vom vergangenen Mittwoch vereinbarten Lockerungen weit entfernt. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge liegen von den 20 Regionen mit den höchsten Werten allein zehn in Bayern und acht in Thüringen. Mehr als 100 Kinder müssen wegen Corona-Fällen im Landkreis Nordwestmecklenburg in Quarantäne. Betroffen sind davon allein alle 88 Kinder und 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Kita in Wismar, wie der Landkreis mitteilte. Betroffen sind demnach ebenfalls Kinder einer Grundschule und einer Kita in Schönberg sowie einer Kita im Dorf Mecklenburg. Die Quarantäne ist den Angaben zufolge jeweils mindestens bis zum Freitag der kommenden Woche angeordnet worden. Die Zahl der bei Corona-Neuinfizierten in Niedersachsen festgestellten Mutationsfälle steigt weiter kräftig an. Bis zum Donnerstag waren insgesamt 3788 davon nachgewiesen, in 3685 von ihnen handelte es sich um die britische Variante, wie das Landesgesundheitsamt in Hannover mitteilte. Vor einer Woche betrug die Zahl der Mutationsfälle noch 1394. In einem Fleischwerk von Edeka Südwest in Rheinstetten sind Dutzende Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Ein Sprecher des Landratsamts Karlsruhe berichtete von 69 positiv Getesteten und 140 Kontaktpersonen, die in Quarantäne bleiben müssten. In einem Fall sei die zuerst in Großbritannien nachgewiesene mutierte Variante des Virus bestätigt worden. Das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hält den Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca für ebenso gut wie die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Allerdings würden für den Vektorimpfstoff mehr Verdachtsfälle von Nebenwirkungen gemeldet als für die beiden mRNA-Impfstoffe. Die Melderate unerwünschter Reaktionen sei bei Astrazeneca “vergleichsweise höher”, berichtete das PEI. Daraus könne aber “nicht zwangsläufig auf eine höhere Reaktogenität des Impfstoffes geschlossen werden, da die erhöhte Melderate auch mit der erhöhten medialen Aufmerksamkeit für den Impfstoff und den unterschiedlichen Altersgruppen der geimpften Personen zusammenhängen könnte”. Als erstes deutsches Bundesland zählt Nordrhein-Westfalen insgesamt eine halbe Million Personen, die von einer laborbestätigten Infektion mit dem Coronavirus als genesen gelten. Das NRW-Gesundheitsministerium gibt die Zahl der Genesenen aktuell mit 501.100 an. Hierbei handelt es sich allerdings um eine grobe Schätzung, da die Behörden keine offiziellen Daten zu überstandenen Infektionen erheben. In dem einwohnerstärksten Bundesland liegt die Gesamtzahl der bisher laborbestätigten Sars-CoV-2-Ansteckungen seit Pandemiebeginn bei 540.416. Insgesamt zählt NRW seit Beginn der Pandemie 13.310 Todesfälle. Der Deutsche Hausärzteverband hat die Bund-Länder-Beschlüsse zu möglichen Öffnungsschritten nach monatelangem Corona-Lockdown als schwer nachvollziehbar kritisiert. Der vorgelegte Stufenplan sei “teilweise unverständlich und wenig durchdacht”, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt. Nach langer Perspektivlosigkeit erwarteten die Bürger konkret umsetzbare Strategien und praktikable Maßnahmen, um aus der Pandemie rauszukommen. Dass aber etwa bei lokal begrenzten Virusausbrüchen weiter ganze Landkreise Beschränkungen unterliegen sollten, sei “weder erklärlich noch tauglich.” Mit Blick auf die Schnelltests bemängelte Weigeldt, es sei viel zu spät und zu wenig bestellt worden. Und niemand wisse derzeit, wann diese Tests in welchem Umfang und an welche Stellen geliefert würden. Es sei ein Ansturm auf die Hausarztpraxen zu befürchten, “der dann in Enttäuschung endet, weil keine Tests vorhanden sind.” Die Corona-Pandemie trifft einem Bericht zufolge vor allem die unteren Einkommensschichten. Bis Ende August 2020 mussten bereits 15,5 Millionen Haushalte in Deutschland Einkommenseinbußen hinnehmen, wie die “Süddeutsche Zeitung” unter Berufung auf den Entwurf des sechsten Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung berichtete. Darunter zu leiden hätten vor allem Gering- und Normalverdiener. Mehr als die Hälfte der Länder in Europa haben in der vergangenen Woche einen Anstieg der Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Wie das Europabüro der Weltgesundheitsorganisation WHO mitteilt, ist die Anzahl der Neuinfektionen um neun Prozent gestiegen. Damit habe der vielversprechende Rückgang der letzten sechs Wochen gestoppt. Die Virusvariante B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien auftrat, sei inzwischen in 43 der 53 europäischen Länder aufgetreten. Die südafrikanische Mutation B.1.351 sei in 26 Ländern, die brasilianische Variante in 15 Ländern gemeldet worden. Ein kirchliches Altenheim im Westen der griechischen Halbinsel Peloponnes hat zwei Mitarbeitern gekündigt, weil sie sich nicht impfen lassen wollten. “Wir haben ihnen 15 Tage Zeit gegeben, sich impfen zu lassen oder ein Attest vorzulegen, warum eine Impfung nicht möglich ist – aber sie waren unnachgiebig und sagten, das käme für sie nicht in Frage”, sagt Metropolit Germanos, Kirchenoberer des Bezirks Elis, dem Onlineportal Patrisnews. “Eine Impfung ist notwendig”, sagt der 89-jährige Geistliche weiter. “Wir mussten die Mitarbeiter leider entlassen, damit die Gesundheit der Heimbewohner und des Personals nicht gefährdet wird.” In Griechenland ist die Impfbereitschaft generell hoch – bei einer entsprechenden Umfrage gaben 80 Prozent der Teilnehmer an, sich impfen lassen zu wollen. In Frankreich sind nach Regierungsangaben 60 Prozent der neuen Positiv-Tests inzwischen auf die zuerst in Großbritannien nachgewiesene, ansteckendere Mutation zurückzuführen. Deswegen habe sich die Verbreitung des Virus in den vergangenen zwei Wochen beschleunigt, sagt Ministerpräsident Jean Castex. In Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko solle nun verstärkt geimpft werden. Österreichs Gesundheitsministers Rudolf Anschober (Grüne) hat die Corona-Prognosen für sein Land als alarmierend bezeichnet. “Das Ruder zeigt leider in die falsche Richtung”, sagte Anschober in Wien. Nach jüngsten Daten des Covid-Prognose-Konsortiums droht die Sieben-Tage-Inzidenz von jetzt rund 165 auf 228 nächste Woche zu steigen. Ein besonders hoher Wert von rund 320 sei im Bundesland Salzburg zu erwarten. Bis zum 17. März sagen die Forscher auch einen spürbaren Anstieg der mit Covid-Patienten belegten Klinikbetten voraus. Die Reproduktionszahl sei auf 1,14 gestiegen. Die Zahl der Neuinfektionen in Polen lag am Donnerstag bei 15.253. Von Dienstag auf Mittwoch hatte sie sich von 7937 auf 15.698 nahezu verdoppelt. Polen hatte im Februar einige Beschränkungen gelockert, allerdings angekündigt, diese wieder zurückzunehmen, sollte sich die Lage verschlechtern. Ungarn verschärft den Lockdown. Grundschulen sollen bis Anfang April, Geschäfte ab Montag bis zum 22. März geschlossen werden. Ausgenommen sind Lebensmittelläden. Hintergrund sind die rasant steigenden Infektionszahlen. Bislang gibt es in Ungarn einen Teil-Lockdown bis zum 15. März. Weiterführende Schulen sind bereits geschlossen, ebenso Hotels und Restaurants. Essensangebote außer Haus sind allerdings erlaubt. Neuseeland will nach einem rund einwöchigen Lockdown die Corona-Beschränkungen in der größten Stadt Auckland von Sonntag an wieder lockern. Dann dürften unter anderem Schulen und Geschäfte regulär öffnen. Zudem seien Versammlungen von bis zu 100 Menschen unter Einhaltung von Abstandsregeln erlaubt. Nach der Meldung einer einzigen Corona-Neuinfektion wurde in Auckland am vergangenen Sonntag ein Lockdown verhängt. Trotz rekordhoher Totenzahlen fordert Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro seine Landsleute auf, das Jammern zu unterlassen. “Wie lange soll das Geheule noch weiter gehen?”, fragt Bolsonaro bei einer Versammlung. Die Bevölkerung könne sich nicht länger verkriechen. Keiner könne das mehr ertragen. Er bedauere die Todesfälle. Es müsse aber eine Lösung gefunden werden. In Brasilien sterben derzeit so viele Menschen an Covid-19 wie noch nie. 1910 Menschen sind nach Daten des Gesundheitsministeriums vom Mittwochabend (Ortszeit) innerhalb von 24 Stunden gestorben. Der bisherige Höchstwert lag am Dienstag bei 1641 Toten. Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps. Brasilien ist weltweit eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.

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