Wut, Trauer, Verzweiflung

Online-Demonstration morgen 18 Uhr: Ein Jahr nach den Morden von Hanau

VON WOLFGANG HORN

Wermelskirchen | Ein Jahr nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau haben Überlebende und Angehörige der Opfer immer noch mit ihrem Trauma zu kämpfen. Und sie fordern endlich eine Aufarbeitung der Tat durch die Politik – denn noch immer sind viele Fragen offen. Der Attentäter hatte sich nach seiner Tat selbst gerichtet und aus diesem Grunde wurde nicht weiter ermittelt. Ein Jahr also ging vorüber, ohne daß die Hinterbliebenen der Opfer Antworten auf ihre Fragen erhielten. Sind bei den Ermittlungen Fehler begangen worden? Hätte man vor der Tat auf den Täter und seine rassistische Gesinnung aufmerksam werden können? Warum hatte der Täter eine Waffenbesitzkarte? Warum hat die Polizei bis heute kein Gespräch mit Opfern und Hinterbliebenen geführt? Warum müssen sie sich vom überlebenden Vater des Täters rassistisch verunglimpfen lassen? 

Das Attentat von Hanau in zwei Shisha-Bars mit neun Ermordeten und vielen Verletzten, das die schrecklichen neun Monate von der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lücken in Kassel über den Angriff auf die Synagoge in Halle mit der Ermordung unbeteiligter Passanten abschließt, zeigt, wie fragil die gesellschaftliche Lage in Deutschland immer noch ist. Wer davon ausging, daß nach der Selbstenttarnung des NSU, des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), rassistische und rechtsextremische Gewalt keine Rolle mehr spiele, ist auf schreckliche Weise eines Besseren belehrt worden. Die Demokratie und der Rechtsstaat in Deutschland sind immer noch der großen Gefahr rassistischer und rechtsextremistischer Gewalt und politisch-parlamentarischer Aktivitäten einer völkisch-nationalistischen Partei ausgesetzt.

Die demokratische Zivilgesellschaft muß über die Grenzen politischer Parteien, von Konfessionen, sozialen Schichten, Arbeit oder Bildung hinweg gemeinschaftlich die Existenz der Demokratie in unserem Land schützen gegen die Angriffe von Rechts. Aus diesem Grund werden wir morgen Abend um 18 Uhr eine Online-Demonstration im Salon des Forum Wermelskirchen durchführen, um deutlich zu machen, daß wir an der Seite der Opfer rassistischer Gewalt stehen, daß wir uns ihre Forderungen nach Transparenz und lückenloser Aufklärung der Gewalttat und ihrer Hintergründe zu eigen machen und unterstützen. Wir wenden uns gegen jede rechte Gewalt, gegen die rassistische Spaltung der Gesellschaft, auch gegen strukturellen Rassismus, rechte Positionen in den Sicherheitsorganen des Landes, in der Polizei, der Bundeswehr, in Behörden, beim Verfassungsschutz.

Adelheid Schmitz, Diplom-Sozialpädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Hochschule Düsseldorf, wird einleitend etwas zur gesellschaftlichen Kontinuität und der politischen Stärke des Rechtsextremismus im Land sagen. Die Arbeitsschwerpunkte von Adelheid Schmitz sind Prävention und rassismuskritische Weiterbildung von Multiplikator*innen sowie historisch-politisch Bildungsarbeit zur Aufklärung über Rechtsextremismus, Rassismus, Diskriminierung und gesellschaftliche Ausgrenzung. Adelheid Schmitz engagiert sich außerdem im Vorstand von Lobby für Demokratie e.V., der 2018 gegründet wurde.

Nehmen Sie teil, zeigen Sie sich solidarisch mit den Opfern und Hinterbliebenen rassistischer Gewalt und rechtsextremistischen Terrors, treten Sie ein für die Sicherung unserer demokratischen Gesellschaft und des Rechtsstaates. Über den folgenden Link können Sie an der Online-Demonstration morgen Abend ab 18 Uhr teilnehmen: 

https://gib-gab.eu/ForumWKHanau

Das Programm für das Online-Treffen ist Jitsi.Meet. Wir nutzen einen Server des Wermelskirchener IT-Unternehmens Backroads mit der Internetadresse gib-gab.eu. Gibble Gabble ist Englisch und bedeutet “Gebrabbel”. Das Programm ist vollkommen verschlüsselt und die Daten landen eben nicht bei einem Provider außerhalb unseres Landes. Sie können mit uns demonstrieren über Computer, über Ihr Handy oder ein Tablet. Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an das Forum Wermelskirchen. Im Impressum finden sie entsprechende Angaben. Hier nun das Feature “Ein Jahr nach Hanau” von Murat Koyuncu, das am 16. Februar in WDR 5 “Neugier genügt” ausgestrahlt worden ist.

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  1. Wir freuen uns, dass wir das Forum Wermelskirchen bei dieser engagierten Aktion unterstützen können. Unsere Plattform Gib Gab steht für weitere regionale Projekte herzlich offen. Sie können gerne mit mir Kontakt aufnehmen. Oliver Meding | Webagentur Backroads

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