Ein Wort zum Montag, dem 7. September 2020
VON CORNELIA SENG
„Der Duft der Rose soll dich an den Propheten Mohammed erinnern, er ist Liebe und Gerechtigkeit.“ Die junge, sympathische Muslima erinnert sich an diesen Spruch ihrer Großmutter. Sie riecht an einer Rose und atmet den Duft ein. Wir machen einen Spaziergang auf der Roseninsel im Bergpark Wilhelmshöhe.

So wie sie ihren muslimischen Glauben lebt, muss sich wohl Mouhanad Khorchide, Professor für Islamstudien und islamische Religionspädagogik in Münster, den Islam vorstellen. Vor kurzem hat er ein Buch geschrieben: „Gottes falsche Anwälte – Der Verrat am Islam“ (Herder-Verlag 2020). „Falsch“ sind seiner Meinung nach vor allem die Unterwerfungsstrukturen, die sich im Islam schon gleich nach dem Tod des Propheten herausgebildet haben. Der Islam werde missbraucht, um Menschen gefügig zu machen.
Doch Gott wolle freie, mündige Menschen. „Gott ist Liebe und Barmherzigkeit“, wird er nicht müde zu betonen. “Gott will alles für den Menschen. Er will ihm Glück und Freude schenken, ohne seine Freiheit einzuschränken“ (S. 229f). Das klingt gut. Damit wäre der Islam offen für gleiche Rechte für Mann und Frau. Er wäre offen für Selbstbestimmung, für Religionsfreiheit.
Doch Khorchide weiß auch, dass die Veränderung nur von den Muslimen selber kommen kann. „Nur kritisch reflektierte Muslime können den Islam befreien“ (S.235), sagt er. Ob der „Duft der Rose“ eines Tages durch die muslimische Welt ziehen wird?
Für Juden und Christen sind die Worte der Heiligen Schrift „süßer als Honig“ und „ein Licht auf meinem Weg“ (Ps.119,103f). Es sind die Worte der Heiligen Schrift, die Christen und Juden immer wieder an die „Gottebenbildlichkeit“ des Menschen erinnern. Sie verpflichten zur Menschenwürde. Sie ermahnen zur Einhaltung der Menschenrechte für die Menschen in den europäischen Flüchtlingslagern genauso wie in Syrien und Saudi-Arabien.
