VON WOLFGANG HORN
Heftige Wellen schlägt ein vollkommen mißraten-unbürgerlicher Offener Brief der angeblich bürgerlichen Fraktionen im Wermelskirchener Stadtrat an Bürgermeister Bleek und den Ersten Beigeordneten Görnert, in dem das Ordnungsamt wegen seines Umgangs mit hiesigen gastronomischen Betrieben attackiert und kritisiert wird. Als Folge des Briefes kursieren diverse Pressemeldungen im Netz und auch hier im Forum, Beiträge und Kommentare sowie zuletzt eine aktuelle Stellungnahme der Verwaltung.
Viel Lärm um nichts? Wie in der gleichnamigen Komödie von Shakespeare geht es in der Provinzposse von Klicki, Rehse & Co. um Vermählungspläne, wir sind ja in der Wahlzeit, also um Koalitionsabsichten, um Intrigen, wir sind ja in der Wahlzeit, also will man politischen Gegnern am Zeug flicken, um Irrungen und Wirrungen.
Was aber als Wahlkampfbeitrag mit Knalleffekt geplant war, wird mehr und mehr zum Rohrkrepierer. Erstens: Die öffentliche Attacke richtet sich gegen Ämter und Personen der Verwaltung aus dem eigenen Parteienspektrum. Zweitens: Treffen wollte man den Bürgermeister. Drittens sollte der Brief Solidarität mit den coronagebeutelten Gastronomen in der Stadt signalisieren.
Nur: Noch bevor der Brief veröffentlicht worden ist, hat es hinter den Kulissen schon Gespräche in der Verwaltung wie auch mit Inhabern verschiedener gastronomischer Betriebe in der Stadt gegeben. Der Bürgermeister war schon aktiv, als Rehse & Co. noch formulierten.
Weiter: Im offenen Brief wird insinuiert, die Verwaltung mache sich mit „Under-Cover-Einsätze(n)“ als „Agent Provocateur“ mit unlauteren, womöglich gar ungesetzlichen Mitteln über die hiesige Gastronomie her. Tja. Starker Tobak. Handelte es sich bei den Parteien, die diesen Offenen Brief zu verantworten haben, wirklich um die bürgerliche Elite in der Stadt, wäre dieser Vorwurf doch zu allererst geprüft und in einem Gespräch mit den Verantwortlichen behandelt worden. Bürgerlich heißt ja auch, die Form zu wahren, die Reihenfolge, das Argumentationsniveau. Nein. Wir befinden uns im Wahlkampf. Jetzt ist Getöse angesagt, nicht der feine Max. Der Haudrauf regiert jetzt die Politik.
Die betroffenen Gastronomen sehen sich unversehens in den Senkel gestellt. Sie, die schon Gespräche mit und in der Verwaltung geführt hatten, können sich der zweifelhaft-anrüchigen Solidarität von Rehse & Co. nicht erwehren. Durch den öffentlichen Rumor allerdings sind die Gesprächsvoraussetzungen natürlich nicht besser geworden.
Kurzum: Viel Lärm um nichts? Nein. Viel Lärm, viel Qualm, viel Getöse. Wie man es gewohnt ist in Wermelskirchen, wenn man sich in die Hände des größten politischen Raufbolds in der jüngeren Geschichte der Kleinstadt mit Herz begibt. Um nichts? Nein. Es geht um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt. Also darum, daß die Regeln eingehalten werden, von allen, die die Menschen vor einer Coronainfektion schützen sollen. Da gibt es keine Ausnahme. Und auch keinen Auslegungsspielraum, also auch keinen Hebel für Lobbyarbeit nach dem Motto „Das kriegen wir in der Verwaltung schon geregelt!“
Unangemessenes Getöse aus durchsichtigen Wahlkampfgründen. Mehr nicht und nicht weniger. Alles, nur nicht bürgerlich.
Kein Wunder also, daß es in einem Kommentar auf die Stellungnahme der Verwaltung heißt, man solle diese werten als “Hinweis an die Verfasser des Offenen Briefes, sich doch bitte zum Teufel zu scheren und sich den Brief dorthin zu stecken, wo die Sonne niemals scheint.” Zutreffend beobachtet.
Das Zitat belegt dann wohl, dass ich nicht gerade ein Freund geschliffener Worte und feingeistig-ziselierter Formulierungen bin…
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Warum?