VON WOLFGANG HORN
Wermelskirchen | “Für Höhrather Kinder gibt es keine Kita-Plätze”, titelt heute der Chef der größten der beiden (?) Lokalzeitungen, um eine Pressemitteilung von Jochen Bilstein zu überschreiben, der sich namens der SPD-Fraktion im Rat dem Dilemma widmet, daß eine Familie weder in Solingen, noch in Wermelskirchen einen Kitaplatz erhalten wird.
Das ist die hohe Kunst des Journalismus. Wie man aus einer Pressemitteilung, die nachdenklich und abwägend, die Zwangslage der Entscheider ebenso würdigend wie das Dilemma der betroffenen Familie formuliert worden ist, die apodiktische-herzlose und knallhart-entschiedene Überschrift herleitet.
Mehr noch: Die SPD-Fraktion stelle sich vor “ihren” Bürgermeister. Einmal abgesehen davon, daß Rainer Bleek der Bürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger ist, so wie es bei Eric Weik war, bei all dessen Vorgängern, ob Michael Heckmann oder Heinrich Niehaves oder Heinz Voetmann, kann es doch nicht erstaunen, daß die Partei, der Bleek angehört, würdigt, daß die Entscheidung (nicht nur des Verwaltungschefs, sondern auch der ganzen Kette seiner Mitarbeiter, die an diesem Fall beteiligt waren und keineswegs allesamt der gleichen Partei angehören) sich der Frage widmet, ob die Amtspflicht und die Verantwortung für Wermelskirchener Mitbürger das Vorgehen gebiete.
Nein, die hohe Schule des Journalismus läßt in einem solchen Fall aus der Amtspflicht eine “Amtspflicht” machen. Die Anführungszeichen signalisieren, daß der Journalistenprofi die Amtspflicht nur für eine vermeintliche Amtspflicht hält, sie in irgendeinem Sinne also “vorgeschoben” sei, eine “Sozusagen-Amtspflicht”.
Also: Hat der Bürgermeister die Verpflichtung, zunächst einmal im Sinne der Bürger Wermelskirchens zu entscheiden oder nicht? Und: Was, wenn die Verwaltung zugunsten Solinger Kinder entschieden hätte und mithin gegen Wermelskirchener? Hätte die Lokalzeitung dann ebenso vorbehaltlos hinter der Entscheidung gestanden, wie sie sie jetzt diskreditiert?
Antworten wird man kaum erwarten dürfen. Schade eigentlich. Nein, nein, mit Wahlkampf hat das alles nichts zu tun. Ganz gewiß nicht.
Vielen Dank für die Klarstellung! Ich hoffe, dass die Wahlkampfaktivitäten der Presse in Person von Herrn Teifel von der Bergischen Morgenpost nicht wieder so Ausmaße annehmen wie 2009. Wir würden uns zumindest gerne auf Inhalte konzentrieren – wie zum Beispiel die Schaffung ausreichend vieler KiTa-Plätze. Dafür werden wir uns weiter einsetzen! (… und dafür sogar den für den Bereich zuständigen CDU-Dezernenten unterstützen)
Wie hätten eigentlich Frau Lück und Herr Frommenkord in dieser Sache entschieden? Gibt es da schon Statements?
Wieso? Das ist doch lediglich whataboutism.
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Meine Fresse, blamiert sich die Zeitung mal wieder. Die richtige Überschrift müsste lauten “Solinger Kinder haben keinen rechtlichen Anspruch auf Kindergartenplatz in Wermelskirchen”.
(Warum muss ich eigentlich andauernd die Überschriften der hiesigen Käseblätter korrigieren?)
Die Diskussion würde sich gar nicht stellen, wenn die Familie nach Buxtehude, Immekeppel oder Paselackistan verzogen wäre. Wegen der 500 m (?) sind die Leute eben keine Wermelskirchener Bürger mehr, sondern Solinger. Die fußgängige Entfernung spielt überhaupt keine Rolle, zumindest rechtlich.
Polemik gegen den amtierenden Bürgermeister und damit gegen die Verwaltung auf niedrigstem Niveau. Letztendlich wird aus “Ja denkt denn keiner an die Kinder?” eine journalistische Schmierenkomödie konstruiert.
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-