Gedanken zur “Systemrelevanz”

Ein Wort zum Montag, dem 4. Mai 2020

VON CORNELIA SENG

Ich bin Rentnerin. Ich bin nicht “systemrelevant”. Wie Künstler und Kirchen. Den Kirchen werfen manche Leute das vor. Es klingt wie: “Seht ihr, man braucht euch nicht”. 

Doch Gottesdienst zu feiern, war noch nie “systemrelevant”. Gerade darin liegt seine Bedeutung. Wenn Gottesdienst gelingt, ist er lebensrevelant und deckt vielmehr die Schwachstellen des gesellschaftlichen Systems auf. Seine Bedeutung bekommt er allein aus dem Wort Gottes. 

Dietrich Bonhoeffer ging in den Widerstand, als seine Kirche mehrheitlich “systemrelevant” wurde, gleichgeschaltet wurde mit der herrschenden nationalsozialistischen Gesellschaftsform. Auch in der DDR war Kirche nicht “systemrelevant”, vom sozialistischen System wurde sie misstrauisch beobachtet. Und hatte nicht einst Martin Luther mit seiner Erkenntnis aus der Heiligen Schrift das alte Gesellschaftssystem des Mittelalters zum Einsturz gebracht? 

Jesus sagt: “Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen” (Mk. 2,27). Auch das Gesellschaftssystem hat dem Leben zu dienen, nicht umgekehrt. Niemand muss sich rechtfertigen, weil er nicht “systemrelevant” ist oder weil er das System der Gesellschaft vielleicht sogar belastet.

Über die Relevanz meines Lebens entscheidet Gott ganz alleine. Von ihm hat es seine Bedeutung.

Auch das gefällt mir an der Initiative OMAS GEGEN RECHTS: Sie gibt alten Menschen eine Stimme. Sie sagt ihnen: Du bist wichtig in diesem Leben, Deine Stimme zählt!

Allen einen gute Woche und Freude am nicht “systemrelevanten” Leben!