Rassistischer Terror

VON WOLFGANG HORN

Hanau, Halle, Kassel. Kein Jahr ist vergangen. Vierzehn Menschen haben Ihr Leben verloren. Viele leben in Angst. Solche, die anders aussehen, von anderswo herkommen, einen dunkleren Teint haben, eine andere Religion, schwarze Haut oder Haare. Die völkische Saat scheint aufzugehen. Der rassistische Terror erhebt sein Haupt. Erneut. Nach dem des NSU, des „nationalsozialistischen Untergrunds“.

Angetrieben von der Ideologie der „Herrenrasse“, der überlegenen Weißen, der guten Deutschen und ihrer Kultur. Vor wenigen Tagen ist eine weitere Terrorzelle aufgeflogen, kurz bevor sie aktiv werden und Menschen in Moscheen ermorden konnte. Das Geschwafel vom „Bevölkerungsaustausch“ führt dazu, daß Wirrköpfe, Spinner, Loser oder anderswie armselige Gestalten zur Waffe greifen, nachdem sie krude Texte ins Internet abgesondert haben und mithin glauben, wichtig zu sein. Verrückt oder verbohrt, einerlei: Es ist der Rassismus, es ist die rechtsextremistische Idee der völkischem Reinheit und der Überlegenheit der Weißen, die diese Verbrechen evoziert. Selbst die verbohrtesten Eigenbrötler wissen, daß man niemanden für die Durchsetzung seiner politischen Ziele umbringen darf.

Und: Es ist nicht mehr nur die Saat der übelsten völkisch-nationalistisch verblendeten Rechtsextremisten, die jetzt ihre Opfer fordert. Selbst Menschen aus anderen politischen Gruppen, vermeintlich bürgerlich daherkommenden Zirkeln, sind an diesem fatalen Stimmungswandel im Land mitschuldig. Wer im Internet beispielsweise schreibt: „Ehrlich wäre es zu sagen, dass es bestimmten Kreisen nur darum geht, Menschen nach Europa zu locken und zu transportieren um Europa ethnisch, religiös, sprachlich, kulturell etc. zu verändern“, ist beteiligt am politischen Klimawandel, an rassistischer Stimmungsmache, an der Schürung ausländerfeindlicher Ressentiments.

Mit den schrecklichen Morden von Hanau gestern rächt sich auch, wieder, daß die Mehrheit des Stadtrates vor einigen Monaten eine Debatte darüber nicht führen wollte, wie auch Kommunalpolitiker mit xenophoben Äußerungen vor allem in den sozialen Netzwerken zur Verhärtung des politischen Klimas beitragen, zur Spaltung der Gesellschaft, zur Mobilisierung niedrigster inhumaner Instinkte.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Vanessa
    • 20.02.20, 16:35 Uhr

    Ich bin erschrocken, wie sehr Sich unsere Gesellschaft nach rechts orientiert! Hinsehen, aufstehen und den Mund aufmachen! Wir dürfen der braunen Brut in unserem Land keinen Zentimeter Platz geben.

    Ich habe das große Glück in eine Generation weit ab vom Krieg geboren zu sein. Ich möchte auf keinen Fall, dass sich die Geschichte wiederholt!

    Alle, die sich Fragen, warum die Generation unserer Großeltern alles „mitgemacht“ haben: jetzt sind wir dran, für eine gerechte und soziale Gesellschaft einzustehen!

    Meine Gedanken sind bei den Opfern dieser feigen Tat und deren Angehörigen!

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