“Man läßt keine Menschen ertrinken. Punkt.”

Kirche und Gemeinden sammeln Geld zur Seenotrettung

Radevormwald/Bergisches Land | Pfarrer Rogalla von der Stadtkirche in Remscheid sprach heute diesen fulminant-unumstößlichen Satz, diese unverrückbare christliche Grundüberzeugung im Verlauf eines Pressegesprächs aus, zu dem der Kirchenkreis Lennep nach Radevormwald eingeladen hatte: “Man läßt keine Menschen ertrinken. Punkt.” Es ging um Spenden für in Seenot geratene Flüchtlinge und für die Entsendung eines Seenotrettungsschiffs in das Mittelmeer im Frühjahr des kommenden Jahres.

“Nach wie vor ertrinken Menschen im Mittelmeer.” So heißt es in einem gemeinsamen Aufruf der Ökumenischen Initiative Wipperfürth/Radevormwald, der Diakonie im Kirchenkreis Lennep, des Evangelischen Kirchenkreises Lennep, der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Radevormwald und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Radevormwald.

Sie alle rufen zu Spenden auf, um Initiativen und Vereinen, die sich die Organisation der Seenotrettung und die Entsendung von Rettungsschiffen auf die Fahnen geschrieben haben, die finanzielle Unterstützung für ihre lebensrettende Arbeit zu ermöglichen. 

Der Pfarrer im Ruhestand und Erste Vorsitzender der Initiative, Peter Hennecke, der die Initiative ins Leben gerufen hatte, führte aus, daß Europa kläglich versagt habe. Jede staatliche Seenotrettung sei eingestellt worden, so daß nur noch private Initiativen Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer retten könnten. Das Mittelmeer, das “Mare Nostrum”, also: “Unser Meer”, berge derzeit mehr als 19.000 Körper ertrunkener Menschen.

Superintendent Hartmut Demski vom Evangelischen Kirchenkreis Lennep fragte sich, wie man denn kommenden Generationen erklären wolle, daß man Menschen in solch ungeheurer Zahl einfach hat ertrinken lassen und ihnen jede Hilfe verweigerte. Die EKD, also die Evangelische Kirche in Deutschland, habe mit anderen am Mittwoch dieser Woche ein breites bundesweites Bündnis von rund 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen geschaffen: United for Rescue

Dieses Bündnis kritisiert die Kriminalisierung der Seenotrettung und fordert faire Asylverfahren. Für den Bürgermeister von Palermo (Sizilien) etwa, Leoluca Orlando, ist ein Seenotrettung-Schiff eine deutliche Botschaft an die Europäische Union. Man müsse Sorge um die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer haben – und nicht Angst vor ihnen. Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie mit einem Verein “Sea-Watch” beabsichtige, ein Schiff ins Mittelmeer zu entsenden. Der Beschluss geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni zurück.

Ein Vertreter der Diakonie führte aus, daß es hier im Bergischen kein funktionierendes Netzwerk von Therapeuten und psychologischen Fachleuten zur Traumabehandlung gebe. Die geretteten Menschen, unter ihnen viele Kinder, kämen aber vielfach traumatisiert nach Deutschland, die erforderliche Behandlung werde indes nicht mehr von Kommunen oder dem Kreis finanziert. Kurzum: Wir retten womöglich Menschen aus Seenot, helfen ihnen dann aber nicht bei der Bearbeitung der seelischen Schäden, die aus der Seenot resultieren. Welch ein Abersinn.

Wipperfürth ist die erste Stadt im Oberbergischen, die sich zum sicheren Hafen erklärt hat. Die Kirchenvertreter fordern einhellig, daß sich weitere Städte diesem Vorbild anschließen und ihnen das Recht eingeräumt werde, mehr als die vom staatlichen Verteilungsmechanismus vorgesehenen Flüchtlinge aufzunehmen.

Spendenkonto: 

  • Volksbank Wipperfürth/Lindlar
  • DE04 3706 9840 5108 2370 17
  • Stichwort: Seenotrettung 

Gemeinsam Retten e.V. |

  • Herrenhäuser Straße 12 , 30419 Hannover 
  • Spendenkonto
  • IBAN DE93 1006 1006 1111 1111 93
  • KD Bank Duisburg BIC: GENODED1KDB
https://seebruecke.org/ekd-schickteinschiff/

Beitragsfoto: Sea-Eye e.V., Regensburg

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • stefan Wiersbin
    • 06.12.19, 16:37 Uhr

    “Man läßt keine Menschen ertrinken.Punkt.” Dem ist eigentlich nichts hinzu zufügen. – Doch es ist eben traurige Realität, dass sich alle in der Seenotrettung engagierten Organisationen ständig Rechtfertigen müssen. Eben auch, weil sich viele Christen, ihren christlichen Werte nicht verpflichtet fühlen, da sie Angst um ihren Wohlstand haben. Einem Wohlstand für den in anderen Teilen der Welt Menschen zu Hungerlöhnen arbeiten müssen. Und, dennoch wundern wir uns, – bei einer vernetzten Welt, in der es wenige Klicks braucht um zu schauen wie man in Berlin oder sonst wo in Europa lebt -, dass sich Menschen auf machen, um ein besseres Leben zu haben. Und Menschen die politisch, ethnisch oder auf Grund ihrer sexuellen Orientierung sich auf den Weg machen, haben ganz Gewiss keine andere Perspektive.

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