Thabilé

Musik aus dem Township im Haus Eifgen

VON WOLFGANG HORN

Wermelskirchen/Stuttgart/Dlamini | Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Diese sprichwörtliche Redensart hätte ich dem Volksmund zugesprochen. Aber sie entstammt in Wahrheit einem Gedicht des schottischen Dichters Thomas Campbell. Heute kommentiert man mit diesem Satz aus einem eher unbekannten Gedicht die ersten Anzeichen einer bevorstehenden Veranstaltung. Die Veranstaltung, um die es hier und heute geht, findet zwar erst in 423 Tagen statt, verdient es aber allemal, daß man jetzt schon einmal auf sie hinweist.

Thabilé ist in Town, wird in Town sein. Genauer: Im Haus Eifgen. Am 25. Oktober 2020. Thabilé. Die 31jährige Sängerin aus Dlamini, einem quirlig-agilen Township bei Soweto in Südafrika und einst Synonym für den schwarzen Widerstand während der Apartheid. Thabilé hat sich mittlerweile in der eher behäbigen Landeshauptstadt von Baden-Württemberg, Stuttgart, niedergelassen.

In ihren Liedern geht es Thabilé oft um die unbeschwerten Tage im Township, um die Armut, aber auch um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen. Sie erzählt von den Straßen voller Musik und Lachen – und davon, dass man auch mit sehr wenig glücklich und zufrieden sein kann: „barefoot all day, dancing all day“. „In Dlamini kannte jeder jeden – und jeder gehörte zur Familie. Als Kinder spielten wir den ganzen Tag mit selbstgemachtem Spielzeug. Hier habe ich – neben vielen anderen Dingen – gelernt, auch für die einfachen Dinge im Leben dankbar zu sein,“ erzählt Thabilé aus ihren Kindheitstagen.

Längst hat die 31-jährige Sängerin ihr Township verlassen. Sie hatte Ehrgeiz, kam über ein Wirtschaftsstudium ins Ausland und über Umwege schließlich nach Stuttgart, wo sie ihren kongolesischen Produzenten und Bandleader Steve Bimamisa kennenlernte und wo die beiden auch das erste und sogleich erfolgreiche Album einspielten – mit exzellenten Musikern, die zumeist auch bei den Live-Auftritten mit von der Partie sind. Die Band um die Sängerin verpackt die unterschiedlichen Einflüsse und Stilrichtungen gekonnt in ein mitreißendes Soundpaket. Die Arrangements sind geprägt vom Einsatz unterschiedlicher Instrumente, von Perkussionseinlagen und überraschenden Tempiwechseln, oft unterlegt von treibenden Rhythmen, auf die wieder ruhigere Passagen folgen. Und über allem schwebt der Schmelz von Thabilés warmer Stimme.

Seit der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums „Dlamini Echo“ konnte Thabilé einen Bühnenerfolg nach dem anderen feiern. Ab Februar 2020 wird die Künstlerin an diese Erfolge anknüpfen und erneut zahlreiche Konzerte in Deutschland geben. Und am 25. Oktober schließlich wird sie im Haus Eifgen ganz nahbar sein und das Soweto-Feeling ins Bergische bringen.

Zwischen den Auftritten findet die Künstlerin immer noch Zeit, sich auch anderweitigen Aufgaben zu widmen. So eröffnete Thabilé musikalisch die Bundesgartenschau in Heilbronn gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem baden- württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Oder sie wirkt bei dem Buch „Weltreise am Küchentisch – Stuttgarter Einwanderer kochen“ mit, bei dem die attraktive Sängerin auch als „Covergirl“ überzeugt. Ebenso wie bei einem anderen Buchprojekt: „Charakterköpfe: Stuttgarts Junge Wilde“, bei dem „erfolgreiche und unkonventionelle Persönlichkeiten“ porträtiert werden.

Ihre Lieder singt sie überwiegend auf Englisch, streut aber auch afrikanische Textzeilen ein: Xhosa, Zulu und Lingála heißen die Sprachen aus Südafrika und dem Kongo. Auch das ist authentisch. Vor allem wenn sie ihrem Publikum die Klicklaute ihrer Sprache beizubringen versucht. Nicht zuletzt diese Nähe der Sängerin zu ihrem Publikum macht ihre Auftritte zu Events, die noch lange im Gedächtnis nachhallen.

„Die Rheinpfalz“ schrieb: „Thabilé ist nicht nur eine begnadete Sängerin, sie ist eine unglaubliche Geschichtenerzählerin, die ihr Publikum nicht nur mit Inhalten, sondern auch durch ihre Präsenz verzaubert.“

Thabilé positioniert sich auch mit Statements gegen Rassismus, gegen Armut, gegen Missbrauch. Und doch erzählen ihre Songs auch von der Freude am Leben, an der Musik und am Tanzen. Und getanzt werden darf gerne. Dazu fordert Thabilé auch während ihrer Konzerte auf. 

Nur noch 423 mal schlafen und dann im Haus Eifgen das Konzert von Thabilé genießen. Und dabei tanzen. Da weiß man doch, worauf man sich freuen kann.

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