Buchtipp: Ein Gefühl von Zukunft

Menschen verlassen ihre Heimat, überschreiten Grenzen, betreten Neuland

VON WOLFGANG HORN

Marie-Louise Lichtenberg, bis vor zwei Jahren Lehrerin an der hiesigen Hauptschule und dort Gründerin des wohl einmaligen Leseclubs „Do it – Read a book!“, Künstlerin, Autorin und Leseförderin, hat sich auf eine, wie sie schreibt: „aufwühlende Reise“ begeben, ins eigene Land, in die eigenen Grenzen. 

Sie läßt Menschen zu Wort kommen, die ihre Heimat verlassen, Grenzen überschreiten und Neuland betreten mussten. Fremde mitten unter uns. Sie hat mit ihnen gesprochen, sie hat ihre Geschichte erfahren, sie hat sie porträtiert. Zugleich hat sie Deutsche gebeten, zu den Fremden Stellung zu beziehen, die Geschichte ihrer Begegnung zu schildern, von der Hilfe zu erzählen, die Erfahrungen versammelt, die Menschen in ihrer Rolle als Mentoren, Sprachlehrer, Vermieter, Arbeitgeber, Pflegeeltern oder Heimleiter aus Berlin, Bochum, Halle (Saale), Herne, Kleve, Köln, Odenthal, Remscheid, Wermelskirchen gemacht haben. 

So konnte Marie-Louise Lichtenberg berührende Texte zu Flucht, Frieden und der Kraft der Gemeinschaft versammeln, sie mit eindrucksvollen Porträtaufnahmen kombinieren und auf diese Weise ein eindrückliches Zeugnis für Mitmenschlichkeit geben, für Empathie, Respekt, Achtung und Würde.

Das Buch des Allitera-Verlages versammelt dreizehn verschiedene Fluchtgeschichten aus unterschiedlichen Ländern, 24 Stimmen aus der Bevölkerung, unter Ihnen die des amtierenden Bürgermeisters von Wermelskirchen sowie seines Vorgängers, die von hiesigen Politikern sowie vierzehn unterschiedliche Texte von Jugendlichen, solchen mit eher deutsch klingenden und solchen mit bald nicht mehr fremd klingenden Namen.

„Ich drücke gläserne Tropfen der Wut und Verzweiflung aus meinen Seelenfenstern.

Sie zerspringen am Boden der Schuld, auf dem ich stehe

und die Regenbogensplitter bohren sich in die Erde;

Auf dass sie die mächtigen Menschen dieser Welt treffen.

Nicht alle, dies geb’ ich gerne zu, verdienten einen solchen Dolchstoß.

Jedoch immer noch genug.“

Aus dem Text der vierzehnjährigen Schülerin Jana Eschmann mit dem Titel: Ja, ich weine

Marie-Louise Lichtenberg (Hg.) • Ein Gefühl von Zukunft. Menschen verlassen ihre Heimat, überschreiten Grenzen, betreten Neuland • Allitera Verlag München 2019 • 240 Seiten •ISBN 978-3-96233-154-2 • www.allitera.de • € 19,80

Am 18 Juni liest Marie-Louise Lichtenberg um 19 Uhr im Film-Eck auf der Telegrafenstraße aus ihrem neuen Buch.

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